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ANKHARA – Sinergía

~ 2018/2019 (Fighter Records) – Stil: Power/Heavy Metal ~


ANKHARA gehört in Spanien, wo sie in der Vergangenheit unter anderem auch bereits für SAXON eröffnet haben, zu den altgedienten und beliebten Bands, die aber Musikliebhabern außerhalb ihres Heimatlandes lediglich in absoluten Insiderkreisen bekannt sein dürfte. Eine Tatsache, die angesichts ihres neuen Albums wieder schmerzlich deutlich wird.

Aus der Formation, die sich 1995 in Madrid zusammen fand, sind bis auf ihren Schlagzeuger Jesús Alcalde, der die Band 2017 aus gesundheitlichen Gründen endgültig verließ und von Matías de Vallejo ersetzt wurde, alle Mitstreiter wieder an Bord. Neben dem aus dem nordspanischen Galicien stammenden Sänger Pacho Brea, der interessanterweise seine musikalische Karriere als Gitarrist bei einer Death Metal-Band begann, sind dies die beiden Gitarristen Alberto Marín und Cecilio Sánchez Robles sowie Sergio Martinez am Bass.

ANKHARA lieferte von 1999 bis 2003 im Zweijahresrhythmus drei bei ihrem spanischen Publikum gut bis sehr gut aufgenommene Scheiben ab, löste sich aber dennoch 2004 auf. Nach ihrer Reunion im Jahre 2013 dauerte es fünf volle Jahre, bis im Mai 2018 endlich ihr viertes Album ´Sinergía´ erschien. Während ihre ersten drei Alben noch beim international renommierten, aber längst dahingeschiedenen Label „Locomotive“ veröffentlicht wurden, mussten ANKHARA bei ihrem aktuellen Release auf das kleine, dem spanischen Rock und Metal verschriebenen Label „Rock Estatal Records“ zurückgreifen, was einem privaten Release annähernd gleich kommt. Um auch international wahrgenommen werden zu können, wird das Album nun von „Fighter Records“ neu aufgelegt, die neben einer CD-Version auch eine limitierte Auflage auf Vinyl anbieten werden. Zumindest die CD verfügt dabei über drei Bonusstücke. Es handelt sich hierbei um Live-Einspielungen zweier Songs vom Debüt und eines von ihrer dritten Scheibe, die beim „Barcelona Rock Fest“ Anfang Juli 2019 zum Besten gegeben wurden.

Gleich der Opener ´Te toca sufrir´ beginnt mit einem Hammergitarrenriff und Pacho Brea steigt mit seinem Gesang in einer Tonlage ein, mit der er auch problemlos ´Painkiller´ covern könnte. Ich kann mich nicht daran erinnern, ihn jemals so hoch singen gehört zu haben. Er wechselt dann aber schon bald in seine normale Stimmlage und setzt im weiteren Verlauf des Songs sein unverwechselbares, mit einem besonderen Timbre versehenes Organ im harmonischen Wechsel mit den melodischen Gitarren ein. Der Auftakt ist schon mal sehr gelungen und schraubt die Erwartungen auf den Rest der Scheibe hoch. Leider kann der nächste Song ´Ayúdame´ dieses Niveau meiner Ansicht nach nicht halten. Das Midtempostück bewegt sich nahe an der Belanglosigkeit. Nur die fetten Gitarrenriffs bewahren es vor dem Absturz. In meinen Augen das schwächste Stück der Scheibe. Aber vielleicht liegt das auch nur am stadiontauglichen Mitsingrefrain, auf die ich immer allergisch reagiere. Der Beginn von ´Sueña´ lässt aber wieder aufhorchen. Treibende, rockige Gitarren mit akzentuiert eingesetzten Soli dominieren das Stück und das Schlagzeug gibt mit einem Double-Bass-Rhythmusteppich die Geschwindigkeit vor. Insgesamt ein gutes und flüssiges Stück mit einem dieses Mal ordentlichen Refrain, bei dem Pacho sehr schön die Stimme hochzieht. ´Libertad´ beginnt sehr ruhig mit klaren Gitarrentönen und gefühlvoller Stimme, startet aber nach nicht einmal 50 Sekunden durch und entwickelt sich zu einem Midtempostück mit treibenden Riffs und Double-Bass-Spiel sowie einem, wie so häufig bei den Songs auf dieser Scheibe, gelungenen Gitarrensolo im Mittelteil.

