~ 2019 (Dur et Doux/Inouie Distribution) – Stil: Avantgarde Rock ~
POIL sind eines dieser fantastisch-bizarren Trios der Jetztzeit, die förmlich die experimentelle Spielweise suchen, ohne dabei im Ozean der Töne lautlos zu versinken. Die drei Musikusse schimpfen sich seit 2008 unverändert auf die Namen Antoine Arnera (Keyboards, E-Piano), Boris Cassone (Bass) und Guilhem Meier (Drums) – und alle drei machen sich um den wunderschönen Gesang auf Okzitanisch verdient, der seinen Urknall dem Kosmos der BEACH BOYS verdankt. Ihr viertes Werk ´Sus´ ist ihre bislang lieblichste Darbietung geworden.
Bei POIL verschmelzen Klassik und Rock auf einer avantgardistischen und progressiven Basis. Es ist Kammerrock im Dampfkessel, der Chorgesang entspringt dem Landgang aquatischer Wirbeltiere. Töne quietschen wie eine verfehlt dosierte Pilzration, verhelfen gleichwohl zu einem unbeschreiblichen Wohlempfinden: ´Sus La Peìra´ der zwölfminütige Höhepunkt, ´Chin Fòu´ die vierzehnminütigee Krönungszeremonie.
Wer Zeuhl erwartet, wird von dem dreiköpfigen Monster gefressen, Spaß haben die Herren, sind aber keine Funmaker. Dazwischen macht es kurz Peng und ´Lo Potz´, ansonsten dringen unglaublich ausgereifte Sprach- und Instrumentalgebrauchsmöglichkeiten aus ´Luses Fadas´ (!) und ´Grèu Martire´ ins Ohr. Blow your speakers!
Wer hernach, nach vierzig Minuten, nicht restlos erschöpft und befriedigt ist, wendet sich der ebenfalls aus Lyon stammenden Gruppe NI zu, oder dem gemeinsamen Ungeheuer beider Formationen PINIOL.
(9 Punkte)
Ebenfalls lesenswert:
