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RIOT – The Official Bootleg Box Set Volume 2 1980-1990

2017 (HNE Recordings/Cherry Red Records) – Stil: US Metal


Relativ schnell ist jetzt `RIOT – The Official Bootleg Box Set Volume 2 1980-1990` erschienen.

Die Aufmachung gleicht der ersten Box, wobei das Artwork von Vol. 1 schöner, aufwendiger ist. Box 2 enthält eine CD mehr, also sieben insgesamt. Auch hier ergeben die Hüllen nebeneinander platziert das Wort RIOT.

Zudem gibt es wieder ein 16-seitiges Booklet mit Liner Notes des britischen Journalisten Malcome Dome.

Die CDs selbst stecken wieder in simplen Papphüllen, wobei auf der Rückseite jeweils Aufnahmeort und Tracklist aufgedruckt ist. Diese liegen dann in einer Hart-Karton Box, wie auch schon bei Vol. 1. Alles wirkt wieder sehr solide, auch wenn der Preis bei dieser Box im Schnitt ein paar Euro höher ist als beim Vorgänger. So im Mittel liegt man bei ca. 35 Euro.

Wie schon bei Vol. 1 ist die Box ganz klar auf den Die-Hard RIOT-Fan ausgelegt, sprich, auch hier lauern wieder unterschiedliche Soundqualitäten, aber das dürfte Käufern bewusst sein.

Die beiden ersten CDs der Box enthalten Aufnahmen von der 81er Tour in England. Die Setlisten sind absolut identisch. Der Sound bei beiden gut bis fast schon sehr gut. Der Manchester Apollo Gig hat einen klareren Sound und ist vorzuziehen. Die Setlist ist edel: `Swords And Tequila`, `Fire Down Under`, `Altar Of The King`, `Don`t Hold Back`, `Overdrive`, `Outlaw`, `Road Racin`, `Rock City` sowie `Warrior`. Zwei solide klassische Sets mit starkem Gesang von Guy.

Die dritte CD enthält einen Gig vom Agora Ballroom in Cleveland, Ohio, ebenfalls aus dem Jahre 1981. Dieser dürfte Tapetradern allerdings bekannt sein. Der Sound ist etwas grenzwertig, da mit einem Grundrauschen unterlegt. Dennoch gut hörbar und besser wie mancher Gig aus Box eins.

Mit der vierten CD kommen wir in ganz andere musikalische Gefilde. Der 82er Gig wurde in Long Island, New York aufgenommen und hat Rhett Forrester als Sänger. Die Setlist ist dementsprechend auf das gerade damals veröffentlichte `Restless Breed` Album fokussiert. Der Sound ist sehr gut, auch wenn es in den Höhen etwas scheppert. Neben den `Restless Breed`-Klassikern wie `Loanshark`, `When I Was Young` oder dem Titeltrack des Albums probiert sich Rhett auch an Tracks, die weit über seinen stimmlichen Möglichkeiten waren. `Swords & Tequila` oder `Outlaw` seien hier zu nennen. Mit seiner Stimme gibt er diesen Songs eine ganz andere Note. Insgesamt eine ziemlich coole Show.

Auch auf der fünften CD ist Rhett Forrester der Sänger. 1983 in Staaten Island im Paramount Theater aufgenommen, ist es die Show mit dem schwächsten Sound der Box. Auch hier liegt das Hauptaugenmerk auf dem `Restless Breed` Album.

CD sechs nimmt uns mit auf einen riesigen Zeitsprung. Wir befinden uns im Jahre 1990 in Osaka, Japan. Tony Moore wirkt hier als Sänger und RIOT promoten in Japan das `Thundersteel` Album. Obwohl, es könnte auch die Tour zu `The Privilge Of Power` sein, denn von beiden Alben finden sich Songs in der Setlist. Moore singt gut, die Power der Truppe ist fühlbar und der Sound ist fast schon erstklassig. Interessant ist hier `Japan Cakes`, eine Art Instrumental mit Übergang in ein Gitarrensolo und dem weiteren, fließenden Übergang in `Bloodstreets`. An den Drums Bobby Jarzombek, der hier mit einem Drumsolo glänzen darf. Gute Show, guter Sound. Gute Momentaufnahme einer Band, die spielerisch Top aufgestellt war.

Mit CD sieben kommen wir wohl an die interessanteste CD der Box, auch wenn diese soundtechnisch einiges abverlangt. Man kann davon ausgehen, dass die meisten Tracks im Übungsraum über ein Mikro auf einem Taperecorder aufgenommen wurden. Die CD selbst hat den Titel `Fire Down Under-Era-„Live“ Rehearsal + Demo Writing 1980`. 13 Tracks finden sich auf diesem Silberling, einige Songs doppelt in verschiedenen Varianten und zudem drei Songs, die die Titel „Unknown“ tragen. Also Songs sowie Fragmente aus einer Phase, in der noch nicht abzusehen war, was daraus endgültig wird. Die Gitarre dominiert diese Tracks, wobei Gesang und Drums weit im Hintergrund zu hören sind. Mit `Misty Morning Rain` gibt es sogar einen fertigen Song, der es nicht auf das Album geschafft hat. Eine allerdings banale Hard Rock-Nummer mit typischem Achtziger Hard Rock-Flair. Das gleich gilt für `Shakin`Off The Angels`, welcher in zwei Versionen hier vorliegt. Beide Male als Akustikversionen. Hochinteressant ist die frühe Version von `No Lies`, die deutlich langsamer ist als die fertige Version. Auch geil, die kurze Akustikversion von `Altar Of The King`.

Der Silberling ist echt für Die-Hard-Fans gedacht, die alles von RIOT in und auswendig kennen und denen es nichts ausmacht, sich Soundfragmente späterer Songs im Rohformat reinzuziehen. Historisch betrachtet würde ich mal sagen: geiler „Scheiß“.

Insgesamt gesehen würde ich diese Box als die bessere Anschaffung ansehen: a) weil hier vom Sound her hochwertigere Shows erhältlich sind und b) weil Shows mit drei verschiedenen Sängern geboten werden und somit Vergleiche der verschiedenen Perioden möglich sind.

Für RIOT-Fans definitiv eine coole Sache, auch wenn der Bootleg-Charakter nicht ganz von der Hand zu weisen ist.

(ohne Wertung)