Livehaftig

BLOODBOUND, DYNAZTY, MANIMAL

~ 26. März 2019, MS Connexion Complex,  Mannheim ~


´Tour Of The Dragon Empire` ist der Slogan unter dem gerade drei schwedische Bands auf Tour sind. Schön kitschig und voller triefendem Klischee. Aber die Sache funzt. Die Tour läuft überraschend gut und so ist das Connex an diesem Dienstagabend verdammt gut gefüllt. Selbst bei einer seltsamen Anfangszeit wie 19.20 Uhr!

Alle drei Bands sind mit relativ frischen Alben am Start, die man auch zu überhöhten Preisen am Merch-Stand kaufen kann. Leuts, warum zur Hölle soll ich 25 Euro für `ne Platte am Merch zahlen wenn ich die woanders für `nen 5er weniger bekomme? Macht das Sinn? Ebenso 25 Euro für ein Shirt auf einer Clubtour muss man nicht nachvollziehen. Dann dürft ihr euch nicht wundern, dass ihr den Kram mehrheitlich wieder mit nach Hause nehmt. So, das musste sein.

MANIMAL eröffnen den Abend mit einem knapp 40-minütigen Set und machen ihre Sache recht gut. Dass ihr Material über weite Strecken gleich klingt, nimmt man zur Kenntnis und hat trotzdem Spaß damit. Typischer Schwedischer-/Euro-Metal in teilweise Schweinsgalopp mit schlichten Melodien. Dass die Schweden sich anpinseln, um ihr musikalisches Konzept optisch aufzupimpen, ist zwar dezent kindisch, aber den Fans scheint es zu gefallen.

Sänger Samuel Nyman ist definitiv das Ass im Ärmel der Band. Geile, kräftige Stimme und kommunikationserfahren mit dem Publikum. Die Band bewegt sich angemessen, obwohl man bei Basser Kenny Boufadene das Gefühl hat, so richtig Bock hat er heute nicht. Mit `Black Plague` vom aktuellen Album `Purgatorio` beginnt der Abend. Vom genannten Album liefern sie noch den Titeltrack. Richtig zackig geht es mit `Manimalized` und `Trapped` weiter.

Die durchweg flotte Spielweise halten sie bis zum letzten Stück `Irresistible` durch. Alles in allem ein netter Auftritt ohne bewegende Momente. Dazu klingt das Material grundsätzlich zu unspektakulär und gleichförmig. Dem Publikum gefällt es und es gibt kaum ein Besucher, der nicht kräftig bei der hohen Taktfrequenz mit dem Kopf mitwippt. Anzumerken ist, dass sich recht viele sehr junge Fans im Publikum befinden.

Letzten Herbst haben DYNAZTY ihr sechstes Album `Firesign` veröffentlicht. Musikalisch ist die Band in diesem Package wohl die mit den hochwertigsten Stücken. Obwohl die Keyboardparts vom Band kommen, was irgendwie schade ist, knacken die jungen Schweden umgehend den Aufmerksamkeitsnerv.

DYNAZTY klingen und wirken deutlich erfahrener als die zuvor auf den Bühne stehenden MANIMAL. Über das beschissene, thrashige Outfit der Jungs, bis auf Sänger Nils Molin, sollte man besser schweigen. Hier gehört deutlich was verbessert! Musikalisch dagegen ist das alles klasse. Die Songs drücken, obwohl der Sound nur suboptimal ist, um es höflich auszudrücken. Die Drums sind viel zu laut, die Gitarren gehen unter und der Bass wummert unangenehm. Gerade vor der Bühne ist das ein Gematsche, während es weiter hinten erträglicher ist.

Dafür kann die Band nix und liefert ansprechend. Bewegungsreich zocken sie sich durch einen Set von knapp einer Stunde. Gerade die Tracks der Alben `Renatus` sowie `Titanic Mass` klingen fett. Vom aktuellen Album liefern sie vier Stücke, wobei diese teilweise etwas zu schnell runtergeballert werden. Überhaupt ist die Truppe recht schnell unterwegs, was gerade bei den etwas ausgefeilteren Stücken zum Nachteil gerät.

Und dennoch sind DYNAZTY musikalisch gesehen die abwechslungsreichste und tighteste Band des Abends. Dass man aber ein Drumsolo in der Setmitte einbaut, braucht kein Schwein. Höhepunkte ganz klar `The Nothern End`, `Starlight` sowie `Titanic Mess`. Leider hat es das fantastische `Cross The Line` nicht in die Setlist gepackt, was zu bedauern ist. Grundsätzlich ein souveräner Auftritt mit ganz kleinen verbesserungswürdigen Aspekten.

Der Headliner des Abends hat es da nicht leicht, obwohl ihm von Fanseite aus die meisten Sympathien zufliegen. BLOODBOUND lassen sich auf dieser Tour nicht lumpen und liefern 15 Songs. Allerdings ist der schon erwähnte schlechte Sound bei BLOODBOUND irgendwie noch vermatschter. Geradezu unterirdisch. Diesbezüglich macht das dann nicht wirklich Spaß.

Mit `Battle In The Sky` und dem folgenden `Satanic Panic` steigt man ein, liefert im weiteren Verlauf Songs wie `Slayer Of Kings`, `On The Battlefield`, `Stormborn`, `In The Name Of Metal`, `Dragons Are Forever` etc…eine Art echter Best-of-Set der Schweden.

Allerdings rasen auch die Jungs in einem Galopp durch ihre Stücke, dass es spätestens nach der Hälfte des Gigs eintönig wird, denn die Formel der Songs ist durchweg gleich, was gerade live dann besonders auffällt. Sänger Patrik Johansson, mit der schon bekannten halben Gesichtsmaske, entertaint gut, bezieht das Publikum mit ein – und das frisst ihm förmlich aus den Händen. Überhaupt sind die Fans sehr textsicher und BLOODBOUND haben somit einen voluminösen Background Chor.

Das Finale des Abends ist dann die Überhymne der Schweden, `Nosferatu`, bei dem genau jener Nosferatu die Bühne betritt und den Song optisch aufpimpt. Ach ja, optisch, dass Sänger Johansson wieder seine Minihörner mit sich herträgt muss man nicht wirklich noch einmal erwähnen.

Zugaben gibt es nach einem 15-Song-Set keine, denn die Band hat einen tighten Tourplan und muss nur eine Stunde später mit dem Nightliner weiter zur nächsten Location.

 


(Fotos: Jürgen Tschamler)