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ETERNITY´S END – Unyielding

~ 2019 (Ram It Down Records) – Stil: Neoclassical Metal ~


Es gab eine Zeit, als großartige Shredding-Künste die Metal-Welt entzückte – oder vielfach irritierte. 1980 gründete Mike Varney „Shrapnel Records“ und Flitzefinger wie Marty Friedman, Jason Becker, Paul Gilbert, Tony MacAlpine oder Vinnie Moore schossen wie Pilze aus waldreichen, sandigen Böden. Aber auch Bands wie RACER X, CACOPHONY, FIFTH ANGEL und VICIOUS RUMORS brachten die Saiten zum Glühen. Es gab unter diesen auch einen Yngwie Malmsteen, der insbesondere als ein Wegbereiter des neoklassischen Hardrock und Heavy Metal anzusehen ist, der diese Genres mit der Verflechtung von Klassik in neue Richtungen führte. Es gab ebenso eine Zeit, als auf europäischem Boden der Speed Metal in melodischer Art und Weise dargeboten wurde. In der Folge des Aufstiegs von HELLOWEEN überrannten große Formationen wie GAMMA RAY, SCANNER oder viel später die True Metal-Aufwecker HAMMERFALL die Szene. 2019 ist von einer Schnittmenge all dieser musikalischen Richtungen nicht mehr viel zu hören und zu sehen. Diesem Umstand wollen ETERNITY´S END Abhilfe verschaffen.

Von Joey Tafollas Solo-Debütwerk ´Out Of The Sun´, 1987 auf „Shrapnel Records“ erschienen, hat sich extraordinario guitarrista Christian Münzner (ALKALOID, ex-OBSCURA u.v.m.) den Opener als Bandnamen für eine seiner aktuellen Spielwiesen entliehen. ´Unyielding´ ist bereits das zweite Album (zum Erstling geht es hier lang), das er mit Schlagzeuger Hannes Grossmann (ALKALOID, BLOTTED SCIENCE u.v.m.) und dem US-amerikanischen Keyboarder Jimmy Pitts (EQUIPOISE, THE FRACTURED DIMENSION) eingespielt hat. Zu diesem Feuerwerk instrumentaler Raketenabschüsse gesellt sich als zweiter Songwriter und Gitarrist der Kanadier Phil Tougas (CHTHE’ILIST, EQUIPOISE, COSMIC ATROPHY), Tausendsassa am Bass Mike LePond (SYMPHONY X, HEATHEN´S RAGE u.v.m.) sowie der Brasilianer Iuri Sanson (ex-HIBRIA) am Mikrofon. Explosionsartig eröffnet das Quintett im Speed Metal-Jargon. Double-Bass, irres Tempo, aber in Variationsstufen, halten ETERNITY´S END bereit. Der Sound zeigt insbesondere bei den Keyboard-Klängen seine Neo-klassische Note, hier zeigt Jimmy Pitts ebenso die üblichen Spinett-artige Tastenklänge, und kann die europäische – überwiegend durch GAMMA RAY-Chorgesänge – nicht unterdrücken. Womöglich zeichnet sich Piet Sielck durch Mix & Mastering für diese verantwortlich. Die heiß ersehnten, zahlreichen Soli und Duelle auf den Gitarren sind selbstredend von erhabener Güte.

´Unyielding´ beherbergt Musik, die seit Jahren nicht mehr im Fokus stand. Es waren einst vielmehr die Zeiten von CHASTAIN, MALMSTEEN und SYMPHONY X, ELEGY und AT VANCE, aber auch RIOT. Wer der großen Schar an Inspirationsquellen von Christian Münzner gewahr werden will, muss nur die Dankesliste dieses „Monsters eines Power-/Speed-Albums“ unter die Lupe nehmen.

(8 Punkte)