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WARPATH – Filthy Bastard Culture

~ 2018 (Massacre Records) – Stil: Thrash Metal ~


WARPATH waren lange weg. In den 1990ern wurden sie zu Underground-Heroes. Mit Alben wie ´Massive´ (1993) und insbesondere ´Against Everyone´ (1994) füllten die Hamburger nach dem Ableben von CARNIVORE nicht nur eine Lücke, sondern konnten der kompromisslosen Ausrichtung von Pete Steeles (RIP!) legendärer erster Band noch ein Quäntchen Böswilligkeit hinzufügen. Unter den Fittichen von HOLY MOSES-Boss und Produzentenlegende Andy Classen gingen WARPATH damals über alles hinweg, was ihnen nicht passte: Korruption, Religion, aber auch dämliches Szene-Getue. Weg damit! WARPATH war im Kern mehr Iro als Matte – der Thrash Metal also eher rüde als technisch, eher geradlinig als verspielt.

Und 2018? Ein etwas anderer Motherf*cker: Von der Originalbesetzung ist nur noch Sänger Dicker da – mit verjüngter Truppe an Bass, Gitarre und Schlagzeug. Streichereinlagen wie beim Titelstück ´Filthy Bastard Culture´ hätte es vor rund 25 Jahren nicht gegeben. Genauso wie die textliche und musikalische Nähe zu RAMMSTEIN beim Bonustrack ´Nebelkrähe´. Zwischendrin findet allerdings viel Bewährtes statt: fettes Dropped-D-Riffing im Midtempo, rasantes Chugga-Chugga mit Drum-Inferno, fies schleppende Groove-Parts. Im Gegensatz zu früher gibt’s auch Gitarren-Leads und komplexere Passagen. Insgesamt ist der Sound polierter, aber mit nötigem Druck versehen. Dazu Dicker und seine charismatischen Vocals – meist gegröhlt, manchmal gesprochen; er klingt dann mehr nach Johnny Cash als nach Thrash-Veteran. Textlich sind die 14 Titel mit Bonustrack weiterhin ein Mittelfinger gen Gesellschaft: ´Filthy Bastard Culture´ als ein durchaus programmatischer Titel.

War das Überraschungs-Comeback ´Bullets For A Desert Session´ (2016) schon eine kleine positive Überraschung, so ist dies mindestens auch ´Filthy Bastard Culture´. WARPATH haben ihre Trademarks bewahrt – und um weitere Feinheiten ergänzt. Der alte Hund hat also noch ein paar neue Tricks gelernt. Was gewissermaßen fehlt, ist das einstige Gespür für klare Hits mit direkter Durchschlagskraft wie seinerzeit bei ´Massive´, ´Paranoia´ und ´In Rage´. Ansonsten: Respekt, Dicker!

(7 Punkte)


(VÖ: 23.11.2018)