Redebedarf

IS LOVE ALIVE?

~ Interview mit Tom Pieper  ~


Nachdem wir von IS LOVE ALIVE? bereits einige Stimmen direkt aus dem Studio vernommen hatten (siehe hier) und uns das Endergebnis sehr wohl gemundet hat (Albumreview siehe hier), trafen wir uns nochmal mit Mastermind Thomas „Tom“ Pieper zu einem kleinen Plausch:

Tom, du hast vor annähernd zehn Jahren IS LOVE ALIVE? gegründet. Was brachte einen eingefleischten Bay Area-Thrash-Anhänger, der in den Neunzigern jahrelang seinen Urlaub in den USA und der Bay Area verbrachte, dazu, anstatt einer Thrash- eine Doom-Band aus der Taufe zu heben?

Har Har, gute Frage! Nun, meine musikalischen Vorlieben sind vielfältig. Ohne Probleme lege ich nach dem Genuss von SLAYERs ´Hell Awaits´, die ´Under Lock And Key´ von DOKKEN auf den Plattenteller und erfreue mich an BEIDEN Meisterwerken. Die Liebe zum DOOM war auch schon immer da, aber erst in reiferem Alter realisierte ich, welche Tiefe darin steckt, fühlte mich verstanden.

Die Zeit für mehrere Projekte, eben für ein Thrash-Projekt, fand sich bisher nicht?

Ich fokussiere meine Energie lieber auf EINE Band, anstatt mich in mehreren Projekten zu verzetteln. Meine Hang zu schnellerer Musik habe ich in den 80ern in der Speedmetalband CHRONOS ausgelebt (checkt mal das Netz oder metal-archives).

Dennoch lebt ihr auch in den neuen Songs deine Vorlieben für klassischen Heavy Metal oder US Metal aus?!

Auf jeden Fall. Ich mag es halt auch gern ein wenig flotter, daher baue ich solche Passagen in die IS LOVE ALIVE? Songs ein und gestalte sie damit auch interessanter. Ein komplettes Album mit durchgehend EINEM Tempo würde ich als langweilig empfinden. Von DOOM-Puristen wurde uns das aber auch schon vorgeworfen. Okay, unsere schnellen Passagen sind schon ZIEMLICH schnell, aber ich mag diese Gegensätze. Wir wollen nun mal auch originell sein und nicht nur ausgetretene Pfade durchwandern. Mir ist keine Band bekannt, die das in dem Maße macht, daher klingen wir wahrscheinlich in vieler Leute´s Ohren auch ungewöhnlich, haben aber kein Problem damit.

Welche Gruppen haben dich denn so dermaßen geprägt, dass du IS LOVE ALIVE? gegründet hast?

Selbstverständlich BLACK SABBATH (mit Ozzy), die Ur-Väter jeglicher Form von dem, was wir heutzutage unter Metal verstehen. Desweiteren dann SAINT VITUS, die mir zeigten, dass man auch mit recht simplen Stilmitteln höchst emotionale Musik erschaffen kann.

Hast du heutzutage auch eine Lieblingsband oder einen Lieblingsgitarristen?

Meine absoluten Lieblingsbands sind BLACK SABBATH und LED ZEPPELIN. Desweiteren ARMORED SAINT, FATES WARNING (mit Ray Alder), VOIVOD, DEATH, PSYCHOTIC WALTZ, JUDAS PRIEST, TROUBLE, SAINT VITUS & ALICE IN CHAINS. Als Gitarristen verehre ich Toni Iommi, Michael Schenker, & natürlich Jimi Hendrix.

 

 

Was hat es mit dem Bandnamen überhaupt auf sich?

Schön, dass mal jemand danach fragt. Mich nervt halt dieses ganze True-Metal-Gehabe mit seinen lächerlichen Klischees. Bandnamen wie DRAGONKILLER, oder diese BRD-Thematik (Burg/ Ritter/Drachen) auf den Covern, die aussehen als hätte ein 5-jähriger sie gemalt, gehen mit MEINEM Kunstverständnis nicht überein. So wollten wir uns nicht präsentieren und daher gleich beim Bandnamen ein Zeichen setzen. Etwas neutrales, wie z.B. ALICE IN CHAINS fanden wir da schon passender.

Die Frage IS LOVE ALIVE? ist dem derzeitigen Weltgeschehen geschuldet. Wenn man verfolgt, was so abgeht, Raffgier, Habsucht, Missgunst, Neid, Lug & Trug, Zerstörung der Natur, Tierquälerei, Mobbing, usw. ist diese Frage meiner Meinung nach durchaus berechtigt.

Auch im ´Final Journey´-Cover findet sich diese Thematik wieder. Es zeigt eine Statue von Papst Johannes Paul II. Bekanntlich ist das der Papst, auf den ein Attentat verübt wurde. Und hier kommt der Bandname wieder ins Spiel. In welch einer Welt leben wir, wenn selbst auf den Papst geschossen wird? Die täglichen, aktuellen Horrornews lassen mich nicht gerade hoffen, dass sich das bessern wird. Hinter dem Bandnamen, den Covern und auch den Lyrics steckt also schon ein gewisses Konzept. Leider habe ich die Erfahrung gemacht, dass viele Leute in der Metal-Szene mit solchen Gedankengängen schon überfordert sind. Die sehen einen untypischen Bandnamen, ein ungewöhnliches Cover, und greifen dann doch lieber zur neuen MANOWAR.

