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LEVEL FIELDS – 1104

~ 2018 (Pure Steel Records) – Stil: Metal ~


LEVEL FIELDS – ein neuer Stern am Metal-Firmament?

Geschlagene drei Jahre mussten wir warten, ehe auf ein digitales Demo (siehe hier) das langersehnte Langdreher-Debüt folgen und an die Öffentlichkeit gelangen sollte. Dabei haben wir es hier mit einer kleinen Supergroup des Edelmetalls zu tun. Dennoch mussten sich die vier Herren wohl reichlich lange anstellen, um in diesen Zeiten einen Plattenvertrag unterzeichnen zu können. ´Pure Steel Records´ hatten letztlich den richtigen Riecher und veröffentlichen zum Jahresende ´1104´.

Das deutsch-amerikanische Projekt ist ein Zusammenschluss von Gitarrist, Bassist, Keyboarder Marco Ahrens, bekannt von den mächtigen POVERTY`S NO CRIME, sowie Alan Tecchio, Sänger bei den legendären WATCHTOWER, HADES, AUTUMN HOUR, POWER sowie auch NON FICTION. Am Bass findet sich Tecchios Kollege von AUTUMN HOUR, Clint Arent, ein, und am Schlagzeug Andreas „Theo“ Tegeler, ebenfalls bei POVERTY´S NO CRIME sowie BLEEDING und LIFE ARTIST.

Alan Tecchio bestimmt selbstredend mit seinem ausgefallenen Organ die Musik des Quartetts. Von einer Mischung aus WATCHTOWER und POVERTY´S NO CRIME sollte der erwartungsfrohe Feinmetaller nicht ausgehen. Denn LEVEL FIELDS vermischen klassischen US Metal mit progressiven, doomigen und trashigen Abschnitten – ohne dass ein Song unbedingt nur nach einer bestimmten Richtung ertönt. Einen Reichtum an Abwechslung haben sie den Kompositionen ins Blut gelegt.

Ein ´Disowned´ holt aus dem Innersten jene Emotionen hervor, die diese Stimme in den 1990ern mit NON FICTION erzeugt hat. Musikalisch versinkt es gleichwohl in der FATES WARNING-Ära um die Jahrhundertwende. Doomige Schwingungen geleiten uns über die Brücke, ehe das Schlagzeug in thrashiger Eruption an der restlosen Euphorie zündelt, die ein jaulend gesungenes „Disowned“ branden lässt. Der ´Truth Bringer´ ist ein ratternd episches Monumentalwerk im Angedenken an Michael Trengert, den 2013 verstorbenen Gründer des europäischen Ablegers von Metal Blade. Würdevoll und wohlgesinnt, schwingt ein Hauch von Ewigkeit aus den Tönen. Daher raten LEVEL FIELDS zugleich im Schwergewicht ´Growing Old´, im Leben keine Zeit zu verschwenden. Während ´Enough´ ausgiebig die Gitarren schwelgen lässt, hat ´Womb To Tomb´ nochmals die Kraft, aus der schweren Stimmung auszubrechen, und das Versinken der amerikanischen Politik im Treibsand zwischen Lügen und Schmiergeldern anzuprangern.

Das bislang rasanteste Band-Stück hört auf den Namen ´ReMarquezable´. Mit „Just re-Marquez-able!“ wurde oftmals der spanische Motorradrennfahrer Marc Marquez, fünffacher Weltmeister in der MotoGP-Klasse, gefeiert. Einer der vier Songs, die der Kenner des Demos bereits verinnerlicht hat. Neu ist aber das überragende Schlussstück, der Titelsong über ein Zugunglück am 16. Juni 1925 in New Jersey, bei dem ein Sonderzug mit der Lokomotive No. 1104 und 182 Deutsch-Amerikanern nach Hoboken fuhr. Dort sollten sie in einen Pazifik-Dampfer nach Europa einsteigen. Bremen, Köln, München und Wien waren die Ziele, zwecks eines Heimatbesuches der Deutschen aus dem Mittleren Westen. Mindestens 50 Menschen starben bei der Entgleisung im Unwetter. Ein musikalisches Gewitter, das allesamt, von NEVERMORE bis FATES WARNING, an die Hand nimmt und in Sicherheit führt.

Ja, der Stern von LEVEL FIELDS steht über uns, er funkelt bereits. Seine Melange aus US Metal, Progressiv Metal, Doom und Thrash lässt ihn einzigartig strahlen.

(9 Punkte)


(VÖ: 14.12.2018)