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DETEST – Thundersteel

~ 1990/2019 (Cult Metal Classics) – Stil: Heavy-Power Metal ~


Es ist immer wieder erstaunlich, was unsere griechischen Freunde von „Cult Metal Classics“ aus den Tiefen der Zeit ausbuddeln und welche Qualität diese mir häufig, wie auch im vorliegenden Fall, vorher völlig unbekannten Werke im Allgemeinen besitzen.

DETEST formierten sich 1988 im beschaulichen schwedischen Städtchen Skövde und nahmen bis 1989 vier Demos auf. Die Anzahl der Songs auf diesen Demos hätte locker ausgereicht, um zwei vollwertige LPs herauszubringen. Aber erst aus dem 1990 im Hühnerhaus (Studio Hönshuset) aufgenommenen fünftem Demo resultierte die in Eigenregie und mit Hilfe externer Geldgeber herausgebrachte EP ´Thundersteel´. Das in einer 300er Auflage in Umlauf gebrachte Vinyl trug nicht nur den Titel des fünften Demos aus dem gleichen Jahr, sondern beinhaltete auch dessen ersten fünf Stücke. Zu dieser Veröffentlichungsbilanz passt auch, dass DETEST nur ein einziges Mal live aufgetreten sind, nämlich 1990 in ihrer  Heimatstadt.

Im Jahr 1991 folgte zwar noch ein weiteres Demo, aber das war es dann auch. Die Band löste sich 1991 auf.

Erst im Jahr 2012 wurden DETEST vom amerikanischen Label „Stormspell Records“ wiederentdeckt und eine Zusammenstellung von 28 ihrer Stücke den Liebhabern obskuren Metals in Form einer DoCD zugänglich gemacht. In der Zwischenzeit hatten „Stormspell Records“ 2017 auch die bislang noch nicht veröffentlichten Stücke von DETEST und der Nachfolgeband TWILIGHT zusammengestellt und in einer handnummerierten und auf 500 Stück limitierten CD auf den Markt gebracht. Sinnigerweise wurde diese musikalische Resteverwertung ´The End Of All Ends´ betitelt.

Auf ganz so viele Stücke bringt es die hier rezensierte und ebenfalls in einer 300er Auflage erschienene LP zwar nicht, aber immerhin wurden zusätzlich zu den fünf Stücken der Original-EP auch noch fünf Stücke vom gleichnamigen 90er Demo auf dieses Vinyl gepresst, welches somit auf eine Spielzeit von knapp 38 Minuten kommt. (Bei ´Making Mosh´ handelt es sich um ein kurzes Instrumental, laut Liner-Notes eigentlich um eine Ansammlung von Riff-Ideen und das 30-sekündige ´Oblivion´ sollte das Outro ihrer ersten LP werden, zu der es dann aber nicht mehr kam.)

Beim Opener und Titelstück ´Thundersteel´ handelt es sich um ein Midtempostück mit gehöriger epischer Schlagseite, einem einprägsamen Riff und melodischer Gitarrenarbeit. Textlich bietet es naturgemäß nichts wirklich neues und handelt laut Sänger  Micke Därth von christlichen Horden, die in Gottes Namen Leute dahin schlachten. Auch das darauf folgende ´Chains Of Hell´ schlägt wieder in genau diese Kerbe und man muss höllisch aufpassen, den Übergang zwischen den beiden Stücken nicht zu verpassen. Und in diesem Stil geht es dann weiter, weswegen ich mir an dieser Stelle eine nähere Beschreibung der einzelnen Stücke spare. Auch wenn sich in den Songs eine ganze Reihe musikalischer Stile von Doom, Heavy- und Powermetal bis hin zu einigen eingestreuten thrashigen Riffs wiederfinden, so ist die recht gleichförmige Geschwindigkeit in der die Songs komponiert worden sind auch das Manko dieser Scheibe. Um als richtiges Highlight in die musikalischen Annalen einzugehen fehlt es diesem Werk vor allem an Abwechslung. Es ist Mickes klarer, mit ausreichend Power und einem eigenen Charakter versehenen Stimme zu verdanken, dass die einzelnen Stücke über eine gewisse Eigenständigkeit verfügen. Aber man muss im Hinterkopf behalten, dass es sich ja de facto um ein Demo handelt. Zwar um ein sehr gut produziertes, aber dennoch im Endeffekt um ein Demo.

Es gibt Leute, die Bands wie DETEST lapidar mit den Worten bewerten, dass es  schon seinen Grund hat, warum es diese Bands damals nicht geschafft haben.

Ganz so will ich es aber nicht stehen lassen. Die Qualität ist meines Erachtens schon da und wer weiß, wie die Zukunft dieser Band aussähe, wenn ´Thundersteel´ heutzutage aufgenommen werden würde. Die Beurteilung dessen überlasse ich aber jedem selbst. Ich kann die Scheibe dennoch jedem ans Herz legen, der etwas für diese Art von skurilem epischen Sound übrig hat. Einem Sound, der zumeist nicht ganz so doomig wie DOOMSWORD und nicht ganz so pathetisch wie VISIGOTH daherkommt, aber dennoch häufig Erinnerungen an MANILLA ROAD, MEDIEVAL STEEL und im Falle des Titelsongs sogar an MANOWAR weckt (´Kill or be killed – the ancient savage law´)…falls ihr versteht, was ich meine.

Das Re-Release ist wie das Original in einer 300 Auflage erschienen. Hundert davon in einer rot-schwarzen Marmorierung und zweihundert sind in schwarzem Vinyl gepresst worden. Ein Inlay enthält alle wichtigen Informationen zu dieser Scheibe und auch alle Songtexte sind darauf abgedruckt. Zusätzlich hat Micke alle Songtexte kommentiert, was zuweilen recht amüsant zu lesen ist. Beispiel: „This is pure fucking-pubertal-idiotic-stupid lyrics…“ 🙂

(7,5 Punkte)

Line-Up:

Micke Därth – Rhythmusgitarre, Lead vocals, synthesizer
Jörgen Svahn – bass, backing vocals
Janne (ex-Johannson) Ström – Leadgitarre, backing vocals
Nicke Landin – Drums, backing vocals, synthesizer