Wie würdest Du die letzten zehn Jahre in zwei Sätzen umschreiben?

Da reicht ein Songtitel vom Album: ´Separate Darkness (From Light)´!

Waren die vielen Besetzungswechsel schuld, dass ihr es bislang nicht zu einem vollständigen Album gebracht habt?

Das ist so. Anfangs haben wir noch viel Wert auf Livegigs gelegt. Tauscht Du jemanden aus, musst Du Dir das komplette Set wieder neu draufschaffen, damit die Band tight spielt. Wenn du dann nur einmal wöchentlich proben kannst, nimmt das schon erheblich Zeit in Anspruch, um wieder fit für die Bühne zu werden.

 

 

Wie viele Sänger standen bislang in den Reihen der Band, ehe Anne 2017 zu euch stieß?

Es waren drei Sänger, mit dem zweiten haben wir allerdings nichts veröffentlicht.

Wie bist du auf sie aufmerksam geworden?

In einer relativ kleinen Stadt wie Bergkamen, bzw. Kamen, rennt man sich halt irgendwann über den Weg, wenn man etwas mit Musik zu tun hat, sieht sich bei Konzerten, etc. So auch in diesem Fall. Anne war mir positiv aufgefallen, da sie eine recht tiefe Grundstimme hat. Generell bin ich herkömmlichen Frauenstimmen im Metal gegenüber eher abgeneigt, und mag daher bevorzugt Tieftöner wie Inga Rumpf & Lee Aaron, als beispielsweise das Gepiepse von Doro Pesch (Sorry, Herr Tschamler!)

Hat sie schon einige musikalische Stationen hinter sich?

Neben ihrem klassischen Gesangsunterricht hat sie bisher lediglich in einigen Acoustic-Projekten gesungen, die aber nur Coverversionen im Programm hatten.

Wann stand der Entschluss fest, sich endlich den Aufnahmen für einen Langdreher zu widmen?

Im Grunde war das von Anfang an der Plan. Ich wollte aber erst einige Demos aufnehmen, um zu sehen wie so ein Aufnahmeprozeß abläuft, wie sich die Songs auf der Zielgeraden noch ändern können, und auch ob ich letztendlich die richtigen Mitmusiker am Start habe. Das war erst im Oktober 2017 der Fall, so dass wir uns im Proberaum auf die Aufnahmen vorbereiten konnten.

Hattet ihr die Songs schon in petto, oder sind sie alle im Jahr vor den Aufnahmen entstanden?

Teils teils. Drei Songs sind bereits von den Demo-CDs bekannt, drei sind gänzlich neu, zwei weitere hatten wir seit längerem in der Schublade, aber bislang nicht aufgenommen und veröffentlicht.

Ist ´Final Journey´ jetzt ganz nach deinen Vorstellungen ausgefallen?

Das kann ich so sagen. Sicherlich entdeckt man im Nachhinein immer noch Kleinigkeiten, die man anders oder auch besser hätte machen können. Aber irgendwann ist auch mal gut. Die Songs und deren Umsetzung ist super gelungen, der Sound ist bombig, dazu sehr natürlich, und das Album hat einen guten Flow. Ich würd´s kaufen!

Würdest du die Besetzung jetzt auch als finale bezeichnen?

Ich denke schon! Zum ersten Mal ist es jetzt auch so, dass wir alle untereinander befreundet sind. In der Vergangenheit hatten wir schon einige fragwürdige Charaktere dabei, die sich einfach nur profilieren wollten, ohne Großartiges zum Bandkontext beizusteuern. Da hat man sich dann auch lediglich im Proberaum oder bei Auftritten gesehen. Wir hätten allerdings gern noch einen zweiten Gitarristen dabei, für künftige Livegigs wäre das zwingend erforderlich.

Welche Pläne habt ihr mit der Scheibe, außer dass sie sich eine Millionen Mal verkaufen sollte?

Hmmm, wenn Kim Kardashian uns bei FB liken würde, sollte das klappen.

Nun, wir streben keine Rockstar-Karriere an. Uns macht es großen Spaß in unserer Freizeit nicht nur Musik zu hören, sondern auch selbst zu kreieren. Songs zu schreiben ist ein unheimlich spannender Prozess. Ein Album wie ´Final Journey´ zu veröffentlichen ist letztendlich das Ergebnis jahrelanger Arbeit und daher sehr befriedigend. Selbstverständlich würden wir unsere Musik gern mehr Leuten zugänglich machen. Dabei würde uns ein kleines Label mit Vertrieb unheimlich helfen. Mal abwarten! Stand heute sind wir schon zufrieden, wenn wir die Auflage der CD verkaufen, um zumindest einen Teil der Aufnahmekosten wieder rein zu bekommen, damit wir Album Nr. 2 in Angriff nehmen können.


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