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HEARTSCORE – Black Riders Part 1

~ 2018 (Independent) – Stil: Schwarzrock ~


„The Black Riders and Other Lines“ ist ein Gedichtband des US-Amerikaners Stephen Crane (1871–1900), den uns Dirk Radloff mit seinem HEARTSCORE-Projekt und einem ersten Teil näher bringen will: ´Black Riders Part 1´. Die Kombination aus Heavy Metal, elektronischem Schlagzeug und dramatischer Gesangsdarbietung führt, so Dirk Radloff, zu einer Mixtur aus CAPTAIN BEEFHEART, Black Metal und Richard Wagner. Ein kühnes Unterfangen, dass Radloff (Gitarre, Violine, Chor, Programmierung, Mix) mit seinem abermaligen Gastsänger Chris angegangen ist. Einfachheitshalber ergibt fortwährend die erste Liedzeile den jeweiligen Songtitel.

Die wilde Kreatur begegnet uns erstmals ´In The Desert´. Eine maschinelle Atmosphäre legt den Grundstock, der theatralische Gesang von Chris setzt die Krönungshaube oben auf. Einmal schaut ein Saxofon dis-dämonisch herein. David Bowie in der Folterkammer gäbe ein würdiges Bild dieser Szenerie ab. Die harschen Gewaltausbrüche sind erstmals in ´Mystic Shadow´ zu vernehmen. Eine Abstraktheit, der sich allein VIRUS annähern könnten. Gebälk oder Gebein zum Feste knirschend spielen HEARTSCORE auf – 20 Kompositionen lang, nahezu alle von kurzer Dauer. „Why is this“ wird zum strammen Beat in die Runde von ´There Was A Crimson Clash Of War´ geschmettert, „I loved him“, stammelt das Mädchen in ´Behold The Grave Of A Wicked Man´ zurück. Ein Kopfschüttelnder Knochentanz.

Der Irrsinn lässt bollernde und polternde Drums zu ´I Stood Upon A High Place´ folgen, die Saiten geben sich als Sirenen aus, die Hand Gottes in der Nähe. Die Berge werden bereits unruhig: ´Once I Saw Mountains Angry´. Die ´Black Riders Came From The Sea´ und bringen schepperndes sowie schleppendes Schlagzeug mit, das Industriegebiet der Unterwelt. Spielen ARAGON jetzt im heimischen Gewerbegebiet mit der MOUSE den Abgesang? Der Tyrannosaurus Rex winkt zu dem Piepsen der Maschinerie aus ´Behold From The Land Of The Farther Suns´ zu uns herüber. Sodann erklingen die Geigen für eine balladeske Stimmung im Sanatorium des Verhängnisses, der Hit: ´Once I Knew A Fine Song´. Die Folterkammer erkundet abermals ´A God In Wrath´, erstmals zur Gedenkstunde über 5 Minuten andauernd.

Die rhythmisierte Auferweckung folgt sogleich. Feiner sophisticated Gesang schließt sich den Stöcken auf den Beat eines ´A Man Saw A Ball Of Gold In The Sky´ an. Der erhobene Finger ist das Sinnbild von ´In A Lonely Place´, der hektische Rhythmus in metallischer Härte zu ´There Was Before Me´ – und einem entrückten Gesang nach einer gehörigen Menge Blutverlust. Der Seher und das Buch der Weisheit – ´I Met A Seer´ – ergötzen sich an der Unerbittlichkeit und am beständigen Aufprall.

Die Streicher des Nervengrauens watscheln federnd auf dem Seil von ´Places Among The Stars´, derweil ´God Fashioned The Ship Of The World Carefully´ nochmals versucht, den Bösewicht zu erwecken. Selbst im zweiten Teil des Werkes ist der vorletzte Song erneut zum Ohrwurm hochstilisiert: ´Truth Said A Traveller´ – und der finale Abschluss ´In Heaven´ wagt sich auf sechs Minuten brummend und zirpend, den Vorhang zum Sternenzelt aufzureißen.

Der musikalische Übermut und Rausch kennt einen neuen Namen: HEARTSCORE. Der Purpurkönig erlebt sein metallisches Martyrium. ´Black Riders Part 1´ ist ein Album zum Lieben oder Hassen. Trefft die richtige Entscheidung, denn: Man gönnt sich ja sonst nichts, hier jedoch das CD-Super-Package, mit einer High-Quality, professional produzierten CD-R (nächstes Mal bitte den richtigen Produktionspartner für einen echten Silberling auswählen) mit auserlesenem Hardcover-Buch inklusive Illustrationen und Lyrics, sowie die entsprechende Kassette – das muss einfach sein.

(8,5 Punkte)

https://heartscore.bandcamp.com/album/black-riders-part-1