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ENTIERRO – Entierro

~ 2018 (Independent) – Stil: Power Doom ~


Eine Geschichte, die mit einem so dermassen geil schnarrenden Bassriff beginnt, kann nur mit 9 Punkten enden! Tieftöner als Frontleute sind für mich persönlich einfach das Nonplusultra, da diese Konstellation ganz automatisch Groove- und Rhythmusbetonung mit sich bringt. So auch im Falle von ENTIERRO aus New Haven, denen die geographische Nähe zu New York und vor allem Brooklyn mit seinen tief doomig angehauchten 90er-Vorzeigebands LIFE OF AGONY, PIST-ON und natürlich auch TYPE O NEGATIVE jederzeit deutlich anzuhören ist.

Possession of body, master of mind,
Spirit it guides you, Dybbuk resides
Spirit inside you, Dybbuk resides

Als wäre es keine zwanzig Jahre her, knödelt sich Rampensau Christopher Taylor Beaudette souverän und in bester Glenn DANZIG-Manier durch acht extrem rifflastige, ultraheavy und uramerikanische Metalsongs, die gleichzeitig tief im Blues verwurzelt sind (mein absoluter, wie eine Ölpfütze vielfarbig schillernder Lieblingssong ´Dybbuk´), mit staubigen Stoner-Stiefeln “te patea tu culo!” androhen (´Santa Muerte´, ´Cauldron Of War´) und ihre Aggression und Spritzigkeit aus dem Ostküsten-Hardcore à la BIOHAZARD & Konsorten ziehen.

Cheat the devil, climb up from hell!
Play the game of death, and live to tell!

´Live To Tell´ kann außerdem nicht nur mit so zeitgemässen wie phantastischen US-Power-Twingitarren-, sondern sogar mit einem Basssolo aufwarten, und daß mit Victor Arduini ein progressiver Saitenhexer mit an Bord ist, der hier mal eine ganz andere Seite seiner vielfältigen Begabungen ausleben kann, nämlich einfach nur Gitarre spielen und dabei auch “ein paar neue Tricks lernen”, steht niemals im Vordergrund, sondern reichert diese dicke, zähe Suppe mit einigen leichter verdaulichen melodischen Highlights an. Der ständige Dialog der Gitarren nimmt gefangen (´Valley Of Deceit´), und kurz darauf knallen die Drums wieder mit einer Wucht und Präzision voll auf die Zwölf, als wollte sich das Quartett mit seinem Erstling direkt für den Openerposten der BLACK SABBATH-Wiedererweckungstour bewerben.

Remembering the times that we had,
Things were great but they’d always get bad,
All of the fighting and screaming and crying and trying to make it alright,
In the end, we just turned off the light.

Wo soviel Spielfreude auf puren Enthusiasmus trifft, kommt die Rezensientin nicht umhin, die Königinnenkarte zu zücken. Mit diesem Machwerk aus der brodelnden Tiefe der Eingeweide solltet Ihr Eure Umwelt am besten per tiefergelegtem, schwarz gerollten Boliden inclusive Subwoofer, Fuchsschwanz und Unterarm im runtergelassenen Fenster beglücken – sie wird es Euch auf ewig danken! 😉

(9 Punkte)

U.Violet

 

 

ENTIERRO sind ein frisches Musikerkollektiv aus Connecticut. Angeführt von Sänger/Bassist Christopher Taylor Beaudette (NIGHTBITCH), ist dem Quartett ein klassisches Doom-Werk aus der alternativen Ecke gelungen. Inwieweit die neuen Gitarristen zum aktuellen Bandsound ihren Beitrag leisten konnten, ist der Fingerfertigkeit von Christopher Begnal und Victor Arduini (ARDUINI/BALICH, ex-FATES WARNING) abzulesen.

Señora de las sombras,
La Flaquita, Santisma Muerte.

