Livehaftig

SPIDERS, NIGHT VIPER

~ 11. September 2018, Wiesbaden, Kesselhaus ~


Ein schönes Female-Fronted-Double ist gerade auf Clubtour in Deutschland unterwegs. Trotz gegensätzlicher musikalischer Strömungen funktioniert das Package. Während NIGHT VIPER mit ihrem stürmischen Speed Metal die Old School-Fraktion zufriedenstellt, geben die SPIDERS klassischen Hard/Retro Rock zum Besten.

An diesem Abend eröffnen NIGHT VIPER und attackieren die Anwesenden mit simplem aber effektiven Speed Metal. Die Band um Fronfrau Sofie Lee wirkt agil und mit ihren zwei Gitarristen sorgen sie für einen breiten Gitarrenteppich. Das Tempo ist enorm und man fühlt sich wie in einer Zeitmaschine, die einen in eine Ära des Speed Metal beamt.

Lees Gesang ist in diesem ganzen Geschehen leider der Schwachpunkt. Was man auf Platte noch kaschieren kann, ist live nicht zu überhören. Sie hat kaum Power in der Stimme und ihr Gesang ist sehr eindimensional und geradlinig. Dass sie sich bei längeren Scream enorm anstrengen muss, ist ebenso nicht zu übersehen. Dafür liefert sie ein gutes Stageacting. Drummerin Jonna Karlsson ist präzise und schnell.

Schön zu sehen, dass auch kleine Damen am Schlagzeug beeindruckend liefern können. Eröffnet wird der Abend mit einem knalligen Triple des letzten Albums `Exterminator`: `Summon The Dead`, `Exterminator` sowie `Never Win`.  Die Band arbeitet sich durch die beiden Longplayer und die Fans wissen es deutlich zu schätzen. Dass allerdings keiner der Songs hängen bleibt, ist rückblickend eher negativ zu werten. Da ist noch viel Luft nach oben.

Ganz anders dagegen SPIDERS. Jeder Song ein Treffer. Klasse Hooks, geile Melodien, wirkungsvolle Refrains und eine Sängerin, die Power in der Stimme hat. Ich habe die Band die letzten paar Jahre bestimmt fünf/sechs Mal gesehen, aber so druckvoll und energisch haben sie bisher nicht geliefert. Gerade Ann-Sofie wirkt wie ausgewechselt. War sie eher wie ein lahmfrommes Hippie-Girl rübergekommen, hat eine positive Transformation stattgefunden. Fast schon Vamp-mäßig agiert sie auf der Bühne, dominiert diese mit ihrem wilden Stageacting und ihrer gewaltigen Stimme.

„Hits“ haben sie genug und so rocken sie sich ziemlich schnell durch tolle Songs wie `Weekend Nights`,`Love Me`, `Killer Machine`, ´Shake Electric`, `Give Up The Fight`, `Burning For You` oder `Like A Wild Child`. Sie liefern einen repräsentativen Mix aus den bisher drei veröffentlichten Alben. Highlight ohne Zweifel `Hard Times`, diese fantastische Slow-Nummer mit Killerrefrain. Hier zeigt Ann-Sofie was wirklich in ihrer Powerstimme steckt.

Die Band wirkt im Vergleich zu NIGHT VIPER deutlich professioneller und souveräner. Bei den SPIDERS stimmt alles. Starker, bestimmter Bass. Seventies Optik dazu. Die beiden Gitarren brennen ein echtes Feuerwerk ab und die energische Stimme wirkt wie das perfekte Tüpfelchenauf dem „i“. Die Band ackert, sie weiß,  dass NIGHT VIPER gut vorgeglüht haben. Am Schluß steht eindeutig fest wer der Sieger ist: SPIDERS.

Geiler Abend mit zwei jungen, heißen Bands, die sich durch die Clubs ackern und ihre Erfahrungen sammeln. Trotz so gravierend unterschiedlicher Genres aus denen die beiden Bands kommen, ergänzt man sich überzeugend.


Fotos: Jürgen Tschamler