Redebedarf

DAGOBERT

~ Interview mit DAGOBERT ~


Obwohl Sänger DAGOBERT momentan durch die Städte zieht, wollten wir es uns nicht nehmen lassen, ihm zwischen Tür und Angel einen kleinen Smalltalk abzuschwatzen. Sein aktuelles Album (siehe hier) sollte ja mittlerweile in jedem gutsortierten Haushalt und bei jedem Radiosender hoch und runter laufen.

Hallo Dagobert, wie lief der Tournee-Auftakt im erstmalig bespielten Kulmbach?

War angenehm absurd.

Bist du froh, wieder auf Tour zu gehen und die Welt hautnah zu erleben?

Die ganze Zeit singen, reisen und socializen ist zwar wahnsinnig anstrengend, macht mit meiner Band aber schon sehr viel Spass. Und die letzte Tour ist lange her. Ja, ich bin froh.

Willst du mal an einem Abend allen Frauen mit dem Vornamen Anna eine Rose schenken (´Anna´ ist ein Songtitel auf dem neuen Album – Anm. d. Red.)?

Nein.

Apropos Rose – sind Fernsehformate wie Der Bachelor ganz nach deinem Geschmack?

Dagobert schaut nicht fern.

Wenn Du korrekterweise kein TV schaust, hörst Du denn Radio oder schaust den ganzen Tag Youtube-Videos an, um die neuste Haarpracht irgendwelcher Influenzer zu bewundern?

Radio höre ich auch nie. Und da ich ohne Wlan lebe, verbringe ich auch nicht sehr viel Zeit im Internet.

 

 

Kommen wir zu Deinem neuen Album. Du hattest doch bestimmt eine große Auswahl an Songs, nach all den Jahren. Wer hat sie ausgewählt und nach welchen Kriterien?

Intim, sphärisch und lyrisch, sinnlich und hymnisch sollte das Album werden. Welche Songs darauf landen, entscheide letztlich natürlich ich, aber in dem Fall war die Auswahl das logische Resultat der Zusammenarbeit mit Produzent Konrad Betcher.

Es war eine lange Zeit, seit dem letzten Album. Man könnte meinen, nicht nur der BER braucht etwas länger….

So eine Veröffentlichung ist halt auch immer eine Organisationsschlacht. Die Seite von dem Game liegt mir nicht so.

Ich kennen das BerGame leider nicht. 😀 Hattest du denn textlich auch lustige Songs zur Auswahl, die unter den Tisch gefallen sind?

Klar, ich habe in den letzten Jahren auch ein paar witzige Songs geschrieben.

Inwieweit bringen sich Deine Musikerkollegen in die Songs ein, oder hast Du die Lieder schon fix und fertig, bevor Du auf diese triffst?

Ich habe mich mit dem Album ein Stück weit den Möglichkeiten der Zusammenarbeit geöffnet und weniger meine Arrangement-Ideen durchgeprügelt. Das liegt vor allem an der Person Konrad Betcher, die ich in verantwortungsvoller Position in meinen Musikkosmos einbauen wollte.

Fühlst Du Dich eigentlich musikalisch als Individualist und Außenseiter – gegenüber dem Rest der Musikbranche?

Da ich mich nicht so sehr mit der Branche bzw. der aktuellen Musiklandschaft beschäftige, habe ich auch kein besonderes Bewusstsein für einen etwaigen Aussenseiter-Status entwickelt.

Was unterscheidet Dich von solchen, aktuell bekannten Künstlern wie Max Giesinger, Wincent Weiss und Mark Forster? Helene Fischer wollte ich jetzt nicht in die Liste aufnehmen 😉

Die Frage kann ich nicht wirklich beantworten, da das alles Leute sind, von denen ich noch nie einen Song gehört habe. Wenn ich mich in solchen Fällen nicht auf mein Vorurteil verlassen könnte und mir jeden Blödsinn anhören müsste, um mir eine Meinung zu bilden, wäre ich jetzt schon neunhundert Jahre alt.

Gibt es eigentlich auch Künstler, die Du nicht nur schätzt, sondern mit denen Du auch gerne zusammenarbeiten würdest?

Ich hatte noch nie das Bedürfnis nach so einer Kollaboration, manchmal ergibt es sich und es wird schön. Aber planen würde ich so etwas nie.

Auf einer einsamen Berghütte warst Du aber zwischenzeitlich zur Inspiration nicht mal wieder?

Nein.

 

 

Die Begegnung mit Audrey Hepburn im Jahre 2004 müssen wir aber konkretisieren. Die war vor deiner Fünfjahres-Abgeschiedenheit (2005 – 2010) in einer Schweizer Hütte?

Ja.

War das ein magischer Moment?

Kann man so nennen.

War er real?

Vollkommen.

Wie sah sie, Audrey, aus?

So wie sie zuletzt, mit 63, ausgesehen hat.

Ähnlich wie Anna?

Nein.

Und Anna hast du im Döner-Imbiss um die Ecke kennengelernt, oder?

Nein.

Wie lebt es sich eigentlich momentan in Berlin, wenn Du mal nicht unterwegs bist, im kulturellen und bürgerlichen Umfeld?

Stabil.

Wer sucht Dir eigentlich diese stylishen Anzüge aus?

Meine Schwägerin Sabina Jäger schneidert mir alle meine Klamotten. Sie denkt sich auch alles komplett selbst aus. Das ist ein Riesenglück. In diese Richtung muss ich schon mal keine gedanklichen Anstrengungen mehr unternehmen.

Und jetzt eine Frage für all unsere Leserinnen: Bist Du immer noch auf der Suche nach der großen Liebe?

Ein Suchender war ich noch nie.

Ich hoffe jedoch inständig, dass Du noch täglich nach der großen Melodie suchst, oder fliegen Dir die Melodien einfach zu?

Da ich Musiker bin, mache ich viel Musik, dabei entstehen automatisch Melodien, zumindest in meinem Fall.

Wie müssen wir uns das vorstellen, wie und wann Du ein Lied komponierst?

Die Sonne muss untergegeangen sein. Dann meditiere ich mich erstmal im Kreise gehend in eine Stimmung, in der ich von nichts Weltlichem mehr abgelenkt bin. Und dann bin ich wie ein Medium, durch das der liebe Gott seine Liebe in Musikform auf die Erde sendet.

Hältst Du Deine Ideen irgendwie sofort fest?

Aus einer Idee heraus ist noch nie ein Lied entstanden, Ideen kommen aus dem Gehirn, meine Lieder kommen aus einer anderen Dimension.

 


All Pics: Sandra Schuck