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KAT – Without Looking Back

~ 2019 (Pure Steel Records) – Stil: Heavy Metal ~


Um jeglichen Wortspielen mit KIT KAT, GREAT KAT oder ähnlichem vorzubeugen, das polnische Wort „Kat“ heißt zu deutsch Henker oder Scharfrichter. Und jetzt zur Sache.

Die Landkarte des Rock n‘ Roll war für mich bezüglich Polen eher eine weiße Fläche. Gut, von den Extrem Metal Bands habe ich schon gelesen, die sind in der Regel nicht so meine Baustelle. Dazu ein paar Progger wie RIVERSIDE oder SBB, und dann war Stille. Bis mir zuletzt im einheimischen Second Hand Shop TSA in die Hände fielen, und die Ankündigung dieses neuen KAT-Albums ins Postfach flatterte. Flugs werden ein paar Infos angelesen, und man stellt fest, wie lange diese Truppe schon existiert.

1982 gab es schon eine erste Single, seitdem schaffte man es auf mittlerweile 24 Single, EPs und Alben. Ursprünglich zur Speerspitze des Speed und Thrash Metal zählend, Metal Hammer England zählt das Albumdebüt ´Metal And Hell´ zu den 40 besten Black Metal Platten, geht man es jetzt im Alter etwas ruhiger an. Aber, keine Angst, ruhiger heißt nicht langweilig. Es bedeutet, alle Einflüsse, die einst nach VENOM oder SODOM klangen, bleiben außen vor. Vielmehr erinnert die ganze Chose an Helden der Marke RAGE und GRAVE DIGGER, vor allem Sänger Obek Weigel klingt nach Chris Boltendahl.

Eröffnet wird der Reigen mit ´Black Night In My Chair`. Dieser Song ist typisch für das gesamte Album. Melodische Leads erschaffen ein fast schon kommerzielles Flair. Wenn dann die Stimme einsetzt, findet sich der Dreck, die nötige Rauhheit. ´Poker´ ist eine der flotteren Nummern, auch wenn im Song mit variablen Tempi hantiert wird. „Nobody knows, what you get inside your hands„, die Texte sind simpel genug, um sofort mitsingen zu wollen, ohne gänzich platt zu sein. Live wird das sicher ein Hammer. `Medival Fire´ schlägt in eine ähnliche Kerbe, mit leichtem Hang zu RAGE in ihrer Orchesterphase, das folgende ´The Race For Life´ schmeckt schwer nach ACCEPT. Auch hier der sofort mitsingbare Chorus.

Kein Zufall ist, dass das Video zu ´Flying Fire´ Verwandtschaft zu dem von ´Aces High´ besitzt. Dieser wirklich heavy Song fand Verwendung im polnischen Kriegsepos „Squadron 303“. Die Textzeile „Fight for your right, to free all your land“ paßt zu vielen historischen Phasen Polens, das in den letzten 300 Jahren die überwiegende Zeit unter verschiedenen Teilungen und Besetzungen zu leiden hatte.

Das orgelige southernrockige Intro zu ´Wild´ stimmt auch. Hier ist eine Wüstenhighway taugliche Nummer gelungen, die einen weiteren Farbtupfer hinzufügt. Also, „Open your eyes and go wild!“ Nach einem ausgiebigen Solo klingt der Song aus, wie er beginnt, schlicht mit Hammond und Gitarre. ´Wall Of Whispers´ macht wieder auf RAGE, ´Let There Be Fire´ wirkt eher wie Füllmaterial. Nach einem zu langen Intro bringt ´More´ ein paar Thrash-Einflüsse ein. Hier sind KAT wohl am nächsten dran, an ihrer eigenen Vergangenheit.

Neben dem Opener ist für mich der letzte Track eines Albums der wichtigste Song. Wenn diese überzeugen, hat eine Platte bei mir gute Chancen. So auch hier. Die Halbballade ´The Promised Land´ kann sowohl mit den ruhigen Momenten glänzen, als auch mit den Thrash-Parts zum Ende. Dazu kommen zusätzliche Kalorien in Form von Violine, Cello und Klavier. Sehr fein!

Insgesamt eine richtig starke Scheibe, die um ein, zwei Songs gekürzt, die Stärken noch besser in den Vordergrund stellen könnte. Dazu kommt, dass dann auch eine Vinyl-Scheibe gelangt hätte. Das ist dann ja auch ein Kostenpunkt…

(8 feurige Punkte)

https://www.facebook.com/KATofficialprofile/


(VÖ: 14.6.2019)