Livehaftig

BACKYARD BABIES, THE BONES, AUDREY HORNE

~ 02.03.2019, Schlachthof, Wiesbaden ~


Klasse Band, starke Alben, live eine durchgehend überzeugende Truppe: AUDREY HORNE. Aber leider kamen die Norweger trotz sechs guter Alben bisher nicht über Opener-Slots auf größeren Tourneen heraus. Schade, denn die Jungs wissen zu entertainen. So auch auf der aktuellen BACKYARD BABIES-Tour, die sich treffendermaßen `Rolling Over Europe Tour 2019` nennt und auf der man sein neues Album `Sliver & Gold` präsentiert.

Der Schlachthof ist gut besucht und AUDREY HORNE geben von Beginn an Gas. Allerdings ist der Sound wenig ausgewogen und teilweise matschig. Zumindest im vorderen Bereich der Halle, weiter hinten klingt das alles deutlich transparenter, bei allen Bands. Knappe acht Songs zocken die Norweger energisch und treffsicher runter. Guter Einstieg mit `This Is War` und `Audrevolution` vom aktuellen Album `Blackout`.

Noch besser kommen `Youngblood` und `Pretty Little Sunshine` vom vierten Album `Youngblood` an. Dass sie Herren weniger Rock`n`Roll und dafür metallischer sind, ist im Tourpackage-Kontext zwar bedenklich, funktioniert aber. Allerdings ist das Wiesbadener Publikum den ganzen Abend eher reserviert und nur ganz vorne ist man in Feierlaune. Sänger Torkjell Rød ackert schwer und versucht die Leute mit zuziehen.

Was leider nur ansatzweise gelingt. Basser Espen Lien ist der zweite äußerst aktive Posten in der Band und bekommt den Poseraward des Abends. Sauberer Warm-up der Norweger deren Merch man allerdings in der Halle suchen musste. Versteckt in einer kleinen Nische, tauchten nach dem Auftritt die Musiker sogar dort auf.

Mit THE BONES haben die BACKYARD BABIES eigentlich eine richtige Arschtreter-Combo mit auf Tour genommen. Die frühen THE BONES-Alben sind Garanten für megasoliden Power Rock`n`Roll. Ihr letztes Studioalbum `Flash The Leather` hat aktuell auch schon vier Jahre auf dem Buckel und somit ist das Quartett die einzige Band auf der Tour, die nichts aktuelles am Start hat.

Die Setlist ist im Nachhinein betrachtet eine Enttäuschung. Von den beiden ersten Alben kommen keine fünf Songs zum Zuge. Aber gerade dieses Material kommt bei den Leuten gut an, was nicht zu überhören und sehen ist. In der zweiten Hälfte des Sets wird ordentlich die Geschwindigkeit angezogen und die Fans feiern das. Das scheint auch die Band zu realisieren und gibt noch etwas mehr Gas. Aber das ändert nicht wirklich viel an der doch gleichförmigen Performance und der uncoolen Setlist.

Das Stage Acting war auch mal wilder, da gibt es deutlich Platz nach oben. THE BONES haben nicht wirklich überzeugt und die echten Highlights waren eigentlich nur `Screwed, Blued And Tattooed`, `Memphis 77`, `Home Sweet Hell“. Schade dass man Hits wie `I Met Elvis At The Nudybar` oder `Monsters Prefer Blondes` nicht in der Setlist hatte. Das hätte zweifelsohne die Stimmung nach oben geschraubt. Auch hier hat der unsaubere, teils matschige Sound viel positive Power gekillt.

Mit dem Headliner wird der Sound besser (jedoch nicht optimal) und das Quartett um Gitarrist Dregen hievt das Qualitätslevel gleich um einige Stufen an. Auch wenn die Herren sich von ihren frühen Rotz-Rock-Tagen auf Platte weitgehend verabschiedet haben, sind sie live doch immer noch gut für Street-Credibility-beeinflusste Kick Ass Shows. Allen voran der schon erwähnte Dregen der leichtfüßig seine Pirouetten dreht und solide Riffs seiner Gitarre entlockt.

Am unauffälligsten agiert Basser Johan Blomquist, der nach seinen Gesichtszügen zu urteilen seinen Spassfaktor bei knapp über Null ansiedelt. Dagegen keult Drummer Peder Carlsson mit vollem Körpereinsatz und verzerrtem Gesicht in sein Drumkit rein. Relaxt, vollkommen abgebrüht, souverän und selbstsicher agiert Sänger/Gitarrist Nicke Borg. Spärliche Ansagen, dafür Souveränität ausstrahlen scheint sein Mantra an diesem Abend zu sein. 17 Songs zocken die Schweden an diesem Abend runter.

Der Einstieg mit dem Tripel `Good Morning Midnight`, `Look At You` sowie `Dysfunctional Professional` wirkt siegessicher. In der Mitte des Sets geht es in einen Akustikteil über mit `A Song For The Outcast` und `Roads`. Zieht ein bisschen die Stimmung runter. Wenn ich mich nicht verhört/verzählt habe, kommen vom aktuellen Album `Sliver & Gold` drei Songs zum Zuge. Hinten raus kommen dann verstärkt Klassiker zum Einsatz, allen voran `Th1rten3en Or Nothing`, `Minus Celsius`, Brand New Hate`.

Die Zugabe besteht aus den beiden Songs `Yes To All No` sowie `People Like Us`. Wobei ersterer ziemlich angestaubt klingt. Die Performance an sich wirkt äußerst abgebrüht, selbst technische Problem bringen Dregen nicht aus der Ruhe. Der aktivste Posten in der Band, um es noch einmal zu erwähnen. Guter, solider Auftritt mit wenigen echten, nachwirkenden Höhepunkten. Allerdings haben die BACKYARD BABIES schlussendlich die ziemlich reservierten Wiesbadener noch aufgemischt und unter lautem Geschrei verlässt die Band die Bühne.

Dass die Schweden Merch-mäßig volles Programm auffahren, sei noch erwähnt. Die zu erwerbenden Platten und CDs sind alle signiert, haben dadurch allerdings einen Preisaufschlag von durchschnittlich 5-7 Euro. Billigst zu erwerbende Musik am Merch-Stand ist die neue Solo-CD von Nicke Borg – für einen lässigen Zehner. Over.


Alle Fotos: Jürgen Tschamler