ME(N)TAL HEALTHNeu!

MANIC MONDAY

Warum (musikalische) Dunkelheit oftmals zu einem morgendlichen Lichtblick werden kann ~


Montag morgen. Wer kennt es nicht? Nach einem mehr oder weniger ereignisreichen Wochenende stehst du auf, schleppst dich an die Kaffeemaschine, machst dich fertig für die Arbeit und befindest dich sofort wieder im allwöchentlichen Trott. Deine Stimmung ist eher wolkig als heiter. Dann sitzt du in der Bahn, dem Bus oder dem Auto, und hast die morgendliche, misanthropische Phase eigentlich noch längst nicht überwunden, als das Unvermeidliche passiert: du triffst auf deine Mitmenschen.

Sitzt du in den Öffentlichen, fällt dir jedoch ziemlich schnell eines auf: es gibt Menschen, die sich über Kopfhörer beschallen lassen… manch einem zaubern die Klänge ein Lächeln ins Gesicht, andere starren aus dem Fenster und scheinen wie weggetreten.

Was macht Musik also mit uns? Welche positive Wirkung hat sie? Und was hat das nun mit Metal zu tun?

Kein anderes Lebewesen reagiert derartig auf Musik wie der Mensch. Die Musik ist in der Geschichte des Menschen nicht wegzudenken und begleitet ihn seit Jahrtausenden. Ganze Berufszweige beschäftigen sich heutzutage mit Musik und deren Wirkung. Sei es der Musiktherapeut, der mit Musik hilft, dort einen Zugang zu schaffen, wo Sprache allein nicht weiter kommt. Oder der Creative Director, der Supermarktketten dahingehend berät, passende Musik zu finden, um die Verweildauer der Kunden beim Einkauf zu verlängern.

Selbst Neurowissenschaftler können sich dem Thema Musik und deren Wirkung nicht entziehen und erforschen die dahinter stehenden Mechanismen im menschlichen Gehirn. Und dennoch ist ihre Wirkung, trotz modernster Untersuchungsmethoden immer noch nicht vollständig geklärt. Der Philosoph Immanuel Kant sprach im 18. Jahrhundert schon von einer „Stärkung und Belebung des Vitalsinns“. Die heutige moderne Forschung stellt eine schmerzlindernde und angstlösende Wirkung fest.

 

 

Wie viel Macht Musik hat, und dass sie tatsächlich eine „belebende“ Wirkung auf uns ausübt, wird eindrucksvoll in dem 2014 erschienenen Dokumentarfilm ´Die Musik meines Lebens-alive inside´ von Michael Rossato-Bennett unter Beweis gestellt. Der Film begleitet Dan Cohen, Gründer des Programms „Music & Memory“, über 3 Jahre hinweg bei seiner Arbeit mit von Demenz betroffenen Menschen. Anhand mehrerer Geschichten ist man quasi hautnah dabei, wenn Cohen mit der Kraft der Musik „wiederbelebt“. Völlig in sich zurückgezogene Menschen, beginnen urplötzlich zu sprechen, zu tanzen und sich an Erlebnisse aus ihrem früheren Leben zu erinnern, die längst vergessen geglaubt schienen. (1)

Und mit Sicherheit hat auch jeder von uns mehr als einen Song, der Erinnerungen an vergangene Tage, schöne Momente oder auch schlimme Zeiten wieder aufleben lässt.

 

Nun also zurück in die öffentlichen Verkehrsmittel!

Musik bzw. für uns Metal-Maniacs der Metal (aha, man spricht von Wahnsinnigen!), begleitet uns täglich. Auch bei der morgendlichen Bahnfahrt. Gelegentlich passiert es, dass sich, trotz Kopfhörern, ein paar Schallwellen an das Trommelfell unseres Sitzbachbarn schummeln. Hörst du Metal, erntest du oftmals irritierte Blicke. In Bezug auf Metal haben die meisten von uns noch die Stimmen ihrer Eltern im Ohr: -“Das ist doch keine Musik“. “Kein Wunder, dass du immer so schlechte Laune hast“.“Da wird man ja depressiv!“… Stimmt das? Wenn es uns mit Metal psychisch schlechter gehen sollte, warum setzen wir uns dem freiwillig aus? Ist das tatsächlich so?

Die California University fand in einer Studie heraus, dass sich Metal-Fans trotz, zum Teil schwieriger Lebensumstände und Erfahrungen in ihrem Leben, signifikant glücklicher fühlen. Dem gegenüber stand eine Kontrollgruppe mit einer „metal-losen“ Sozialisation. Fazit der Studie: wer Metal hört ist friedlicher, netter und ruhiger. (2)

Aber was trägt nun zum tatsächlichen Glücksgefühl bei?

Untersuchungen mittels Gehirnscans zeigen: hören wir Musik, die wir mögen, sind diejenigen Zentren unseres Gehirns aktiv, die für die Ausschüttung des Botenstoffes Dopamin zuständig sind. Dopamin, auch als eines der „Glückshormone“ bekannt, bewirkt ein positives Gefühlserlebnis (den sogenannten „Belohnungseffekt“) es wirkt motivationssteigernd und antriebsfördernd. Es erhöht außerdem die Kontraktionskraft des Herzens. In der Medizin wird Dopamin daher nach Schockzuständen verabreicht.

Der Schock, sich an einem Montagmorgen im Zug, dem Bus oder dem Auto auf dem Weg zur Arbeit wiederzufinden, wird bei uns also durch Metal gelindert. Metal geht buchstäblich ans Herz. Wir kommen demnach (ein wenig) motivierter und mit (minimal) gesteigertem Antrieb in unserer Arbeitsstelle an. Ob ein Helene Fischer-Fan, der neben uns in den Öffentlichen sitzt, DAS nun versteht, kann uns herzlich egal sein. Schließlich ist viel wichtiger, dass wir mehr als glücklich sind, wenn die brachialen Klänge auf unser Trommelfell treffen.

 


(1) www.aliveinside.us, https://musicandmemory.org/

(2) Howe T.R. et al. (2015): Three Decades Later: The Life Experiences and Mid-Life Functioning of 1980s Heavy Metal Groupies, Musicians, and Fans. Self and Identity, 14: 5, pp 602-626. https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/15298868.2015.1036918