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SKUNK – Strange Vibration 

~ 2019 (Fuzza Mind) – Stil: Retro Hardrock~


Ich hab mich wieder von meinem musikalischen Mentor Ray Dorsey des einstigen Chaos Fanzine, später Chaos Realm, leiten lassen, durch den ich auf Bands wie WINTERHAWK, TYR, LODESTONE, die schwedischen RHAPSODY und TROUBLE, U8, GALLOW’S POLE aus Österreich, CRYSYS, SLAUTER XSTROYES, SMAUG, RELEASE aus Dänemark, BRATS, TRIAL aus Belgien und Tonnen von anderen bekannten und unbekannten, alten und neuen Bands gestoßen bin. Eine dieser neuen Bands sind SKUNK aus Kalifornien. Das könnte schon für geile Musik sprechen und verdammt, das tut es auch. Wenn Ray etwas empfiehlt, dann hat es Klasse und SKUNK haben das.

Retrorock gibt es viel, Stonerrock und Stonerdoom auch, neuen Bluesrock sowieso. Bluesrock mit Mainstreamattitüde ohnehin und vieles davon wird von der Garde der ALTMENSCHEN (in der Seele) bestens vor dem Restverfall konserviert, bis die ALTMENSCHEN (auch die jüngeren darunter) aussterben. So, jetzt wollen wir das lästerliche Lästern mal sein lassen und uns den positiven Aspekten rückwärts gerichteten Denkens in der Musik zuwenden. Geile Songs mit Feeling und bei aller Traditionalität noch originelle Melodien, die haften bleiben.

Die Rocker von SKUNK bieten all das. Das langsame, makabere Titelstück als Opener oder das nachfolgende ´Stand In The Sun´, ein frischer, lebendig pulsierender Powerrocker mit ruhigem Mittelpart, sehr intensiv brodelnden Soli, BLACK SABBATH-Gedächtnis-Attitüde und ´N.I.B.´-Feeling sind der Beweis dafür, dass man das Rad nicht neu erfinden, nur ab und an die Bereifung wechseln muss. Tolle Riffs und Licks inbegriffen, die einem heftig in der Seele hängenbleiben. Neun Songs finden sich auf dem 2019er Album der Amis, neun davon sind sofortige Ohrwürmer. Die Songs haben alle einen straighten Aufbau, aber unter der Oberfläche kommen die Details, die Verspieltheiten. 1971 wären die doch riesig geworden, mit GRAND FUNK RAILROAD und BLACK SABBATH auf den größten Festivals aufgetreten, von LED ZEPPELIN verehrt und KISS hofiert worden. Ja, diese Band ist fantastisch. Sie versteht sich auf coole Melodien, Leadgitarren, gespielt mit Leidenschaft und doch beseelt. Weniger Noten, mehr Gefühl. Die Leadgitarren jaulen in höchster Verzückung über einen Großteil der Spielzeit, was seit den 90ern leider komplett den meisten Rockbands abging. Ebenso wie das richtig schöne Melodiegefüge auf den Platten.

SKUNK könnten locker 50 Jahre älter sein, solch ein authentisches Feeling versprühen die Songs. Nicht gerade Woodstock, sondern eher Altamont, weniger Hippie, mehr Höllenengel, aber die Platte macht süchtig. ´Light And Shade´ ist der nächste veritable Rocker mit der endlos heulenden Leadgitarre, ´Blood Moon Rising´ hat einen hypnotischen funky Grundbeat und erstklassige WahWah-Leads. Hendrix hätte es nicht besser gemacht. Der pulsierende Groove nimmt Dich mit, holt Dich ab, schickt Dich in eine neue Welt voller bunter Farben und Liebe in Klänge gefasst.

Die Refrains sind oft simpel. Einfach nur der Titel, mehrfach wiederholt. Aber die Art und Weise, auf die das geschieht, ist eindrucksvoll. Man muss SKUNK dafür einfach lieb haben. Der Sound ist klar, kraftvoll und lebendig. Jedes Instrument klingt wie ein Instrument seiner Gattung klingen soll. Die Becken scheppern gewaltig, Snare und Toms sind klar auseinander zu halten, haben einen schönen Nachhall und Kraft. Dynamik geht hier vor schierer Wucht und erzeugt dadurch noch mehr Wucht. BAM!!!!!

Das Instrumental ´Goblin Orgy´ ist übrigens ein grandioses Stück. Eine epische Story, nur von den Gitarren, dem Bass und dem Schlagzeug erzählt, verspielt und dabei sehr bildhaft. ´The Black Crown´ danach beginnt ruhig und doch sehr bedrohlich, gleich einem alten DOORS-Stück. Die dunkle Atmosphäre malt das Bild von einem heraufziehenden Sturm. Und so langsam wird alles intensiver, direkter. Der Song bricht kurz ab und dann schleppt sich ein Proto-Doomer vor dem Herrn aus den Boxen. Mystisch, geheimnisvoll, eine Geschichte von unaussprechlichen Geschehnissen flüsternd. Und das wieder mit einer simplen, aber sehr einprägsamen Melodie.

Ich liebe ja all die alten Heldenbands. Oben genannte Legenden, dann die zweite Reihe mit SIR LORD BALTIMORE, GRANICUS, DUST, BANG, BUFFALO (Australien). All diese Bands sollten normalerweise ausreichen, wenn man sich die Frage stellt, ob man sich wirklich für teures Geld eine Retrohardrockscheibe kaufen will. Aber…SKUNK sind so eigensinnig und gut bei all ihrer Liebe zum Klang von 1971, dass ihre Songs auf ´Strange Vibration´ allesamt bei den ganzen Endvierzigern und Frühfünfzigern der oben genannten Bands als Klassiker mitlaufen können. Vom ersten Hören an.

SKUNK scheinen in ein Zeitloch gefallen zu sein, aber wen stört das? Modern Rock Fans können gerne bei ihrem Modern Rock bleiben. Ich bin gerne Dino. Also, wo  auch immer man dieses Album findet, wenn man auf 1971er Heavy Rock steht und die Scheibe nicht hat, sofort zuschlagen. Die braucht man.

(10 Punkte)

https://heavyskunk.bandcamp.com/