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LUMBAR – The First And Last Days Of Unwelcome

~ 2013/2019 (Argonauta Records) – Stil: Doom / Sludge Metal ~


LUMBAR sind die Schöpfung von Aaron Edge, der 2013 an Multipler Sklerose erkrankte – und als passionierter Marathonläufer und Biker musikalisch auch seinem seelischen Schmerz Ausdruck verleihen musste. Das Band-Projekt, an dem sich Tad Doyle (TAD, BROTHERS OF THE SONIC CLOTH) sowie der zuletzt gesundheitlich ebenfalls arg gebeutelte Mike Scheidt (YOB, VÖHL) beteiligten, ist damit vor allem eins: emotional und intensiv.

Mit den sieben Songs, benannt ´Day One´ bis ´Day Seven´, drückt dieser misanthropische Doom Metal alles aus, was ein Mann fühlt, wenn er sein Leben komplett ändern muss – weil die Physis ihn total im Stich lässt. Dieses Album ist so quälend wie schön, so vernichtend wie wohltuend. Und es ist so verdammt ehrlich wie es nur geht.

Die Vocals, einem angeschossenen Wolf ähnelnd, ergreifen direkt von Lied eins an; meist nutzen LUMBAR als Grundlage old-schoolige Doom-Riffs, ultraverzerrt, an deren Kanten man direkt hängen bleibt – mitgerissen auf einer Achterbahn der Gefühle. ´Day Two´ ist übrigens das beste Beispiel, dass Sludge eine Kunst ist, die nur jene wirklich beherrschen, die tatsächlich fühlen, was sie spielen. Diese Authentizität zieht sich durchs ganze Album. Insgesamt zwar das Baby von Edge, bringen die Altmeister Scheidt und Doyle aber insbesondere beim Riffing hörbar ihre Stärken ein.

Die 25 Minuten dieses Albums sind eine Tour de Force, die so sehr mitnimmt, dass es sich wie ein doppelt so langes Werk anfühlt. Einst auf „Southern Lord Records“ erschienen, tun „Argonauta Records“ jetzt ein Gutes, dieses Kleinod des kunstvollen Krachs wieder zu veröffentlichen.

(8,5 Punkte)