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THE YOUNG GODS – Data Mirage Tangram

~ 2019 (Two Gentlemen / Rough Trade) – Stil: Electro / Industrial ~


U2, NINE INCH NAILS oder David Bowie. Wer so unterschiedliche Lieblingskünstler hat, der kann beliebig nicht sein. Waren THE YOUNG GODS auch nie. Und ihr neues Album ´Data Mirage Tangram´ macht da keinen Unterschied.

Bereits seit Mitte der 80er Jahre gibt es die Schweizer. Im Winter 1984/85 definierten Franz Treichler und Cesare Pizzi Rock Musik neu, indem sie einfache Maschinen/Synthesizer nutzen, um damit auch breite Gitarrenwände zu improvisieren. Seitdem gehen sie an ihre musikalischen Grenzen – und darüber hinaus. Immer in Bewegung: Zu Beginn ihrer Karriere gehörten sie zu den Pionieren des Industrial-Punk, flirteten dann mit surrealem Kabarett und machten ab Beginn der 2000er Electro/Techno.

Die mutige Kombination ihres musikalischen Intellekts mit neuen Einflüssen der Moderne war stets ihr Antrieb. Gern holten sie sich dabei prominente Hilfe. So feierten THE YOUNG GODS 2005 beim Montreux Jazz Festival ihr zwanzigjähriges Jubiläum, unterstützt von Mike Patton (FAITH NO MORE, MR. BUNGLE, FANTOMAS) als Sänger. Zudem kollaborierten sie unter anderem mit den alternativen Hip-Hoppern von DÄLEK.

Das zwölfte Album, ´Data Mirage Tangram´, führt diese Linie führt. Dabei kann es auch mal wieder dicke Hose sein. Sphärisches Elektro-Geplucker paart sich mit Breitwand-Gitarren und mündet in packende Refrains, wie in ´Tear Up The Red Sky´. ´Figure Sans Nom´ ist eine Rückkehr zum Acid Groove und den The DOORS-Einflüssen der Anfänge. ´Moon Above´ fungiert als eine Art musikalische Landschafts-Skizze, die dann von kaum identifizierbaren Soundobjekten zerstampft wird. Ein Kleinod: Die elf fesselnden Minuten von ´All My Skin Standing´ – erst besinnlich, dann ein weißes Rauschen mit verzerrten Gitarren im Finale. ´You Gave Me A Name´ erscheint gegen Ende wie ein wärmender Frühlingsspaziergang an der erfrischenden Luft nach einem langen, kalten Winter. Und ´Everythem´ lässt das gelungene Album leicht verstörend, aber versöhnlich ausklingen.

Wenn THE YOUNG GODS bei ´Data Mirage Tangram´ – bei aller Experimentierfreude – noch mehr Wert auf Kohärenz und packende Hooklines gelegt hätten, dies wäre ein kleiner Klassiker geworden. Über die eigene Diskografie hinaus. So bleiben:

(7,5 Punkte)


(VÖ: 22.2.2019)