PlattenkritikenPressfrisch

THE ELECTRIC FAMILY – Tender (20th Anniversary Edition)

~ 1999/2019 (Sireena Records) – Stil: Americana / Psychedelic Rock ~


´Tender´ versprühte eine gewisse Niedergeschlagenheit, die Nonchalance der Dunkelheit fand in die City zurück, eine von Blues- und Psychedelic-Rock geprägte Musik. Überraschenderweise handelte es sich 1999 nicht um ein skandinavisches Americana-Projekt, sondern um die deutsche ELECTRIC FAMILY, die aus einem Sammelsurium an befreundeten Musikern eines der Ereignisse in hiesigen Landen darstellte.

Das zweite Album der ELECTRIC FAMILY war ein kleiner Paukenschlag, inklusive Nominierung für den „Deutschen Schallplattenpreis“. Wunderbar entwickelte sich die Musik über Folkrock und Prog Rock hin zu Psychedelic Rock, das dreigeteilte ´Betancuria´ in der Mitte des Werkes als beinahe legendärer Albumabschnitt. Fand sich doch ganz ungeniert ein Interview-Mitschnitt des angebeteten Neil Young in den instrumentalen Wirrungen eines ´Morro De La Cruz´ (´Betancuria Part 2´) und der Song von Neil Youngs-Weggefährten Sonny Mone, das Eröffnungsstück des gleichnamigen CRAZY HORSE-Albums ´Left For Dead´ im Finale wieder. Aber weit faszinierender sind die Gitarren-Abfahrten in Songs wie ´In The Web´ oder ´Bricks Of Time´. Gitarrist/Sänger Tom “The Perc” Redecker, der mit seinem Sprechgesang eher Leonard Cohen als Neil Young Konkurrenz machte, hatte mit Peter Apel (Gitarre), Tex Morten (Gitarre), Volker Kahrs (Keyboards, GBROBSCHNITT), Hagen Liebing (Bass, DIE ÄRZTE), Harry Payuta (Bass), Jochen Schoberth (Gitarre), Franz Powalla (Laü Steel Gitarre, LOKOMOTIVE KREUZBERG), Torsten Glade (Drums) und einigen mehr auch eine erstklassige Truppe um sich versammelt.

Nach 20 Jahren hat dieses Werk mittlerweile einen gewissen Kult-Status inne und ist in der Wiederveröffentlichung eine Entdeckung für Jung und Alt. Nicht erst bei der, dem Jubiläum beigefügten Bonus-DVD, die eine einst auf VHS herausgebrachte, 30-minütige Dokumentation „The Making Of Tender“ von Stefan Malschowski enthält, macht sich Nostalgie breit, denn diese grieselt fachgerecht, da ohne Masterband direkt von VHS gezogen.

Deutscher Kultrock nach US-amerikanischer Kultivierung.