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CTHULUMINATI – Reliquideus

~ 2019 (Independent) – Stil: Avantgarde / Psychedelic Metal ~


Bandname und Titel des Albums weisen schon darauf hin, hier geht es um ganz finstere Mächte. Die Zutaten für diese Verehrung des Lovecraft’schen Universums stammen aus den finstersten und hintersten Ecken der finstersten und tiefsten Keller der metallischen Unterwelt. Lovecraft müßte im Grabe rotieren vor Freude, bei jedem Abspielen dieses Werks.

Schon das eröffnende Instrumental ´Ilumni Fhtagn´, frage erst mal keiner, was diese Worte bedeuten, macht es richtig. Ausgangspunkt hier ist zähster Doom, ehe eine knapp fünfminütige psychedelische Gitarrenabfahrt den Hörer in den Orient führt. Allerdings ist dieser Orient kein Ort einer Traumreise, das widerspräche dem Tenor CTHULUMINATIs. Eher ist ein Ort gemeint, an dem Spinnen, Skorpione und anderes leckeres Kleingetier den Atem von Gefahr ausströmt und Faulgase die Sinne benebeln.

Auch Track Nummer zwei, die Videoauskopplung ´El Lizard Birth´, macht es richtig. Aus einer Kulisse beängstigender Geräusche und verzerrter Töne erhebt sich ein METALLICA-Riff. Das entwickelt sich weiter, so dass bei Einsetzen des Gesangs eine tödliche Stimmung aufkommt. Damit ist noch nicht der Höhepunkt erreicht, denn zum Finale entsteht eine schwarzmetallisch-epische Stimmung. ´Svartálfr´ startet finster und atmosphärisch, um sich dann als Doom Death in die Ohren zu walzen. Selbst Prisen klassischen Metals und Gothic werden dem Elfminüter beigefügt.

Der Gesang eines Muezzin und Trommeln führen ein in ´Supernatural Selection´. Zwischen Psychedelic Black und OPETH’schen Klängen ist viel Platz, der hier genüsslich ausgelotet wird. Es ist ´A Thin Line´ zwischen Genie und Wahnsinn, diese Linie wird abgerissen, zerstört, Genie und Wahnsinn werden nicht getrennt, sie werden verbunden. Die Kräfte des Geistes werden gebündelt, um den Hörer, jeden einzelnen, der sich einzulassen vermag, ins Reich des Düsteren zu entführen.

´Umibozu´ bildet den Abschluss. Bewusste Verstimmungen verstören, saugen ein. Schräge Töne, die einen festhalten, fesseln. Ein Gewittersturm entsteht. Kein Erbarmen, keine Flucht, nur Finsternis. Finsternis, die ich genieße. Und ich wähle die Wiederholung.

Für extreme Klänge, gestehe ich, bin ich selten zu haben. Aber, was hier passiert, das hält mich seit einigen Tagen gefangen. CTHULUMINATI zeigen, dass man immer wieder die Augen und Ohren offen halten sollte, und dass Grenzen gern auch mal überschritten und eingerissen werden dürfen.

(8,5 Punkte)

Zu erwerben über die Homepage: https://www.cthuluminati.com/