MeilensteineVergessene Juwelen

L7 – Bricks Are Heavy

~ 1992 (Slash Records) – Stil: Punk / Grunge Rock ~


Donita Sparks und Suzi Gardner formieren 1985 die sagenumwobenen L7, Jennifer Finch findet sich für die Bass-Gitarre ein, Dee Plakas für das Schlagzeugspiel. Ihre Songs werden in zahlreichen Film-Soundtracks präsentiert („Natural Born Killers“, „Point of No Return“, „Pet Sematary Two“, „Tank Girl“) und sie haben in John Waters‘ Film „Serial Mom“ einen Auftritt als CAMEL LIPS. Suzi Gardner gibt sogar auf BLACK FLAGs Song ´Slip It In´ die Backgroundvocals. L7 spielen das „Reading Festival“, „Glastonbury Festival“, „Lollapalloza“ und mit BAD RELIGION, NIRVANA, ALICE IN CHAINS, PEARL JAM, RED HOT CHILI PEPPERS, FAITH NO MORE und vielen mehr. Anfang des neuen Jahrhunderts ist für die US-Punkladies jedoch alles aus und vorbei. Doch keine Auflösung währt ewig, so auch bei L7, 2014 geben sie ihr Comeback bekannt.

Die Blütezeit steht L7 jedoch bereits 1992 zu. Geradewegs auf dem Zenit des Grunge Rock bringen sie ihr drittes Werk an den Start. 37 Minuten lang. Es geht nicht um die schneidigsten Melodien und Ausschweifungen, Worte und Taten zählen. Die Punk-Attitüde hat L7 gestählt, der Grunge macht sie umgehend berühmt. ´Bricks Are Heavy´ wird ihr erfolgreichstes Album und als eines der essentiellen Werke der Neunzigerjahre in die Geschichte des Alternative Rock eingehen. L7 sind keine Poster-Darlings, ihnen klebt mehr Schmutz und Dreck an den Shirts als jemals an die gewaschenen Karo-Hemden der Seattle-Jungstars herankommt.

Hechelnd und groovend fängt der schmutzigste Eargasm of ´92 an. ´Wargasm´ kitzelt an den amerikanischen Kriegsgelüsten und ihren Obsessionen. Nicht ´Pleasure Slave´, sondern Kriegssklaven, ihr Punks: „Masturbate, watch it on TV“. Die Abrechnung mit der Politik Ronald Reagan und George H. W. Bush folgt mit ´Pretend We’re Dead´ auf den Fuße, ein leiernder Punk-Ohrwurm, der später im „Shaun of the Dead“-Filmtrailer genutzt werden soll. Die Verbindung von Politikern zu Zombies ist recht schnell gezogen: „Come on come on come on come on.“ Einen haben wir noch, ´One More Thing´: „Politics messing with my rights, there’s nothing fun to do tonight.“ Fuck the system.

Ihre Kerle packen die Grunge-Ableger der Riot grrrls einfach an den Haaren, schmeißen sie raus und die Klamotten auf die Veranda, weil diese in die Hose gepisst und das Badezimmer mit Haarfarbe bespritzt haben, Weicheier, in ´Slide´ kann es nur einen Verlierer geben: „When it comes to losers, you’re the champ“. Dreckiger Punk-Sound der Sisters of RAMONES. Wer braucht da noch Vorbilder. ´Mr. Integrity´? Der hat coole Percussions. Solch ein Idol verblasst jedoch von Angesicht zu Angesicht, auf den Straßen deines Lebens. Stampfend tanzt der ´Scrap´ als einzige Nichtgroßtat durch den kalifornischen Schlamm. Die Fladen von Los Angeles.

Viel herausragender grungt es sich ohne ´Diet Pill´, mit einem an das Laken genähten Viktor im Bett: „The twins are in the car, the frying pan is red.“ Mehr Schmutz und Glorie als ´Everglad´ werfen die frühen Neunziger einfach nicht ab. Irgendwie einen Hauch von RUN DMC mitinbegriffen. Hol das ´Monster´ aus mir heraus, mit der Scheiße bewerfe ich dich. Denn sind die Girls erst sauer, gibt es die ultimative Shitlist: „For all the ones who bum me out, for all the ones who fill my head with doubt, for all the squares who get me pissed, you’ve made my shitlist.“ Das ist kein Vergnügen, ´This Ain’t Pleasure´! Never. Das ist Shit-hot. Forever.