Nach zwei EPs ist diese selbstbetitelte Vorstellung das Full-Length-Debüt von ENTIERRO. Es wartet mit fetten Gitarren und druckvollen Drums auf. Auch wenn die Ursuppe des Sounds von BLACK SABBATH vielfach direkt an den Ohren vorbeizischt, sind es andere Einflüsse, die die hiesige Vielfalt ausmachen und letztlich zur eigenen Identität führen. Selten verfängt sich Christopher Taylor im Reimschema von good old Ozzy Osbourne (´Live To Tell´), vielmehr erinnert sein Gesangston an LIFE OF AGONY aus Brooklyn (´Cyclonic Winds´). Zudem dürfen schwingende Gitarren zum Mitsingen (´Turn Out The Light´), spanische Beschwörungen (´Santa Muerte´) oder Ansätze von erhöhtem Tempo (´Controlled Burn´) gewürdigt werden. Die Neunziger sind schlichtweg als das klassische Zeitalter für ENTIERRO auszumachen. Gerne möchten auch Anhänger von TYPE O NEGATIVE und DANZIG den Herren ihr Ohr leihen, sofern ihnen nach kraftvollem Echtmetall ist und sie nach anderem Futter anstatt ARGUS gieren. Ich lechze wieder nach einem Fuchsschwanz.

(7 Punkte)

Michael Haifl

 

 

Der Schinkengott ist wieder heim über das große Wasser, lang lebe der neue, geräucherte Saftschinken – ebenfalls aus Übersee. Für die trauernde Gemeinde hierzulande gibt es ein neues Kraftmeierohrbonbon, welches die erdige Tiefe von COUNT RAVEN und die unbändige Power von CORROSION OF CONFORMITY mit der Melodieführung und dem Vocalstyle eines GLENN DANZIG oder einer MINA CAPUTO zu KEITH – Zeiten in einer Melange der urigsten Heavyness verschmilzt.

„Lass‘ doch endlich die Sau raus“ skandierten GROBSCHNITT in ‚Der Alte Freund‘. Dies scheinen sich unser alter Freund Victor Arduini mit den begnadeten Chris Beaudette am Gesang und Bass, Christopher Begnal als Twinsparringspartner an der anderen Gitarre und Dave Parmelee an der Schießbude auch gedacht haben, wie sonst sollte so ein mächtiges Album anders entstanden sein?

ENTIERRO versetzen uns direkt zu Beginn einen FIVE FINGER DEATH PUNCH mit ´Cyclonic Winds´, die generell mal alles wegblasen und deren Power und flottes Tempo gegen Ende des finalen ´Controlled Burn´ (hört euch nur mal dessen fettes Anfangsriff an) erneut aufgenommen werden und somit das Werk als Alpha und Omega umklammern. Doch was passiert dazwischen auf sechs Tracks?

From that moment all my religion died,
after that journey, I had nothing left inside,
all my teaching and belief in God had left,
Gone for good, never to return

Schön gesagt, Kurgan. Jeder Song besticht durch frische Tempowechsel – abwechslungsreicher kann kraftvoller Doom nicht sein. Es rappelt und groovt jederzeit ultraheavy durchsetzt von brutalen Brüllern, doch nur dort wo sie auch hingehören. Selten manifestieren sich die melodisch-epischen Parts von Victor und Christopher, die zumeist dem Pathos die Hose runterziehen und mit eher klassischen Soli den Rotz und die rauhe Power der Kompositionen unterstreichen.

Suck the venom out, out of the spiders bite.
Dig a tunnel through, until you see the light.
Lock the shelter, as the bomb explodes,
Cut the power just before it overloads.
Cheat the Devil!
Live to Tell!

Gefühlswallung. Midtempothrashriffig walzen sich widerum andere Parts durch die Gehörgänge, um euch auf der anderen Seite total auszudoomen. Eine leichte ´Detroit Rock City´-Reminiszenz schickt den locker-flockigen Saubanger ´Live To Tell´ mit Grummelbass auf die Piste. Eben dieser knarzende, knurrende Bass bildet mit den exakt auf den Punkt gespielten Drums eine elementare Grundlage für diese unglaublich tiefe Heavyness aus SABBATHscher Düsterheit.

Remembering the times that we had,
Things were great, but they’d always get bad,
All of the fighting and screaming and crying and trying to make it alright,
In the end we just turned off the light.

Das Vorhaben, aus der Geschichte des Metal Neues zu kreieren, gelingt – und gestrippt von allem Unnützen bleibt die reinste, harte Essenz. Wie das letzte Wort in Bezug auf unsere Bewertungsskala vermuten lässt:

Neun muskulöse Punkte

…für einen Brocken, der zusammen mit der aktuellen MUSTASCH dafür sorgt, dass der letzte Mikrometer Dreck von 2018 aus den Ohren fällt.

Less Leßmeister

 

https://entierro.bandcamp.com/album/entierro-2

https://www.facebook.com/entierrometal/


Pics: Entierro

(VÖ: 10.09.2019)