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TOMMY FINKE – Ein Herz für Anarchie

2017 (Independent/Broken Silence) – Stil: Singer-/Songwriter


Tommy Finke ist weder ein neuer noch der typische Singer-/Songwriter.

Allein der Titel seines vierten Werkes ´Ein Herz für Anarchie´ spricht die Gedanken seines Erschaffers prägnant aus. Im Herzen ein Punker geblieben, lebt sich der seit 2015 als musikalischer Leiter des Schauspiels Dortmund tätige Musiker weiterhin als Songwriter aus.

Dennoch dürfte er mit seinem aktuellen Werk geradewegs zwischen den Stühlen der Mitbewerber Platz nehmen. Ob er eine Konkurrenz für James Blunt und Ed Sheeran darstellt, ist fraglich, aber zur Kategorie des mittlerweile allzu weinerlichen, deutschen Songwritertums kann er nicht gezählt werden, zur Grandezza Wader, Mey oder heutzutage Philipp Poisel ebenfalls nicht.

Selbst in 2017 sitzt ihm nach der ´1000 Meilen´-EP (2004) sowie den Alben ´Repariert, was Euch kaputt macht´ (2008), ´Poet der Affen´ (2010) und ´Unkämmbar´ (2013) immer noch der Schalk im Nacken. Denn selbst beim sentimentalen Spaziergang mit der Freundin fällt ihm eher die nach Kotze riechende Seitenstraße auf. Hofft gleichwohl auf eine Postkarte von dieser Dame und „nicht diesen Internetscheiß, den man eh wieder vergisst“. Doch selbst in den Hinterhöfen von Berlin, in denen er sich mit dieser hautnah rieb, „wurd ´n Starbucks gebaut“; folglich sollen die doch zur Hölle fahren – „Gentrifizierung galore“. Aber selbst in der Nacht muss der Großstädter an das Grün der Natur denken und leckt stattdessen „an 9-Volt-Blockbatterien“. Und selbst in Gedanken an die Geliebte in der Ferne bleibt die Frage offen, ob sie „noch immer nach Lavendel? oder nach Benzin?“ riecht. Selbst David Bowie wird nicht vergessen und erhält selbstredend als Tribut einen gleichnamigen Song, der mehr an MOTT THE HOOPLE als an RIO REISER oder BOSSE erinnert. Selbst … Selbstbeobachtung.

(7,5 Punkte)

https://www.facebook.com/tommyfinke.music/