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T live – Nein! Doch! t live!

~ T on Tour (Part IV) ~


Der „unbekannteste Topstar der Musikszene“ (Musicheadquarter) kommt 2019 zum ersten Mal überhaupt auf die Bühne – jedenfalls als t.

Als Frontman der umjubelten Truppe SCYTHE, die in den späten Neunzigern international für Furore gesorgt hatte, hat er ebenso eine Menge Bühnen gesehen wie als Sänger diverser Projekte. T aber sei unlivebar, behauptete Thomas Thielen, so sein echter Name, stets. Jedenfalls bis zum September, als die Fans völlig überraschend erfuhren, dass das „Mastermind der intelligenten deutschen Rockmusik“ (ME Sounds) eine Tour veranstaltet. Und was für eine!


Tourdaten 2019:

22.3. Oberhausen, Zentrum Altenberg (Tickets hier)
4.4. Rüsselsheim, Das Rind (Tickets hier)
20.7. Loreley, Night of the Prog (Tickets hier)
30.8. Gladbeck, Droehnschuppen (17 Uhr!)
26.9. Bremen, Meisenfrei
28.9. Reichenbach, Bergkeller
4.10. Berlin, Die Wabe 2
22.11. Hannover, Chez Heinz
23.11. Trier, Tuchfabrik


 

Wir haben die Musiker, die mit t zusammenarbeiten, gefragt, wie der eher zurückhaltende und geheimnisumwitterte Studiotüftler eigentlich als Bandleader agiert. Dieses Mal schreibt Dominik Hüttermann für uns, seit den Neunzigern als Produzent und Ausnahmekeyboarder in der Szene geschätzt. Ihn und t verbindet eine über 20 Jahre andauernde Freundschaft.

 

Dominik Hüttermann, Keyboards

Thomas und ich lernten uns am ersten Tag seines Studiums kennen. Ich hatte gerade die Uni gewechselt und war sofort als Musiker aufgefallen. Bei der Eröffnung des Semesters der Klassischen Philologie in Trier sollte ich etwas spielen, und daher hatte ich meine Korg 01/w unter dem Arm und stand vor dem Sekretariat der Fakultät. Thomas kam um die Ecke und begrüßte mich mit den Worten: „Die spielt unser Keyboarder auch.“ Es stellte sich heraus, dass sich zwei Anhänger des Art Rock getroffen hatten, was in den Neunzigern ausnehmend unwahrscheinlich war.

Seit diesem Tag machten wir dauernd das eine oder andere Projekt zusammen. Einen Streik der Studenten nutzten wir 1996, um in 2 Tagen ein ganzes Album aufzunehmen. Equipment? Hatten wir nicht, aber Erfindungsreichtum war vorhanden, ebenso ein bisschen Dreistigkeit: Wir gingen einfach von Musikgeschäft zu Musikgeschäft und kauften Dinge, die wir am nächsten Tag zurückbrachten, als die Aufnahmen getan waren. Das ist natürlich nicht die feine Art, aber nur so konnten wir überhaupt irgendwie arbeiten. Heraus kam das erste Album von CLOUDS CAN – und für t das Selbstbewusstsein, auch ohne seine Band zu funktionieren.

 

 

Seitdem habe ich unter vielen anderen Berührungspunkten im t-Universum die Rolle des Beraters. Thomas selbst sieht mich auch als seinen ausgelagerten Optimismus, denn t ist nie, wirklich nie zufrieden und neigt dazu, auch großartige Dinge, die er gemacht hat, wegwerfen zu wollen, weil sie ihm nicht gut genug erscheinen. Er behauptet, dass ganze Alben nur existieren, weil ich ihm gut zugeredet hätte und er deshalb dem Material noch eine Chance gegeben habe.

Im Live-Kontext bin ich sowas wie der Musical Director. Auf meinem MacBook finden sich die sogenannten Clicktracks. T arbeitet live mit inEar, das heißt: Die Musiker hören sich selbst über Kopfhörer. Damit das funktioniert – denn der Nachteil ist, dass man sich sehr klar hört, aber die Band als Ganzes, das Zusammenspiel nicht unbedingt ganz so mächtig wie mit normalen Monitoren -, hilft es immens, wenn alle einen Bezugspunkt für das Tempo haben: den Click, der als Metronom für alle durchläuft.

