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RIOT – The Official Bootleg Box Set Volume 1 1976-1980

2017 (HNE Recordings/Cherry Red Records) – Stil: US Metal


Um eines gleich klar zu stellen, diese Box ist ohne Zweifel nur für Die-Hard RIOT-Fans gemacht. Jeder andere wird keinen Spaß damit haben. Aus dem Titel `Bootleg Box` kann sicher jeder normal denkende Metalfan dessen Soundqualität ausrechnen. Aber dazu später mehr.

Der Preis für die Box ist sportlich und verführt zum Kauf. Mit ca. 25-28 Euro im Mittel ist man gut dabei. Die Box selbst wirkt äußerlich sehr professionell. Harter Karton, in dem sich sechs CDs in simplen Papphüllen befinden, sowie ein 16-seitiges Booklet.

Die sechs Hüllen nebeneinander platziert ergeben das Wort RIOT:

Die Vorderseiten der Papphüllen wirken schlicht. Auf der Rückseite finden sich die Songtitel, der Aufnahmeort und ein bis zwei Fotos. Das Booklet ist gespickt mit sehr coolen, sehr alten Fotos, der Begleittext wurde von der britischen Journalisten-Ikone Malcome Dome geschrieben und offenbart nicht wirklich viel Neues. Soweit zur Hardware dieser Box.

RIOT-Fans werden den einen oder anderen Gig, der sich in der Box befindet, sicher durch Tape-Trading, heute mp3-Trading, kennen. Die Soundqualität bewegt sich hier und da im Grenzbereich und verführt nicht wirklich zum regelmäßigen Hören dieser CDs. Während der Castle Donnigton-Gig von 1980 mitten im Song `Angel` beginnt, ist der Sound irgendwie matt, aber durchaus vertretbar, auch wenn der Gesang deutlich im Vordergrund steht. Der Gig dürfte sicher einer der weitverbreitesten in der Tapetrader-Szene sein.

Musikhistorisch betrachtet sind sicher die Gigs von 1976 aus New Jersey hochinteressant. Gespickt mit einer Menge an Coverversionen und einer Band, die noch deutlich hardrockiger klang. Der Sound ist jedoch sehr, sehr bescheiden. Dagegen ist die Aufnahme von Bristol, UK, aus 1980 fast schon ein Juwel. Klasse Setlist, ein fast schon klarer Sound für Bootleg-Verhältnisse und eine Band, die überragend performt. Sicher DAS Box-Highlight.

Der Sound des Boston Gigs, ebenfalls von 1980, ist für das Alter und die Recording-Bedingung auch überrascht voluminös. Hier zuzuhören macht fast schon Spaß. Den Agora Ballroom-Gig aus Ohio habe ich in deutlich besserer Qualität hier auf Tape rumstehen. Warum der Sound auf dieser Veröffentlichung deutlich breiiger ist, bleibt ein Rätsel, zumal auch das Tape schon länger in der Traderszene erhältlich ist. Sound also weniger gut. Die Power der Band dagegen super.

Dass sich das Songmaterial der Gigs auf die ersten beiden Alben der Band konzentriert, ist klar, dies sagt ja eigentlich bereits der Titel der Box. So finden sich auf allen CDs weitgehend die gleichen Songs. Mit Ausnahme der New Jersey-Shows von 1976, wo wirklich viele Coverversionen aufgefahren werden.

Trotz der soundlichen Schwächen zeigt diese Box, dass RIOT schon damals über ein außergewöhnliches Potential verfügten. Für RIOT-Fans eine coole Sache, für jeden anderen: Hände weg.

Randnotiz: Die Informationen der Box besagen, dass die Aufnahmen alle aus den Archiven des verstorbenen Mark Reale stammen sollen. Gut möglich, aber was ist heutzutage schon noch glaubhaft.

(ohne Wertung)