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VICTIMS – The Horse And Sparrow Theory

~ 2019 (Relapse Records) – Stil: Crustcore ~


Die schwedische Crustcore-Truppe VICTIMS hat eine längere Geschichte, als die meisten ihrer Fans wahrscheinlich wissen. Sie begann bereits 1997, unter anderem mit ehemaligen Mitgliedern der verblichenen Grind-Legende NASUM. Insbesondere in den USA genießen die VICTIMS sowohl Anerkennung im Extreme Metal als auch in Punk-Kreisen. Da ist es fast schon komisch, dass der US-Underground-Riese Relapse Records erst jetzt mit ´The Horse And Sparrow Theory´ Vertriebsmotor für die VICTIMS ist.

Der Titel des neuen Albums entstammt einer Wirtschaftstheorie des 19. Jahrhunderts – und besagt frei übersetzt: „Wenn man das Pferd mit genügend Hafer füttert, bleibt auf der Straße auch was für die Spatzen liegen.“ Klingt bekannt? Unter anderem US-Präsident Trump ist Fan des Ansatzes, richtet seine Begünstigungspolitik entsprechend top down aus. Nach 100 Jahren nichts Neues also – weshalb kapitalismuskritische Bands wie die VICTIMS weiterhin genügend Grund zum Wüten, Hacken und Holzen haben.

‘The Horse and Sparrow Theory’ bietet dabei etwas mehr Abwechslung als die Vorgängeralben, zeigt sich mitunter nachdenklich und post-punkig, etwa im launischen Instrumental ‘We Fail‘ mit gesampelten Lyrics über den Klimawandel. Aber keine Angst: Es gibt generell wieder gewohnt explosiven Hardcore, etwa auf ‘Fires Below‘, ‘The Sea And Poison‘ und ‘Hell Is Full Of Good Intentions‘. ‘The Horse And Sparrow Theory’ wird mit seinen acht Songs in 28 Minuten die Welt sicher nicht verändern – zeigt aber, dass die VICTIMS auch nach mehr als 20 Jahren noch relevant sind, wenn man Kunst auch als Protest begreift.

(7 Punkte)