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KIM WILDE – Here Come The Aliens

2018 (earMUSIC/Edel Germany) – Stil: Poprock


Wenn die Erwartungen ausnahmslos herabgeschraubt sind, gefallen Überraschungen bisweilen besonders. Die 57-jährige Pop-Lady Kim Wilde geht mit ihrem ersten Werk seit sieben Jahren gedanklich zurück zu den Wurzeln. Sie nahm ´Here Come The Aliens´ in den RAK Studios von London auf, in dem 1981 ihre eigene Karriere begann. Dort entstanden einst ihre Hits ´Kids In America´, ´Chequered Love´ oder ´Cambodia´. Doch Kim Wilde schließt musikalisch kurzerhand an die Erfolgsalben seit ihrem Comeback 2001 an, rührt eine Mischung aus 1980er Poprock und modernen Zutaten an, ohne sich den Anzug des seelenlosen Pseudo-Pop der heutigen Hitparaden überzustreifen. Ein One-Hit-Wonder war Kim Wilde noch nie.

Der Poprock der Achtziger lebt schlichtweg in diesem Jahrtausend fort. So wie ihn das schwedische Pop-Duo ROXETTE durch die Neunziger geschleift hat, lebt er 2018 bei Kim Wilde weiter. Obwohl vereinzelt die skandinavische Melodic Rock-Schule auszumachen ist, verlässt sich Kim Wilde auf die kompositorischen Fähigkeiten ihres Bruders Ricky Wilde, der alle Songs alleine oder mit ihr verfasst hat. Im Übergang zum Chorus des gewollten und gekonnten Pop-Hits ´Pop Don’t Stop´ singen sie sogar beide. Zur Popularmusik gehört dennoch mit ´Solstice´ ebenso eine pompöse Klavier-Ballade aus den Tiefen von Kate Bush und ABBA sowie das engelsgleiche Duett mit der Schwedin Frida Sundemo in ´Rosetta´. ´Cyber. Nation. War´ ist eine unheimlich tiefgehende Epic-Nummer und ´Kandy Krush´ hingegen purer 80s-Rockpop mit Gitarrensolo sowie vollem Charme. Und obwohl sich die Sechssaiten auf diesem Pop-Werk natürlich nicht harsch ins Auge bohren, sind sie unüberhörbar. Songs des Kalibers ´Birthday´ sind Melodic Rock wie ihn aktuell auch JESSICA WOLFF nicht besser darbieten kann. Aber auch moderne Alternative Sounds, wie sie das Erfolgsensemble MUSE nutzt, umkleiden gerne das Pop-Gewand von ´Stereo Shot´, ´A Different Story´ sowie ´1969´, einem entsprechend zum Artwork verfassten Song zur Alien-Thematik. Das B-Movie-Cover-Artwork stellt sozusagen die Begegnung von Kim Wilde, ohne Alkohol oder Drogen, 2009 mit der Übernatürlichkeit dar. Nicht nur ihre Nachbarn sahen aus ihren Gärten heraus am Himmel grelle Lichter unbekannten Ursprungs. Aliens over England.

´Here Come The Aliens´ sollte Kim Wilde nicht allein ein Comeback in allen Illustrierten und glorifizierenden TV-Shows der Achtziger Jahre sowie Festivals garantieren, denn ein Alien sollte sie in der Musikbranche 2018 nicht sein.

(8 Punkte)

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