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CLUSTERED VISION – Refraction

~ 2019 (Independent) – Stil: Modern Progressive Metal ~


Wenn ich ein Album, das eigentlich nicht meinem Beuteschema entspricht, freiwillig ein zweites Mal auflege, dann wurde so einiges richtig gemacht. So hier vom Quartett CLUSTERED VISION aus dem Lauterer Raum, deren CD mir eher zufällig in die Hände fiel.

Vom Äußerlichen her stand erst die Befürchtung im Raum, hier mit Metalcore oder ähnlichem Krach beschallt zu werden. Auch die Optik des Bandfotos spricht für maskulines Brüllen und Growlen kontrastiert mit Operngesäusel in Glassprengerfrequenzen. Jedoch, die Metalgötter scheinen ein Einsehen zu haben.

Eine nicht zu hohe, und auch auf Dauer nicht anstrengende Sängerin, Olivia Schick, beginnt das Album a-capella. „I’m falling, still falling. I’m waiting for a net to catch me.“, klingt traurig, wird aber gleich mit fetten Riffs geerdet. Überhaupt, die Gitarre. Das ganze Album bewegt sich zwischen groovig und hektisch. Teilweise erklingen gar fast progressive Töne, die sich nicht vor DREAM THEATERs ´Awake´ verstecken müssen.

Der schon erwähnte Album-Öffner ´Feeling Of Falling´ überrascht mich also schon mal. Noch mehr erfreut mich, dass, bis auf zwei oder drei kurze Ausnahmen, auf Extremgesang verzichtet wird.

Im dritten Song ´Panic Switch´ tauchen dann auch erstmals die besonders feinen Töne des Bassisten Mathias Möller ins Bewußtsein. Dessen Spiel zuzuhören macht mir das ganze Album besonders Freude. Ein weiteres Plus ist der wenig übertriebene Sound von Drummer Christian Matzke.

Mit ´What I Am´ („This was my journey, Don’t scaff at it‘ cause it made me what I am now!“) beginnt eine Reihe etwas sperriger, aber dennoch spannender Stücke. Mitgrölen bei Konzerten ist hier zum Teil nicht auf Anhieb drin (dafür hammer dann aber HAMMER KING), ordentlich die Rübe abschrauben sollte aber drin sein.

Track 6, ´Break-Out´, beginnt mit einem fast MAIDENesken Basslick. Daraus entwickelt sich ein schwer stampfender Track, der mit einem ruhigen, orientalischen Intermezzo angereichert ist.

Auch den vorletzten Song ´Welcome To The Masquerade´ möchte ich noch herausheben, der mit einem starken Refrain glänzt:

Welcome, this is the masquerade!
Welcome, soon the moment wil come,
When we take off all our hats and beards
And show our real face.

Das selbstproduzierte Debüt von CLUSTERED VISION kann sich hören lassen. Und es wird in nächster Zeit auch live vorgestellt, etwa am 28. September in der Kammgarn in Kaiserslautern, wenn die offizielle Release-Party steigt.

(7 Schorlen)

https://www.clusteredvision.de