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ARTIZAN – Demon Rider

2018 (Pure Steel Records) – Stil: Metal


ARTIZAN gelingt auf ihrem neuesten Werk ´Demon Rider´ das Kunststück, musikalischen Anspruch mit eingängiger Darbietung in Vollendung zu vereinigen. Dieses Mini-Album übertrifft selbst mit seiner kurzen Spielzeit von etwas mehr als einer halben Stunde seinen drei Jahre alten Vorgänger ´The Furthest Reaches´ souverän und bringt in seiner Komprimierung ausschließlich Kompositionen der Edelklasse zur Aufführung. Floridas Finest glänzen mit eindringlichen Melodien und einem fantastisch aufgelegten Tom Braden am Mikrofon.

Gefühlvoll eröffnen FLOYD-ige Gitarrenklänge den Opener ´Demon Rider´, derweil ein Bibelvers aus dem Lukasevangelium rezitiert wird: „Seht, ich habe euch Macht gegeben, zu treten auf Schlangen und Skorpione, und Macht über alle Gewalt des Feindes; und nichts wird euch schaden“. Drückendes Schlagzeugfeuer von Mastermind Ty Tammeus peitscht die Komposition nach vorne. Immer wieder wird der Dämonenreiter beschworen. Er wird erobern und töten, doch in unserem Herzen wohnt die Kraft des Erlösers. Neben neoklassischen Gitarren flirren daher ebenso halluzinogene Saitenanschläge durch Raum und Zeit, verloren geglaubt im Universum von PSYCHOTIC WALTZ, ehe der Melodiebogen himmlische Höhen erklimmt. Epischer Wohlklang. Dagegen nimmt ´The Hangman´ im zackigen Marschrhythmus die Verfolgung von JUDAS PRIEST und IRON MAIDEN auf. Der Henker kennt keine Gnade auf den letzten Metern zum Schafott. Aber auch hier zeigen sich die erlesensten Aussichten musikalischer Natur. So sieht der Fortschritt 2018 aus.

Die Zurückhaltung von ´Soldiers Of Light´ erweist sich als Glücksfall, alle Engel auf den Wolken zwischen QUEENSRYCHE und VENI DOMINE frohlocken zum Höhepunkt; die Welt soll vom Licht durchflutet werden. Melodienfolgen zum Abküssen. Tom Braden gleich ebenso bei einer der glorreichsten Gesangsleistungen seit den Neunzigern. An anderer Stelle benötigt manch progressiv angehauchte Kapelle Minuten, um ihre Pforten zur Schönheit zu öffnen. ARTIZAN wählen in ´The Endless Odyssey´ den direkten Pfad der Genialität und steigen unumwunden in das Gloria ein. Weit ausufernder zeigt sich ´When Darkness Falls´. Erste Epic-Paukenschläge setzen die Weichen für einen zehnminütigen Melodik-Aufmarsch. Aus der Dunkelheit des Sterbens erstrahlt das Licht der Auferstehung. Wen diese Sinfonie des Metal nicht mehr als Himmelsgeschenk erreicht, lebt seit 1982 in einer nicht enden wollenden Zeitschleife und bleibt verloren. Eine Gabe für standhafte ARTIZAN-Anhänger, eine Entdeckungsreise für Kenner von ION VEIN bis LEVIATHAN.

Da das eigentliche Werk seine Würze in aller Kürze ausbreitet, legen ARTIZAN in der Limited-Edition noch eine weitere Version des Titelstücks mit auf den Gabentisch. Bei dieser singt Harry ´The Tyrant´ Conklin gewohnt gottgleich und schillernd am Mikrofon. Zudem sind Live-Aufnahmen von ´Hopeful Eyes´ und ´I Am The Storm´ sowie sinnfreie Versionen von fünf Stücken als Bass-&-Schlagzeug-Darbietung enthalten. Als Gastbassist stand der Mannschaft um Ty Tammeus, Tom Braden, den Gitarristen Bill Staley und Shamus McConney diesmal obendrein Mr. Joey Vera (FATES WARNING, ARMORED SAINT) zur Verfügung.

(10 Punkte)

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