EditorialNeu!

QUO VADIS LIVEACTS?

THEMA: ´Take Hold Of The Flame´ – does the fire still burn oder zählt doch nur noch mittelmäßiges, identitätsloses Klassikercovern unter großem Banner statt mit Herzblut?


Liebe Idole, liebe Veranstalter,

nur ein echter Musikfan kann meine verzweifelte Entrüstung, die ich ungeschickt emotional in Worte fassen möchte, nachvollziehen. Da es mir aufgrund meiner Programmierung nicht möglich ist zu hassen und ich grundsätzlich in infrarot träume, fasse ich – auf eigene Verantwortung und ohne Rücksprache mit dem Ältestenrat meines Planeten 80 zu halten – folgenden Entschluss: No more lifetime for no liveshow, sprich: ich tue mir unwürdige Klassikerrunternudelversuche nicht mehr an.

An dieser Stelle lasse ich mal vorweg den diskussionswürdigen Spruch raus, der mir auf der Seele brennt und allein für sich betrachtet vielleicht sehr engstirnig und ungebildet klingt: Metal von vor über 30 Jahren hat lange Haare zu haben! Auch 2019. Gerade 2019.

Wohlgemerkt: METAL VON VOR ÜBER 30 JAHREN! Ich war da. STARS waren da, egal ob Megaseller oder Undergroundacts, sie sahen auch wie STARS aus und hatten somit ausnahmslos das üppige Musikererkennungsmerkmal, welches liebevoll gehegt wurde.

Was hielt die Szene damals den Atem an, als OZZY seiner SHARON seine abgeschnittenen Haare schickte.

Nun setze ich das rein optische Erkennungsmerkmal mit dem gleich für was es stand und was mir mittlerweile fehlt: das Stückchen Rebellion, anders sein und hinter dem zu stehen, was man darstellen will. Was heute passiert ist mir Banane, aber eine Million guter Musiker MIT langen Haaren wartet mit EIGENEN Stücken auf ihre Chance, die Welt zu erobern und würde für einen Auftritt mit einer Legende ALLES geben. Bewegung auf der Bühne, wie zu Livecrime-Zeiten oder einem legendären SECRECY-Auftritt unter schwierigsten Begleitumständen, als trotz allen Problemen im Umfeld der Tour auf einer winzigen Bühne dem angereisten Fan ‚Art In Motion‘ vorgelebt wurde.

Damals waren die langen Haare, und alles für was sie stellvertretend waren, AUF der Bühne und nicht nur davor. Und ich und ihr getäuschten Zeitzeugen der für uns besten Ära des Universums schauen uns aus freiem Willen die statisch herumstehenden BACKSTREETCASTINGBOYS an, während die Schlagerszene ihre Liebe zu Individualismus, Rebellion und LANGEN HAAREN entdeckt. Helene lacht sich einen Ast und weiß genau wie Freddy: The Show Must Go On. Singen kann sie übrigens auch.

Ich versuchte mir letztes Wochenende immer noch einiges schönzudenken und würdigte anfangs die gute Leistung eines GEOFF TATE, während ich mich im weiteren Verlauf frage, ob es – wenn schon keine enthusiastischen Darsteller – nicht wenigstens DE GARMO, WILTON, ROCKENFIELD & JACKSON Perücken gibt, oder ich mir doch lieber zu Hause bei einem guten Whisky eine DVD einer echten Metalband anschaue. KING DIAMOND zum Beispiel, oder die OPERATION LIVE CRIME von 1991.

Geoff kann machen was er will und aussehen wie er will, denn er kann es immer noch und hat seinen Beitrag mehr als geleistet. Die Haare verschwinden nun mal in fortgeschrittenem Alter und das stört doch auch bei Originalen wirklich niemanden, aber muss die Emotion und Leistungsbereitschaft der jungen Laiendarsteller daneben einfach als nicht vorhanden in Kauf genommen werden?

‘Be What You Are’ (SUPERMAX, 1977). Für alle Begleitbands gilt: Be what you should be like. Nur so ist der wachsende Erfolg von „originalen“ Coverbands zu deuten. Und spielen können die auch. THE MUSICAL BOX hat´s verstanden (seit 1993). Ich jetzt auch. Und ihr?