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K.K. Downing: LEATHER REBEL – Mein Leben mit Judas Priest

~ 2019 (Iron Pages Books) ~


K.K. Downing, Mitbegründer von JUDAS PRIEST und seit 2011 nicht mehr als Gitarrist in der Band aktiv, kündigte seine Biografie an und Freude kam auf. Endlich Insights und Fakten, das Ausräumen von Gerüchten – von einem, der von Beginn an dabei war.

Nach dem Lesen der 224 Seiten, einem also verhältnismäßig dünnen Schmöker, ist die Enttäuschung jedoch groß. Man ärgert sich über die verschwendete Zeit, die Oberflächlichkeit des Buches und fragt letztendlich nach dem Sinn dieser Biografie. Etwas irritierend sind die oft vagen Erzählungen von K.K., bei denen er sich wohl nicht mehr ganz sicher ist, ob es denn nun wirklich so war. Das kann einen schon mal zur Weißglut treiben.

Wie bei allen englischen Musikern läßt auch K.K. sich ausgiebig über seine ach so schwere Jugend aus. Alter, in den Fünfzigern war es eben hart für Kids, egal wo auf der Welt. Aber die Engländer sehen das wohl deutlich schlimmer, warum sonst schwadroniert jeder Brite in seiner Bio so ausführlich über seine miese Kindheit?? Bis es zu den wirklich relevanten Themen kommt, vergeht einige Zeit, man muß sich schon zwingen, am Ball bzw. Buch zu bleiben. Als es dann zu der wichtigsten Perioden des Buches kommt, also dem Aufstieg und Werdegang von JUDAS PRIEST, wird man mit bekannten Oberflächlichkeiten und wenig Tiefgang gelangweilt.  Sein angespanntes Verhältnis zu Tipton kommt immer wieder zur Sprache und seine Annahme, dass die Band größer hätte sein können, wenn man mehr auf ihn gehört hätte. Die PRIEST-Zeit wird zu einer endlosen, gleichbleibenden Auflistung von Studioaufenthalten, Alben und den dazugehörenden Tourneen. Wirklich Neues kommt dabei nicht rüber. Allein der Eindruck entsteht, K.K. war nie wirklich glücklich mit dem, was die Band tat. Bei Konkurrenten tritt man öfters mal nach, was eher eine Art Neidsituation offenbart als sachliche Kritik.

Einer der nachhaltigsten Sätze ist sicher: „Das Publikum war ein Meer aus blonden, toupierten Haaren und Titten“. Im Zusammenhang des Erfolges von `Turbo` kam die Band im Mainstream an und folglich änderte sich das Publikum. Auch zum Vorteil von K.K., der die toupierten Damen nahm wie sie kamen. Gegen Ende des Buches lässt K.K. sich dann etwas näher über seinen Ausstieg bei der Band aus. Warum, wieso, weshalb. Aber so richtig schlüssig ist das alles nicht. Auch dieses Therapeuten-mäßige Gelaber wirkt ermüdend.

Letztendlich kommt wenig Aufschlussreiches auf den Tisch. Ein eher langweiliges Buch mit niedrigem Unterhaltungswert. Echte JUDAS PRIEST-Anhänger werden damit nicht glücklich. Der eher oberflächliche Durchschnittsfan bekommt dagegen bei Interesse ein wenig anstrengendes Buch, ob er allerdings beim Lesen bis zum Schluss durchhält, ist fraglich.