PlattenkritikenPressfrisch

SOLBRUD – Vemod

2017 (Vendetta) – Stil: Atmospheric Black Metal


Lars Ulrich. MERCYFUL FATE/KING DIAMOND. Vielleicht noch ARTILLERY. Mehr musikalisch Nennenswertes will mir auf Anhieb im Zusammenhang mit dem Königreich Dänemark partout nicht einfallen. Hatte ja Anfang dieses Jahres ein ganz spezielles, einzigartiges Erlebnis dort im südlichen Skandinavien. Kopenhagen, der 5. Februar. METALLICA – ´The Show That Should Not Be´. Ausgefallenes Konzert-Event, aber wenigstens noch ausgedehntes Sightseeing möglich. Prachtvolle Schlösser. Meerjungfrauen. Freetown Christiana. SOLBRUD kommen eben aus dieser wunderschönen Stadt und ´Vemod´ (dänisch für „Wehmut“) ist ihr bereits dritter Longplayer, produziert von keinem geringeren als eben dem Flemming Rasmussen of METALLICA-Fame.

Lediglich vier Songs mit einer durchschnittlichen Spieldauer von um die zehn Minuten weisen unmissverständlich den hierauf eingeschlagenen Weg. Episch. Atmosphärisch. Emotional ganz und gar fesselnd. Der Opener ´Det Sidste Lys´ etwa beginnt wie der Soundtrack zu einem, nebelverhangenen, tristen Novembertag. Kalter Regenschauer und leichter Donner setzen ein, werden schließlich von sanften Gitarren abgelöst und verfestigen sich in der Folge zu massiven, melodischen Riffs. Der komplette Black Metal-Sound wird somit gemächlich aufgebaut und entfaltet sich erst nach dem ersten Drittel. Rasante Tremolo-Chords schießen plötzlich pfeilschnell umher und werden durch umherwütende Blast Beats fortgetragen. Die Vocals von Ole Pedersen Luk wirken währenddessen wie gequälte Schreie aus einer Gruft. Grimmig und Furchteinflößend.

SOLDBRUD setzen im Verlauf ihrer Songs die wenigen Breaks und Tempowechsel genau an den richtigen Stellen. Die vier Dänen folgen diesem Muster nahezu über die gesamte Albumlänge hindurch und schaffen dabei oftmals sehr eindringliche Momente wie wir sie etwa von Bands wie WOLVES IN THE THRONE ROOM oder DEAFHEAVEN her kennen. Wenn etwa im melodischen Break des zweiten Songs ´Forwald´ die Rhythmus-Sektion das Tempo herunterfährt und die Gitarren langsam bedrohlich aufsteigen, entwickelt sich ihr Sound zu einer unaufhaltsamen Kraft von zugleich betörender Schönheit.

Atmosphärischer Black Metal mag zwar aufgrund seines Überangebots für manch einen inzwischen bereits ausgereizt zu sein. ´Vemod´ hingegen beweist einmal mehr, dass er auch mit einfachen Mitteln in seiner ganzen Wucht und Glorie als ein packendes Erlebnis auf einen hereinzubrechen vermag. Keine Spur von Wehmut hier, sondern Anmut.

(7,5 Punkte)