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TRILLIUM – Tectonic

~ 2018 (Frontiers Music Srl) – Stil: Melodic Siren Metal ~


AMY LEE ist zurück und macht lupenreinen Metal? Nein, Amanda heißt die gute, alte Bekannte – mit echter Band. In Zeiten, in denen neunzig Prozent aller Combos mit Frontfrau zu überladen glasierten Zuckerschnecken für Metaldiabetiker verkommen sind, ist es eine freudenspendende Ausnahme, wenn man sich wieder auf mitreißende Songs ohne zu viel Trallalla konzentriert.

Dieses Kunststück vollbringen TRILLIUM aus der Female Fronted-Metal-Country No.1 Niederlande mit der umtriebigen Amanda Somerville, ihrer hinreißenden Stimme und das durchaus auf besserem NIGHTWISH- oder EPICA-Niveau. Für all jene und auch die, welche sich von eben diesen großen Gruppen abgewendet haben, gibt es hier mit dem zweiten Album nach 2011 einen unvermuteten Diamanten zu entdecken.

Das funktioniert natürlich nur mit einer brillanten Band dahinter, die alle Asse des anspruchsvollen Metalls aus dem Ärmel zieht. Eine powervolle Rhythmusgrundlage entfacht die Zündschnur für explodierende Gitarren und ein Blick auf die Protagonisten führt zum Verständnis: Ihr (Ehe-)Mann an der Gitarre ist niemand geringerer als Sander Gommans. Zusammen mit seinem alten AFTER FOREVER-Kumpel Andre Borgman und Erik van Ittersum an den Tasten wird die Frage beantwortet, ob die Qualität von letztgenannter Kultcombo ohne FLOOR JANSEN und Growls in einem dichteren Melodiegewand fortgesetzt werden kann. KANN ES WOHL!

Der Opener ‚Time To Shine‘ lässt die Fähigkeiten der Band im herrlichsten Licht erstrahlen und deutet an, dass dieses Werk momentan alle Blender des Female Fronted-Metal verglühen lässt. TRILLIUM ‚Stand Up‘ und ziehen an den meisten Mitbewerbern der Branche vorbei – mit ‚Full Speed Ahead‘. ‚Hit Me‘ sollte sich in meiner gerechten Welt in den Top Ten wiederfinden. Das Niveau wird eigentlich durchgehend im Mittelpart gehalten und mit dem flotten ´Shards´ gelingt in meiner Hirn-Top Ten der zweite Einstieg. ‚Cliché Freak Show‘ könnte in seiner unkitschig-dunklen Herrlichkeit ein Highlight der EVANESCENCE-Historie auf ihrem Höhepunkt sein. Sehr stark agiert Amanda hierbei besonders in den tieferen Lagen. Mit dem emotionalen, kleinen Erdbeben ‚Eternal Spring‘ sollte am Schluss auch die TORI AMOS-Anhängerschaft mit wedelnden Schwänzlein hinterm Flügel heraushüpfen.

Frau Somerville entwickelt sich in diesem Bandgefüge zur Grande Dame des Melodic Metal MIT Metalfaktor und könnte für das Klientel zu dem werden, was JENNIFER RUSH mal im Popbiz war.

Ich zücke die größtmögliche Acht für eines der besten Alben weiblich angeführter Metalkampfkunst im laufenden Jahr, der Genrefan erhöht um einen Zähler, denn für ihn ist dieses Album essentiell.

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