Für das und die Koordination der Keyboardsounds bin ich verantwortlich. Der größte Teil des Monitorings läuft also von mir aus, und ich muss zudem Samples und Loops abfeuern, die für den Kino-Faktor des t-Sounds so wichtig sind und dem Sound eine zusätzliche Tiefe verlangen. Man kann sich vielleicht vorstellen, was das für ein Gefummel ist. Bis zu 16 Spuren verschiedener Klänge muss ich so ineinander mischen, dass der Tontechniker am Mischpult auf seinem Mischpult meine Stereospur „Keys“ sinnvoll verarbeiten kann.

Bei jeder Probe justieren wir da nach: Wie kriegen wir den Sound noch tiefer und klarer? Verdeckt das Piano noch die Gitarre? Muss dieser Loop noch lauter oder eher dezenter sein? Am Ende steht dann hoffentlich ein Hörerlebnis, das über den normalen Live-Sound hinausgeht. Thomas jedenfalls zielt darauf ab, die Zuschauer mehr zu entführen und zum Wegräumen zu bewegen – das geht nur, wenn die Klangwelt unserer Band keine harten Kanten hat.

 

 

Dabei arbeiten Thomas und ich natürlich extrem eng zusammen. Da wir das seit über 20 Jahren immer wieder tun, kennen wir uns so gut, dass wir uns zu nehmen wissen. Thomas ist sehr klar in seiner Vision, und dann auch sehr verbissen darin, diese zu verwirklichen. Dabei geht es dann auch mal bis zur totalen Erschöpfung, meist seiner eigenen. Man muss da ein bisschen auf sich und ihn aufpassen – diesen Flow, in dem die Tage vergehen, wenn Thomas am Mischpult sitzt, Tunnelblick zu nennen, reicht kaum aus, und wenn doch, dann reden wir hier vom Ärmelkanal. Musik geht bei ihm nur exzessiv, was größte Stärke und Schwäche zugleich ist. Der Typ singt 8h am Stück Dinge ein, bis es passt – aber wehe die anderen im Raum ziehen nicht mit: Boom. Und nicht selten endet mit dem letzten Ton nicht nur der Arbeitstag, sondern auch die Lebensenergie… wie oft Thomas danach als von Krämpfen und Migräne geschüttelter Zombie ins Bett fiel und nicht schlafen konnte, weil irgendein Problem doch noch nicht perfekt gelöst war, das ist für alle, die ihn kennen, ebenso legendär, wie es für seine früheren Vermieter ein Ärgernis war…

So laufen nun auch die Proben… sie sind minutiös vorbereitet, es gibt 101 Videos mit Fingersatz und Noten für jeden von uns 4… aber die letzte Probe begann z.B. in Berlin um 10, also fuhren wir um 4 Uhr morgens zu Hause los. See my point? Aber andererseits ist dann auch alles perfekt geplant: Es gibt gebuchte Hotelzimmer, zugeschickte Zugfahrpläne, reservierte Restaurants für die Mahlzeiten… jeder von uns hatte vorher eine Vielzahl von Videos zur Verfügung, in denen schwierige Passagen erklärt wurden; Notenblätter mit präzisen Einsätzen und detaillierten Anweisungen wurden in die Dropbox gestellt; sogar Audiofiles zum Üben gab es, in denen die Arrangements ohne die eigene Stimme zu hören waren. Bis hin zum Monitoringkanal wurden wir perfekt versorgt.

Ich habe jetzt mal versucht, die Arbeitsweise ein bisschen zu illustrieren. Das Wort, das man am häufigsten in Verbindung mit t liest, ist Perfektionismus. Der Leser wird sehen können, warum. Aber was er hoffentlich auch sieht, ist, wie angenehm das als Mitmusiker ist! Proben werden extrem effektiv. Es gibt kaum Konflikte, weil klar ist, wo Freiraum für eigene Ideen und wo Werktreue gefordert ist. Und besonders: Die künstlerische Vision ist immer vor Augen. Ich habe jederzeit das Gefühl, an etwas Großartigem mitzuwirken.

Hoffentlich ihr bei der Tour dann auch. Wir sehen uns dann!

 

 


Bisher erschienen in der Reihe „T live“ und seine Bandmitglieder Artikel über: Thomas Nußbaum (Drums, siehe hier), Yenz Strutz (Bass, siehe hier) und Jan Steiger (Gitarre, siehe hier).


http://www.t-homeland.de/

https://www.facebook.com/ThomasThielenT