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RAPTVRE – Feast Upon Their Flesh (Demo)

~ 2019 (The Crawling Chaos Records) – Stil: Deathened Black Metal ~


Was ist der eigentliche Zweck eines Demos? Ganz genau, mit einem Paukenschlag aufzutreten, offen stehende Münder zu hinter-  und die Wartezeit bis zum Debüt endlos erscheinen zu lassen. Das 2018 gegründete Duo, bestehend aus Kirill Gromada (Gitarre – AYAHUASCA, PRIPJAT) und Stefan Braunschmidt (Bass – SHITSHIFTER, NVRVD) hat dies alles mit ihrem pfiffigen Mix aus modernem Black Metal mit vielviel Prog Death-Einschlag und einer großen Schippe VOIVOD-Avantgarde aus dem Stand geschafft. Beiden gemeinsam ist dabei eine Vision modernen Metals, der sich neugierig, aber keineswegs wahllos an den Früchten seiner vielfältigen extremen Auswüchse bedient, und vor allem mit dem faszinierenden Momentum der Dissonanz als fundamentalem Leitgedanken und Antrieb spielt.

Beide teilen sich die Kompositionsarbeit, was eine hypnotische Balance aus basslastiger, rhythmischer Basis und explorativem, doch stets groovendem Riffgewitter ergibt; die drei Songs zeigen das breite stilistische Spektrum, in dem sich die Band bewegt, schon jetzt sehr gut auf: der Titelsong ist eine aggressive Hochtempo-Blastbeat-Orgie mit schrägen, hochprogressiven Licks und geradezu angewidert ausgespieenen Vocals, doch bereits hier gibt es den Dynamik- und Spannungswechsel, der die ganze Geschichte so spannend und atmosphärisch macht. ‘Torn To Shreds’ ist ein Zwitter aus finsterem Prog-Death-Aufbau (dieses Riffing!) mit schwärzestem Geprügel, trotzdem haben auch hier die zugrunde liegenden Melodien zur rechten Zeit ihren großen Auftritt.

Generell finden RAPTVRE immer das richtige Gleichgewicht zwischen komplett abgehen und sich sammeln, und die extrem beeindruckende Produktion macht möglich, diese Wechsel auch entsprechend genießen zu können. ‘Devouring Mist’ schließlich beginnt in einem ganz weiten, fast loungigem Raum voller verhallter Extravaganz á la ALKALOID, und überrascht mit säuselnd-klarem Gesang, bis wir auch hier von der hässlichen Gegenwart eingeholt und in einer Blastlawine zermahlen werden, die uns letztlich jedoch wieder entlässt, um noch einmal tief Luft zu holen – für einen allerletzten Atemzug. Ganz großartiger Spannungsbogen!

Das Duo wird live wie auf Platte verstärkt durch Kirills AYAHUASCA- und PRIPJAT-Bandkollege Yannik „Bobo“ Bremerich am Schlagzeug und Thorn, Frontmann der deutschen Black-Metal-Formation NECROTIC WOODS, am Gesang. Noch in diesem Jahr soll das Debütalbum herauskommen, und ich kann nur jedem Connaisseur der extremen Künste (und dabei nicht nur den Fans von GORGUTS, DEATHSPELL OMEGA und BEHEMOTH…) anraten, diesen jungen Hoffnungsträgern einen ganz dicken “Daumen hoch” zu geben, und damit keine Neuigkeiten aus dem Hause RAPTVRE mehr zu verpassen.

(8 Punkte)

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