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ANTICHRIST – Sinful Birth

2017 (I Hate) – Stil: Oldschool-Thrash


Als „künftigen Klassiker“ hat Fenriz das Debüt der schwedischen Speedfreaks ANTICHRIST vor sechs Jahren bezeichnet. Etwas zu hoch gegriffen vom Underground-Kauz, trotzdem macht ‚Forbidden World‘ mit seinem wohltemperierten Mix aus ‚Hell Awaits‘, ‚Pleasure To Kill‘ und ‚Sentence Of Death‘ auch heute noch mehr Spaß als die meisten Genrebeiträge der jüngeren Vergangenheit. Verständlich also, dass die Oldschool-Gemeinde kaum ein Thrash-Album mehr herbeigesehnt hat als ‚Sinful Birth‘, das Zweitwerk der Vaxjö-Bande. Doch ums vorwegzunehmen: Leider zieht das gute Stück den Kürzeren gegenüber ‚Forbidden World‘. Und zwar deutlich.

An der Zutatenliste liegt’s nicht. Die Chose klingt auch dieses Mal, als wäre sie – um im Fenriz-Duktus zu bleiben – „1986 in Kanada aufgenommen worden“: Lofi-Raserei mit Schaum um die Lefzen. Frontschnauzer Anton „Steken“ Sunesson (Jahrgang 1987) bellt genauso heißer wie vor sechs Jahren, hat die hohen Araya-Schreie aber auf ein Minimum reduziert. Das wäre nicht weiter schlimm, würden die Songs auch nur annähernd die Ideenfülle des Debüts erreichen. Doch mit Ausnahme des vorab veröffentlichten ‚Burned Beyond Recognition‘ will sich auf ‚Sinful Birth‘ nichts in die Hirnrinde brennen. Prägnante Riffs und Breaks muss man mit der Lupe suchen, auch das Zehn-Minuten-Instrumental ‚Chernobyl 1986‘ fällt gegenüber seinem interessanten ‚Forbidden World‘-Pendant ‚Minotaur‘ klar ab.

So bleibt unterm Strich ein zwar energiereiches, aber auch rasch ermüdendes Retro-Thrash-Album, mit dem ANTICHRIST ihre Stellung nicht werden halten können. Schade drum.

(6,5 Punkte)