PlattenkritikenPressfrisch

HOLLYWOOD BURNS – Invaders

2018 (Blood Music) – Stil: Electronic


Hollywood brennt? Von ´Burn Hollywood Burn´ sprachen bereits 1990 PUBLIC ENEMY, doch 2018 nennt sich der alte Zündler Emeric Levardon und bringt mit HOLLYWOOD BURNS frischen Wind, loderndes Feuer in die Szene des Synthwave. Seine Alleinstellungsmerkmale sind die Verschmelzung des Achtziger Jahre Synthwave mit orchestraler Filmmusik in aufbrodelnder Art und Weise.

Das Orchester des geübten Filmkomponisten Emeric Levardon stellt sich in Reih und Glied auf. Blas- und Streichinstrumente blasen und streicheln zur Attaque. Das Filmorchester aus dem brennenden Hollywood. Auch die ersten davonhuschenden Tastenklänge erschallen (´Opening Titles´). Der ganze Synthesizer-Clan der Seventies-Epoche scheint in Windeseile über den Hörer einzubrechen, Geister bereits im Anflug. Allein die Ping-Pong spielenden E-Drums puffen immer wieder beirrend ins Soundgefüge (´Black Saucers´). Selbst in äußerst sinfonischer Ausführung schweben fortan spukende Tonfolgen durchs Bild. In klassischer Manier wandeln die Finger über die Tasten, um im nächsten Moment zwischen Horror- und schauderhaftem Sci-Fi-Szenario zu wechseln (´Scherzo No. 5 In Death Minor´).

Der Franzose mag den US-amerikanischen Dirigenten und Komponisten Bernard Herrmann, bekannt für seine Filmmusik-Kompositionen von ‚Citizen Kane‘ über ´Schnee am Kilimandscharo´, ´Immer Ärger mit Harry´, ´Vertigo´, ´Psycho´ bis ´Taxi Driver´, er hört Giorgio Moroder, Jerry Goldsmith (´Gremlins´, ´Alien´) und natürlich den bis heute erfolgreichen Komponisten unzähliger Filmmusik Danny Elfman. Die Essenz auf seinem Debüt ´Invaders´ ist ein Konglomerat aus schauderhaft dramatischer Filmmusik und eleganter Elektronik-Musik. Kein Vergleich zu seinen Label-Kollegen und Vorreitern PERTURBATOR und GOST.

Xylophon und helle Klänge verbreiten Eighties-Aufruhr, das Smartphone aus der Zukunft klingelt nicht in Marty McFlys Hosentasche. Geigenstreichler sorgen für entspannte Atmosphäre (´Carnal Encounters Of The Third Kind´). Drängelnde Synthesizer pochen zwischen Filmmusik-Aufwartungen und an der Kaimauer verweilenden, standesrechtlich erschossenen RONDO VENEZIANO (´Girls With Guns´). Doch deren Geister schweben weiter, mit Gitarren- und Sinfonie-Feuer (´L’Era Delle Ceneri´). Pulsierend ziehen die Schwaden über den leicht überfüllten Basar, hüpfende und aus der Hüfte schießende Tastenanschläge mitinbegriffen (´Bazaar Of The Damned´). Aber die Bit-Dämonen bleiben wach, es erhebt sich sogar eine Mr. Robot-hafte Stimme aus der digitalen Welt (´Came To Annihilate´), ehe inmitten kreisender Heulgeister unter „Hey, Hey“-Rufen eine Vernichtung der Ghostbusters stattfindet (´Revenge Of The Black Saucers´). Ohrenscheinlich haben menschliche Wesen überlebt, denn, im Kontext bloß unpassend, erhebt sich neben pfeifenden Keyboards und stählernen Beats der männliche Gesang (´Survivors´). Mission erfüllt – Space Invaders mit einer überschwänglichen Space Oper abgewehrt. Zum Freudentanz spielt nochmals das gesamte Sinfonie-Orchester im Finale auf (´Closing Titles´).

Hollywood abgebrannt? Es brennt lichterloh. HOLLYWOOD BURNS.

(8,5 Punkte)

https://www.facebook.com/hollywoodburnsmusic/