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ICED EARTH – Incorruptible

2017 (Century Media) – Stil: Power Metal


Jon Schaffer spricht von einem künftigen Klassiker. Mit stolzgeschwellter Brust präsentiert der Gitarrist aus Indiana ´Incorruptible´, das neueste Werk von ICED EARTH.

Es ist das dritte mit Sangesbarde Stu Block, der erneut seine Vielseitigkeit am Mikrofon unter Beweis stellt, auch wenn seine Stimme längst nicht die Gewalt eines Matt Barlow ausstrahlt. Dennoch könnte er ebenso mit Rob Halford oder King Diamond ein Ständchen trällern, ohne sein Gesicht dabei zu verlieren. Gleichwohl verschwendet der ex-INTO ETERNITY-Sänger bei ICED EARTH weiterhin seine Lebenszeit; vergleichbar mit SEVENTH WONDER-Sänger Tommy Karevik, der seinen Lebensunterhalt als Söldner bei KAMELOT verdient. Als weiterer Legionär steht jedenfalls bei Jon Schaffers ICED EARTH seit einem Jahr Jake Dreyer (WITHERFALL) in Lohn und Brot, der nicht unerwartet, einen phantastischen Job abliefert.

Der wunde Punkt auf ´Incorruptible´ sind folglich nicht die beteiligten Musikusse, sondern das gewisse Etwas und die Nuancen, die die frühen Alben aus der Bandhistory zu Klassikern machten. Zwar schüttelt Jon Schaffer seine gewohnten Riff-Muster aus dem Ärmel, lässt sie gerne im Sinne von IRON MAIDEN langsam aufblühen, bestückt sie mit dezenter Melancholie und etwas Pathos, ohne balladeske Anteile und flottere Situationen zu vergessen. Letztlich fehlen aber durchgehend einprägsame, phänomenale Riffs, die sich ins Hirn einbohren, und natürlich restlos Songs, die mitgesungen, mitgesummt und mitgebangt werden wollen. Als Trostpflaster eignet sich ansatzweise die epische Abschlussnummer ´Clear The Way (December 13th, 1862)´.

´Incorruptible´ – erschaffen, von Schaffer, um als Klassiker einzugehen, geschaffen, allein für die treue Anhängerschaft.

(6,5 Punkte)