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PAVLOV’S DOG – Prodigal Dreamer

~ 2018 (Rockville Music) – Stil: Rock ~


Nur wer auf den Hund gekommen ist, weiß, wie Nuggets schmecken. PAVLOV’S DOG, gegründet 1972 in St. Louis, Missouri, haben in ihrer holprigen Karriere einige Nuggets erschaffen, ihre beiden Erstveröffentlichungen – ´Pampered Menial´ (1975) und ´At The Sound Of The Bell´ (1976) – sind Meisterwerke der Musikkunst. Ihrem Artrock schien aber keine längere Überlebensdauer vergönnt zu sein, lösten sich PAVLOV’S DOG bereits 1977 auf.

Ihr drittes Album wollte die Plattenfirma Columbia aufgrund schlechter Verkaufszahlen nicht veröffentlichen. Es erschien daher erst in den 1980ern als Bootleg unter dem Titel ´St. Louis Hounds´ und später als ´Third´. Als die Masterbänder wieder auftauchten, wurde es restauriert als ´Has Anyone Here Seen Sigfried?´ herausgebracht. Zudem fanden sich noch die Bänder der 1973er Vorproduktion ihres Debütalbums ein, von denen nur fünf Lieder auf diesem landen sollten. Diese gibt es seit 2014 als ´The Pekin Tapes´ zu erstehen. Somit enthielten nach der Wiederauferstehung von PAVLOV’S DOG allein die Veröffentlichungen 1990 ´Lost in America´ und 2010 ´Echo & Boo´ neue Kompositionen der Mannschaft um Ausnahmesänger David Surkamp.

2018 weckt der ´Prodigal Dreamer´ wieder die schlafenden Hunde. Acht Jahre nach ´Echo & Boo´ hat David Surkamp eine Sammlung seiner ihm ans Herz gewachsenen Geschichten, Lieder der vergangenen Jahre sowie wohl einige erst jetzt fertiggestellten Uralt-Kompositionen, zusammengestellt. Aufgenommen wurde das neue Werk mit Paul Hennerich mittels Raummikrofonierung – zwecks Authentizität, Wärme, Dynamik und Echtheit live im Studio. PAVLOV’S DOG schwenken damit auch produktionstechnisch wieder in ihre Anfangstage zurück.

Die Musik ist zudem wieder natürlicher, lebt den ursprünglichen Rock inklusive Folk-Anteil aus, natürlich mit ausgiebigem Einsatz der Geige. Einen echten Suchtfaktor stellen umgehend ´Hard Times´, ´The Winds Wild Early´ oder das tragische ´Hurting Kind´ her. Ihr größer Hit war wohl ´Julia´, der mit ´Jenny´ 1977, ´Angeline´ 2010 im Jahre 2018 seine unvermeidliche Fortführung mit ´Suzanne´ erhält. Im als Bonus-Live-Stück von ´Has Anyone Here Seen Sigfried?´ bekannten ´Paris´ dürfen sich Gitarre und Geige sogleich Artrock-gerecht in ihrem jeweiligen Solo ausleben. Melodramatisch wird es hingegen in ´Waterlow´, Country-esk ist ´Easter Day´, ´Winterblue´ vielmehr berstender Singer-/Songwriter-Stil. Nicht überraschend singt auch Davids Ehefrau Sara Surkamp im mächtigen ´Aria´ oder im Blueser ´Crying Forever´.

Obwohl David Surkamp gesanglich nicht mehr die Höhen seiner besten Tage erklimmt, besitzt er immer noch das gewisse Charisma. PAVLOV’S DOG bieten weiterhin Musik für ihre Anhänger, obendrein für Liebhaber und Genießer, die auch mal reinschnüffeln wollen, solche von David Bowie, Meat Loaf, JETHRO TULL, KANSAS oder MOTT THE HOOPLE.

(Mächtige 8 Punkte)

https://www.facebook.com/pavlovsdogband/


(VÖ: 7.12.2018)