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SKELETONWITCH – Devouring Radiant Light

2018 (Prosthetic Records) – Stil: Black Thrash


‚Devouring Radiant Light‘ stellte die Black-Thrasher aus den USA vor eine Zäsur. Denn insbesondere die letzten Jahre waren kein Zuckerschlecken, auch dank dem Skandal um den Ex-Sänger. Dass dieser Mann gern sehr handgreiflich wurde im privaten Umfeld es ließ sich nicht länger dulden. Und obgleich Blut dicker ist als Wasser: Gitarrist und Chef Nathan Garnette musste wohl oder übel seinen Bruder Chance nach all den Jahren aus der Band bitten. Eigentlich eine kleine Familientragödie. Hätte böse enden können – aber die abgeworfenen Altlasten gaben Auftrieb: Schon die erste EPThe Apothic Gloom‘ (2016) mit dem neuen Sänger Adam Clemans (u.a. auch bei WOLVHAMMER) versprach viel; bewegte sich auf hohem Niveau in der Flugschneise des vorausgegangenen Longplayers ‚Serpents Unleashed‘ (2013). Also business as usual auch auf ‚Devouring Radiant Light‘?

Jein. Das Gitarren-Duo Nathan Garnette and Scott Hedrick ballert zwar weiterhin seine tiefschwarzen Dual-Läufe und knusprigen Thrash-Riffs raus – aber die beiden Könner haben ihre ohnehin beeindruckende Palette nochmals deutlich erweitert: Neu sind sphärisch-getragene, aber brettharte Parts wie einst bei ISIS. Neu ist galanter Gothic-Doom à la PARADISE LOST im Jahre 1991. Und dann wurden die Åkerfeldt-mäßigen Soli noch weiter verfeinert; manches gleicht in spannungsgeladenen Momenten (und davon bietet die Platte einige!) stark der 1970er-Prog Metal-Grandezza von KING CRIMSON, YES und RUSH.

Was mich so sehr bewegt, ist diese Tatsache: Als Fan der Band erkennt man, dass sie mit diesem Album augenscheinlich ihren Gipfel erklommen haben. Wohlwollend betrachtet, stehen sie jetzt da, wo METALLICA 1986 mit ‚Master Of Puppets‘ angelangten – und IMMORTAL 1999 mit ‚At The Heart Of Winter‘. Sollten SKELETONWITCH diese beiden Benchmarks stets beim Komponieren vor Augen gehabt haben: Mit ‚Devouring Radiant Light‘ scheint das hehre Zieleine Referenz nicht nur für sich, sondern für das gesamte Black-Thrash-Genre zu schaffen – erreicht.

Wie bereits die Vorgängerscheiben hat dieses Meisterwerk seinen Feinschliff von CONVERGE-Gitarrist und -Produzent Kurt Ballou (betreute bspw. HIGH ON FIRE, KVELERTAK und DILLINGER ESCAPE PLAN) im GodCity-Studio in Salem, Massachusetts, erhalten. Auch diese bewährte Expertise lässt sich hören: dicht-druckvoller Sound, akzentuiert in den Details. Ein Mordsspaß. Möglicherweise ist ‚Devouring Radiant Light‘ sogar das Extreme-Metal-Album des Jahres. Wir werden sehen…

(9 Punkte)