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UNITOPIA – More Than A Dream – The Dream Complete

~ 2005/2017 (GEP) – Stil: Neo Prog ~


Zu Beginn des Jahrhunderts herrschte Friede, Freude, Eierkuchen – auf Erden als auch im zwischenmenschlichen Bereich Down Under. Die beiden Musiker Mark Trueack und Sean Timms lernten sich kennen, tüftelten jahrelang an ihrem Debüt und veröffentlichten dies nach acht Jahren endlich im Oktober 2005. Doch nach vier Alben war Schluss – mit der Freundschaft, mit der Band. Mark Trueack führte mit den anderen Bandmitgliedern unter dem Banner UNITED PROGRESSIVE FRATERNITY die geliebten Klänge fort, Sean Timms widmete sich seiner neuen Gruppe SOUTHERN EMPIRE in nicht allzu fernen Klangwelten.

Insofern war vor zwölf Jahren die Welt morgens um sieben noch in Ordnung. Farbenprächtig, blümerant feierten UNITOPIA ihr Debüt ´More Than A Dream´, das momentan als Wiederveröffentlichung erscheint. Ein fettes Triple-Digipak enthält das von Sean Timms und Matt Williams remasterte Original-Werk, weitere 70 Minuten mit Remixen altbekannter und von Matt als auch Sean neubearbeiteter Songs, sowie auf dem dritten Silberling Demos, Dance-Mixe sowie zwei allein nur anderweitig anzutreffende Longtracks (´Decameron Date 6 Tale 9´, beim gruppenreichen Konzeptwerk ´Decameron – 10 Days in 100 Novellas Pt. 2´ aufzufinden, und ´The Outsider´, ursprünglich auf ´The Stories of H. P. Lovecraft´). Hinzu gesellt sich der unveröffentlichte Song ´Haunted Storm´ und der Schwanengesang von UNITOPIA, ein neuer Song von Mark Trueack und Sean Timms namens ´The Dream Complete´.

Es benötigt dabei nur wenige Sekunden, um im schillernden Sound aus Prog Rock, World Music, Jazz und einer Pop-Anziehungskraft Platz zu nehmen. Sobald die Keyboards wie in einem schwülstigen Schwarz-Weiß-Film hochgehen und ihre Fanfaren ausstoßen, jedoch nur von donnernden Schlagzeugschlägen zur Besinnung gerufen werden, dann befindet sich der Hörer längst um kurz nach sieben im Reich von UNITOPIA, in dem der schnelle Schwenk zwischen hartmetallischen Klängen in akustisch-poppige Bereiche vollzogen werden konnte (´Fate´). Besonders zwischen Peter Gabriel und FISH durften sich einst die Longtracks ausleben (´Justify´), gerne pulsierend die Kurzform in Pop-Nähe (´More Than A Dream´). Mit African-Beats schrieben sie ihren eigenen Song for Africa (´Take Good Care´), ihr eigenes sakral weihnachtliches Liedgut (´There’s A Place´), ließen gar den Swing wedeln (´Unitopia´) und einen Neo-Prog-Biker-Song aufheulen (´Ride´). Da konnten alteingesessene Progster über solch lässige Rhythmen nur die Nase rümpfen (´Slow Down´). Gleichwohl war ´More Than A Dream´ ein enthemmter neo-progressiver Einstand, der trotz allzu vielfarbigem Coverartwork, jetzt restauriert von Ed Unitsky, den Menschen auch nach acht am Morgen noch Freude schenkte, allemal nunmehrig in der opulenten Wiederbelebung ´The Dream Complete´.

(7 Punkte)