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ALTAR OF OBLIVION – The Seven Spirits

~ 2019 (Shadow Kingdom) – Stil: Epic Doom ~


ALTAR OF OBLIVION sind entsprechend der ihrer musikalischen Stilistik gern zugesprochen Langsamkeit nicht die Allerschnellsten. Im Rahmen ihrer letzten Veröffentlichung, einer EP aus dem Jahre 2016 (siehe hier), war bereits die Rede davon, dass die Dänen ihr drittes Full-Length-Werk vorbereiten würden. Drei Jahre später ist es in natura soweit, ´The Seven Spirits´ steht vor den goldenen Toren, die viele Metaller hoffentlich für sie öffnen werden. Denn erneut schwebt das Quintett in Sphären, die nicht viele Metal-Combos erreichen.

Das seit 2005 rackernde und verbliebene Trio um Mik Mentor (Gesang), Martin Meyer Mendelssohn Sparvath (Gitarre) und C. Nørgaard (Bass) musste bekanntermaßen vor zwei Jahren die Positionen an Schlagzeug und Gitarre mit Danny Woe und Jeppe Campradt neu ausrichten. Die musikalische Ausrichtung ist jedoch eindeutig der epische Doom geblieben. Und in diesem Metier sind ALTAR OF OBLIVION nahezu unschlagbar. Zudem sind sie 2019 für einige Überraschungen gut: Der Eröffnungspfeil ´Created In The Fires Of Holiness´ nimmt zwischendurch eine Abzweigung, die sie in dunkel gesungene Bereiche á la DEPRESSIVE AGE führt, ehe das Rhythmus-Bollwerk einen neuen Feuerball auf den Hörer loslässt. Die Gitarren vibrieren zwischendurch gar in blackmetallischer Würze. Ein herausstechendes ´No One Left´ gelangt schnell in Richtung der erhofften Power, wobei hier ein Abschnitt etwas Gothic-behaftet erscheint und sich in epischen Gitarrenläufen ergießt. Schnell wird klar, ALTAR OF OBLIVION werfen dem klassischen Heavy Metal den Fehdehandschuh zu, denn allein im Metier des Doom wollen sie in ´Language Of The Dead´ nicht verharren. Die Massenhysterie um GRAND MAGUS sollten sie mit ´The Seven Spirits´ vielmehr in ihre Richtung umleiten. Und mit einem ´Gathering At The Wake´ hätte jedes Comeback auch für COUNT RAVEN blendend begonnen. Der ´Solemn Messiah´ haut uns dagegen erst zum Finale seinen Titel zur Melodie um die Ohren, und ´Grand Gesture Of Defiance´ zum zweiten und letzten Mal innerhalb dieses Werkes auf epischen sieben Minuten.

Nach ´Sinews Of Anguish´ aus 2009 und ´Grand Gesture Of Defiance´ aus 2012 gliedern ALTAR OF OBLIVION ihrer Diskografie einen weiteren, dezent schmächtigeren Meilenstein als seinerzeit an.

(8,5 Punkte)

Michael Haifl

 

 

Ist das echt schon sieben Jahre her als die Dänen mit ´Grand Gesture Of Defiance´ (siehe hier) eines der ganz großen Doom-Werke der Neuzeit veröffentlichten? Ausgestattet mit unfassbaren Emotionen und einem höchst theatralischen wie einzigartigem Gesang. Den Bezug zum Meisterwerk stellt man damit klar, dass der Titelsong dieses Albums nun auf dem neuen Werk sein Licht erblickt. So lässt man die lange nicht so epische kleine EP ´Barren Grounds´ aus 2016 vergessen.

Da streife ich mir doch voller Freude mein (beim Hammer of Doom Auftritt?) zu schmal eingekauftes aber dafür umso gelberes Bandshirt aus den Tiefen des Schrankes über, um dieses Review zu schreiben. Hier sieht es ja keiner und hoffentlich vermeide ich es voller Begeisterung einen Schluck Rioja darüber zu sudeln, denn dann würde es beim hochgradigen Waschen ja noch enger.

Klares Erkennungszeichen und vordergründiges Herausstellungsmerkmal ist natürlich, weiterhin der charismatische Gesang von Mik Mentor, dem man sofort wieder vertraut und auch siebenhundert Hörspiel-Telefonbücher nicht vorhandener Städte abkaufen würde. Musikalisch hat sich dagegen eine größere Eingängigkeit eingeschlichen. Dort wo man auf ´Grand Gesture Of Defiance´ noch etwas mit dem Hörer spielte, einen kleinen Schlenker einbaute, noch eine Runde um den Kreisel fuhr bevor man auf die Zielgerade einbog, geht es hier nun manchmal direkter dorthin.

Besonders auffällig ist das natürlich in ´No One Left´, in das man mal direkt mit der Refrainzeile einsteigt, eine Technik die eigentlich nur DEMON erlaubt ist. Aber sei es drum, vielleicht haben sie sich die Genehmigung ja direkt bei ´Papa Emeritus´ geholt, der ihnen ohne Kopfbedeckung, dafür aber mit gelben Hausschuhen Absolution erteilte. Besagter Song ist tatsächlich so hitverdächtig, dass er selbst bei der nächsten GHOST-Freizeit funktionieren würde.

Als Album-Highlight kristallisiert sich für mich der ´Solemn Messiah´ heraus. Die Theatralik ist hier einfach am größten, die Kathedrale bebt und die Feierlichkeiten wollen gar nicht enden. Hier wird scheinbar mühelos das Niveau der selbst besten Songs des Full-Length-Vorgängers erreicht.

Ansonsten brauchen wir aber gar nicht zu viel hineininterpretieren. Fazit ist, das sich gar nicht viel verändert hat, ab und an fehlen die paar Grad noch mehr Spirit und vielleicht auch der Überraschungseffekt, der ´Grand Gesture Of Defiance´ zu einem unumstößlichen Meisterwerk machte. Das ist halt nicht in Vergessenheit geraten und so liegen dieses Mal 1-1,5 Punkte weniger auf dem Altar, obwohl auch ´The Seven Spirits‘ ein verdammt tolles Album geworden ist, das die Jahrescharts von innen sehen wird.

(8,25 Punkte)

Markus Gps


(VÖ: 26.4.2019)