Das fünfte Stück ´Sigo en pie´ beginnt zwar mit einer Tralala-Gitarre, entwickelt sich dann aber sehr schnell doch besser als befürchtet, was vor allem mal wieder den knackigen Gitarrenriffs zu verdanken ist. Gesanglich ist der Song insgesamt sehr gefällig und mit einem einschmeichelndem Refrain versehen, dem Pacho aber aggressiver gesungene Passagen im eigentlichen Songteil entgegensetzt. Bei ´En la Oscuridad´ sind zu Beginn akustische Klänge zu vernehmen, die aber schnell von einem melodischen Solo einer elektrifizierten Gitarre unterbrochen werden. Es entwickelt sich dann eine sehr gefühlvolle Powerballade, in welcher Pacho seine Stimme mit viel viel Gefühl einsetzt. Die Musik zu diesem Stück war bereits fertig komponiert als ANKHARA gefragt wurde, ob sie nicht ein Stück zum Sampler ´Metal por Mexiko´ beitragen möchten, dessen Erlös den Opfern des verheerenden Erdbebens vom 19. September 2017 zugutekommen sollte. Neben diesem Stück von ANKHARA befindet sich auf dem Sampler unter anderem auch ein Beitrag ihrer madrilenischen Kollegen von SILVER FIST, der Band des ehemaligen Sängers von MURO, Silverio Solórzano Meca.

Mit ´Tu última vez´ folgt dann ein für diese Scheibe typisches Stück. Treibender Rhythmus, schöne Gitarrensoli und -riffs und der typische melodische Gesang von Pacho. Zum wieder sehr rockigen ´De qué lado estás´ ist dann eigentlich bereits alles in den vorangegangenen Erörterungen von mir geschrieben worden. Bemerkenswert ist aber der in diesem Song prominent agierende Chor, der sehr schön mit der etwas höher gezogen Stimme von Pacho kontrastiert. Das letzte Stück ´Un buen día para morir´ bildet einen gelungenen Abschluss des regulären Teils dieser Scheibe und beinhaltet, trotz einiger technisch progressiven Gitarrenklänge, alle Trademarks des Albums und von ANKHARA im Allgemeinen. Hiermit schließt sich dann auch der Kreis. Der Titel des Albums (dt. Synergie) ist nicht zufällig gewählt worden, sondern soll verdeutlichen, wie gut die einzelnen Komponenten der Band miteinander harmonieren und sich gegenseitig ergänzen. Alle Musiker waren schließlich in der Zwischenzeit nicht untätig und haben in einer Vielzahl musikalisch sehr unterschiedlicher Bands und Projekten gewirkt, in denen sie sich logischerweise auch weitergebildet und weiterentwickelt haben.

Insgesamt eine sehr schöne Scheibe, die nicht nur  für einen sonnigen Sonntagnachmittag geeignet ist und die sich, wie die Band auch selber verlautbaren lässt, nahtlos hinter ihren beiden ersten Werken einreiht. (´Sombras del Pasado´ von  2003, bei welcher auch Victor Alonso an den Keyboards Teil der Band war, klingt um einiges progressiver.)

Führt man sich die Lieblingsbands der Mitglieder von ANKHARA vor Augen, nämlich JUDAS PRIEST, ACCEPT, VICIOUS RUMORS, RIOT, MERCYFUL FATE etc., so verwundert es nicht, dass bei ´Sinergía´ der Anteil an Powermetal europäischer Prägung zugunsten klassischer Heavy Metal – Anleihen zurückgefahren worden ist. Es stellt sich eher die Frage, wie ein Album wie ´Sombras del Pasado´entstehen konnte. ´Sinergía´ ist im Grundton sogar härter als die beiden ersten Werke ausgefallen, was durch die moderne und kraftvolle Produktion noch unterstützt wird und damit insgesamt meinem musikalischen Geschmack entgegenkommt.

(8 fette Punkte)

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