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O.R.k. – Ramagehead

~ 2019 (Kscope) – Stil: (Art) Rock ~


Was für ein furioser Albumauftakt: Die ersten Minuten werfen den Hörer in eine für ihn beliebig schöne Zeitschleife und holen ihn umgehend in das Jahr 2019 zurück. Die namhafte Rhythmus-Attraktion – Schlagzeuger Pat Mastelotto (KING CRIMSON) und Bassist Colin Edwin (PORCUPINE TREE) – wird ihrer, ihr vorauseilenden Verehrung mehr als gerecht und startet ein annähernd bis zum Ende reichendes Feuerwerk an Grooves und mehr als nur schlichten Taktvorgaben. Der italienische Sänger Lorenzo Esposito Fornasari (LEF) weckt unterdessen des Öfteren den theatralischen Freak in ihm, der jeden verbalen Schlagabtausch mit David Sylvian oder Antony Hegarty bestehen würde. Seine Stimme ist allgegenwärtig – allein am Mikrofon oder die vielschichtigen Chorgesänge ausfüllend. Doch auch sein Landsmann Carmelo Pipitone (MARTA SUI TUBI) erhält glücklicherweise die nötigen Freiräume an der Gitarre zum Entfalten.

Wie ein summender Bienenschwarm stürzt der Opener (´Kneel To Nothing´) auf den Hörer ein. Dieser unwahrscheinlich große Überraschungseffekt – von Sound und Energie – wird sich im Laufe des Albums in dieser Intensität dennoch nicht oft wiederholen. O.R.k. klingen wie eine ins neue Jahrtausend transferierte Progressiv-Alternative-Metal-Band der Neunzigerjahre. Im Gegensatz zu TOOL die wohlgeformte Prog-Variante der Moll-Töne. Einige Songs scheinen dabei in ihrer Aura geradewegs zu schweben: TEMPLE OF THE DOG vereinen sich mit ANOHNI (´Signals Erased´), MORRISSEY paart sich mit ALICE IN CHAINS im Hier und JETZT, oder PEARL JAM sind gemeinsam mit LEPROUS auf Dope (´Beyond Sight´). Die zittrige Stimmung (´Black Blooms´) muss nicht ein Entzug oder der Gastauftritt von Serj Tankian bewirken. Die Gesänge belegen dagegen einmal eine Rückkehr des Summer of ´69 in die Jetztzeit (´Down The Road) und Geige sowie sanfte Gitarrenanschläge eine emotional zurückhaltende Spielkunst (´Time Corroded´). Die abgeklärten Final-Songs (insbesondere das zweiteilige ´Some Other Rainbow´) stellen den Gesang von Lorenzo Esposito Fornasari nochmals in den verdienten Mittelpunkt des Geschehens.

O.R.k. agieren abermals allein auf weiter Flur, übertreffen den Vorgänger ´Inflamed Rides´ souverän. Denn: Keine andere Formation tönt wie O.R.k.!

(8 Punkte)