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DAMIEN – St. Clair Tapes

~ 1983/2019 (Lost Realm Records) – Stil: Heavy Metal ~


Am Anfang standen auch in Toledo, Ohio, alle Zeichen auf Sturm – und in Richtung JUDAS PRIEST, IRON MAIDEN, BLACK SABBATH und UFO gerichtet. Die beiden Buddies Chuck Stohl (Gitarre) und Fritz Adamshick (Gitarre) gründeten aufgrund eben dieser Vorbilder eine Rockband. Der Sage nach verdienten sie ihr Geld auf Friedhöfen. Erst warben sie einer anderen Formation Randy Mikelson (Gesang) und Johnny Cappellety (Schlagzeug) ab, dann fanden sie in Kevin Kekes (Bass) das letzte fehlende Bindeglied.

Fünf Nächte lang die Woche begannen sie in der „St. Clair Street“ zu proben, ohne in den folgenden anderthalb Jahren einen Live-Auftritt zu haben. Erst als sie mit geliehenen Mikrofonen und einem Mischpult ihre Kompositionen auf einem Kassettendeck festgehalten hatten, spielten sie auf ausgewählten Partys. Einige Shows später vermittelte ein über mehrere Ecken in Kontakt getretener New Yorker Manager sie an Select Records. Diese schickten sie für das Debüt ´Every Dog Has Its Day´ ins Studio, konnten aber als originäres Dance-Label nichts mit der Band im aufstrebenden Heavy Metal anfangen. Die Kassetten-Aufnahmen aus der „St. Clair Street“ gerieten unterdessen in Vergessenheit – bis heute.

DAMIEN aus Toledo, nicht zu verwechseln mit der Randnotiz aus New York, die unter dem gleichen Namen 1985 ´Face The Danger´ veröffentlichte, spielten bereits auf diesen rauen Demoaufnahmen die Songs des komplette ´Every Dog Has Its Day´-Debüts und die Hälfte seines Nachfolgers ´Stop This War´ ein. „Lost Realm Records“ bringen diese auf CD, inklusive eines dicken Booklets mit Lyrics und Fotos, remastered von Bart Gabriel, plus einer DVD mit einem 1989er Live-Mitschnitt aus dem „Kip’s West“ auf den Markt. Es ersetzt zwar nicht die beiden Original-Scheiben, lässt aber schon die Schönheit der Songs in einem – zur Studioversion – leicht dumpferen Sound, der jedoch Vinyl-würdig wäre, erklingen.

Das ganze Talent von DAMIEN zeigt sich bereits in der „St. Clair Street“. Die Band spielt auf der Höhe der Zeit. Sie kennt zwar ebenso die frühe Phase von MÖTLEY CRÜE, doch allein der Gesang von Randy Mikelson drückt DAMIEN in die Nähe zu JUDAS PRIEST. Dies belegen die künftige Eröffnungsnummer ´Wolf Dreams´ oder ein ´Stormwind´. ´Every Dog Has Its Day´ ist auch in der Probezeit-Phase längst ein Kracher vor dem Herrn und ´World Affair´ galoppiert für immer durch die Straßen von Toledo. Als epische Mitsinghymne des US Metals kann ´Give Me A Sign´ betrachtet werden. Und die ´Matilda´ kennt jeder Metaller. Allen Songs zu eigen ist die beachtenswerte Gitarrenarbeit, die abermals die Hochwertigkeit des klassischen US Metal belegt. In der „St. Clair Street“ reifte ein künftiger Klassiker heran. Hier existierte er schon.

Das auf der DVD enthaltene, anderthalbstündige Konzert „Live at Kip’s West 1989, Toledo Ohio“ beinhaltet 21 Songs und besitzt die Qualität einer Zuschaueraufnahme aus der ersten und zweiten Reihe. High-Quality-Junkies dieser Dekade werden zwar die unscharfen Bilder bemängeln, doch die technischen Gegebenheiten waren 1989 unterhalb der Profiliga nicht höher. Die DVD ist ein Zeitdokument, das sich der DAMIEN-Anhänger einmal anschauen wird.

https://www.facebook.com/DAMIENTOLEDOOHIO