PlattenkritikenPressfrisch

LOVEBITES – Battle Against Damnation

2018 (JPU Records) – Stil: Power Metal


Völlig perplex schaut man sich die fünf Grazien auf der Rückseite der CD an, derweil die ersten Töne von `The Crusade` aus den Boxen knallen.  Die fünf Japanerinnen kokettieren auf ihren CDs, man muss sich nur die Rückseite ihres letztjährigen Debüts `Awakening From Abyss` anschauen, deutlich mit ihrer erotischen Ausstrahlung. Dass da die männliche Herztaktung aus der Fassung gerät, ist nicht verwunderlich. Egal, Optik und musikalische Qualität müssen erst einmal unter einen Hut gebracht werden.

Die Damen sind keineswegs mit SHOW-YA oder ähnlichen kommerziellen Metal Bands aus Japan gleichzusetzen. LOVEBITES wirbeln mit Druck und messerscharfen Riffs die japanische Szene auf. Nicht umsonst wurden sie zu den besten Newcomern gewählt. Und `Battle Against Damnation` ist die neue 4-Track-EP aus dem Hause LOVEBITES, die qualitativ auf Augenhöhe zum erwähnten Debüt steht, wenn nicht sogar ein Quäntchen härter daherkommt. Rasanter Metal mit einigen leichten Thrash Metal-Elementen, deutlich mehr Power Metal-Einflüssen und kurioserweise auch einer Brise Kom­mer­z­i­a­li­tät.

Während der erwähnte Opener dezente IRON MAIDEN-Vergleiche zulässt, klingt `Break The Wall` wie ein Massaker aus der guten alten METALLICA-Küche. Dagegen wirkt `Above The Black Sea` wie ganz frühe NIGHTWISH trifft frühe CHILDREN OF BODOM – mit kommerzieller Note. `Under The Red Sky` geht in die ähnliche Richtung: dominiert von einer Killergitarrenarbeit, die Melodie zum Bäume ausreißen. Die eingearbeiteten Keyboards entzerren die Härte ein bisschen. Man muss den Mädels ein souveränes Händchen für klassisch-geile Melodielinien zugestehen. Vielen werden die melodischen Parts womöglich zu cheesy sein, aber die stehen in einem natürlichen Kontrast zu einer manchmal schon sehr harten und knallig-thrashigen Gitarrenarbeit. Der Gesang ist nicht, wie man meinen könnte, zuckersüß, eher bei einem großen Teil der Songs unerwartet heavy. Songbedingt können sie natürlich auch anders, aber auch durchaus passend.

Noch ein paar Worte zu erwähntem Debüt `Awakening From Abyss`, welches einige megafette Songs parat hält. Zwölf Songs, die einem fast gänzlich die Rübe abschrauben, insofern man etwas aufgeschlossen ist und nicht nur Kauz-Metal-Dünnschiss hört. Speedige Bomben wie `Warning Shot`, `Shadowmaker`, `Scream For Me` oder ´The Apocalypse` verblüffen, schocken fast. Was für eine Power, was für eine Gitarrenarbeit. Letztgenannter Song ist fast schon kommerzieller Thrash Metal (insofern es so etwas geben sollte) wie man ihn selten hört: der Beginn macht sprachlos! Überhaupt diese Gitarrenarbeit: `Don`t Bite The Dust` ist wie NWoBHM meets melodischen Thrash-/Power Metal und unterfüttert das mit einer skandinavischen Cheesy-Refrain-Note. Ein echter Hit. Schlicht geil.

Kurzum, LOVEBITES sollten nicht auf ihr Aussehen reduziert werden, im Gegenteil. Selbst wenn die Mucke am Reißbrett konstruiert sein sollte (was eventuell nicht auszuschließen ist), dann ist sie klasse gemacht. Also meine Herren, LOVEBITES auf den Einkaufszettel schmieren und nicht zögern beim Bestellen.

(8 Punkte)