PlattenkritikenPressfrisch

NARYAN – Black Letters

2016 (Inverse Records) – Stil: Prog / Folk / Rock / Metal


Die Veröffentlichung des zweiten Albums von NARYAN jährt sich im Januar bald zum zweiten Mal und da die Finnen in diesen Monaten des kommenden Jahres im Begriff sind, über ‚Progressive Gears Records‘ ein neues Werk herauszubringen, ist spätestens jetzt die Zeit gekommen, über die Band zu schwelgen.

Die Geschichte beginnt Anfang des Jahrhunderts als die beiden Gitarristen Lauri Kovero und Harri Rantanen aus Tampere dem instrumentalen, progressiven und melancholischen Rock auf den Spuren von PINK FLOYD, KING CRIMSON und KINGSTIN WALL frönen. Als Harri Rantanen den Spaß an der Musik verliert, will Lauri Kovero das Projekt natürlich nicht beenden und findet in kurzer Zeit neue Mitstreiter, um eine echte Band für seine geliebte Musik zusammenzustellen. Aber unzählige Mitgliederwechsel und Demo-Veröffentlichungen später, kommt sogar nach dem selbstbetitelten Debüt in 2013 keine Ruhe in das Bandgefüge. Runderneuert sollte ´Black Letters´ drei Jahre später zum strahlenden, bisherigen Band-Highlight werden.

Ihre melancholisch folkgeprägte Rockmusik ist ein Ohrenschmaus für all die grauen Herbsttage, also 365 Tage im Jahr. Atmosphäre, Dramatik und Opulenz werden bei NARYAN ganz groß geschrieben. Langsam steigert sich über das gesamte Werk hinweg die Stimmung, um zwischenzeitlich besinnlich im tiefsten Innern zu verweilen und erneut bis zum Siedepunkt anzuschwellen. Erst mit Geige und im Sinne eines Singer-/Songwriters beginnend, schraubt sich die Musik sogleich an glühenden Emotionen empor (´Black Letters´). Da wird die Seelenlage umgehend härter und flotter in Anspruch genommen (´My End Leaf´), ehe sich Flöten und Cello düsterer gebären, aber weiter ins Licht zum Höhepunkt streben. Anschließend nehmen sich NARYAN zurück, Bassistin Eveliina Sydänlähde stellt sich mit Sänger Tommi Niemi gesanglich ins Rampenlicht, während die Elektronik anfängt zu pulsieren und die Geigenstreicher zunehmen (´I Promise You´). Diese ziehen sich sodann weiterhin durch die Musik und treiben den Song in die Höhe (´In Silence´). Endlich stürmen auch die Gitarren wieder mit voller Schwerkraft ins Geschehen (´Together In This´), die folkloristische Schönheit sprießt auf (´Sleeping Beauty´) und das Klavier animiert solange zum Tanzen (´Hey Girl´) bis die Eruption ihren Klimax erreicht und doch real anklingendes Geschrei diesen verkündet (´764´). All diese melancholischen Knallausschweifungen, die von der Band den Genießern von ANATHEMA, KATATONIA, PINK FLOYD und PORCUPINE TREE anheimgestellt wird, sollten weit mehr noch die von HUMAN DRAMA und ruhigeren GREEN CARNATION sowie PAIN OF SALVATION betören.

(8 Punkte)

https://naryan.bandcamp.com/album/black-letters
http://www.naryanband.com/

https://www.facebook.com/naryanband/