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JESSIKILL – Another World

2018 (Independent Release) – Stil: Heavy Metal


Nach dem schleimigen Euro-Metal-Intro geht es über in ein messerscharfes Riff und daraufhin in einen ohrenbetäubenden, langgezogenen Schrei wie zu besten Achtziger Metal-Zeiten. Die erste Attacke reitet man mit `Dead Of Night`. Doch alleine dieser Schrei und das dazugehörende Riff sind die Kohle für die CD wert! Das aus Texas stammende Quartett liefert mit `Another World` seine neue Veröffentlichung ab, das einen durch Höhen und Tiefen führt und letztendlich verunsichert im Regen stehen lässt.

Die Band setzt sich aus Madame Jessica Marie Espinoza (Lead Vocals) sowie Arturo ‚Knight‘ Alvarado (Bass/Vocals), Jyro Alejo (Lead Guitar) und Alan Cisneros (Drums) zusammen. Vor zwei Jahren legten sie mit `Metal Knights` ihren Einstand vor, der allerdings weitgehend unterging. `Another World` ist da von einem anderen Kaliber und hält einige echt großartige Songs parat. Anderseits sind auch ein paar Stücke dabei, die relativ belanglos sind und das ganze Album etwas runterziehen. JESSIKILL verbinden klassischen, schnellen US-Metal mit typischen Euro-Metal-Elementen, gerade was Melodieführungen und die Keyboardeinsätze angeht. Bei einigen Songs harmoniert dies hervorragend. Man höre `Run And Hide`, `Save Me` oder `Midnight Rush`. Ebenfalls Hammer der zuvor erwähnte, speedige Track `Dead Of Night`! Bei anderen wirkt das dagegen einfach zu cheesy. Man nehme `Another World` oder `Dreaming`. Das Keyboard-dominierte `The Beast` hat zwar eine Killermelodie, wirkt aber so etwas wie aus der Konserve – und trotzdem krallt sich das Ding ins Gehör. Zum Fremdschämen schön.

Die Gitarrenarbeit ist durchweg hochwertig und verleiht der ganzen Mucke diesen US Metal-lastigen Touch. Frau Espinoza hat eine hohe und äußert kraftvolle Stimme, die die Stücke klassisch abrunden. Und den zu Beginn erwähnten unfassbaren Schrei, den liefert sie immer mal wieder. Da ist Gänsehaut angesagt.

JESSIKILL machen es einem nicht leicht. Man schwankt zwischen Love and Hate. Ist ja auch kein Wunder, wenn man wie eine Mischung aus BATTLE BEAST, DRAGONFORCE, SKULL FIST, MALTEZE und SAVAGE GRACE klingt. Alles schön in einen neuzeitlichen Sound verpackt und energisch runtergespielt. Das hat was, das gefällt, aber anderseits bringen einen diese Euro-Metal-Keyboards und Melodien zum ausrasten und man schüttelt schon mal fassungslos den Kopf. Und dennoch läuft das Teil schon einige Tage in Dauerrotation… Ich bin selbst schon verwirrt. Also, JESSIKILL liefern einen kontroversen Stilmix, der einen nicht mehr so schnell loslässt, insofern man nicht gerade Progger und Krachfan ist, sondern schlicht ein banaler Metalfan. Punkt.

(8 Punkte)