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NEUSCHWANSTEIN – Fine Art

~ 2016 (LongBow Records) – Stil: Klassik / Sinfonischer Artrock ~


Verblüffendes aus dem Hause NEUSCHWANSTEIN. Nach all den Jahren erscheint aktuell ein neues Werk der Band, die in 1978 den wahrhaftig bedeutenden Klassiker des Progressive Rock ´Battlement´ und damit eine der exzellentesten Produktionen aus deutschen Landen veröffentlichte, selbst wenn sie dabei nicht nur aufgrund ihres französischen Sängers Frédéric Joos an GENESIS oder CAMEL erinnerte. Und das neue Werk namens ´Fine Art´ enthält tatsächlich junge Kompositionen. Nicht wie vor neun Jahren, als mit ´Alice In Wonderland´ ein verschollenes Album erschien, dessen Kompositionen zeitlich weit vor ´Battlement´ zurückreichten und die Aufnahmen selber aus 1976 stammten.

NEUSCHWANSTEIN bestehen 2017 schlicht aus Keyboarder Thomas Neuroth, der neben der Geigerin Sabine Fröhlich, den Flötisten Gudula Rosa und Gary Woolf, Keyboarder Karel Szelnik sowie Drummer Rainer Kind, seine zwei Wunschgitarristen, den österreichischen Gitarrist, Komponist und Musikproduzent Robby Musenbichler (u.a. TOKYO) und Valentin Neuroth, engagieren konnte. Und da Thomas Neuroth der Band ursprünglich ihren Namen gab und sie als sein eigenes Kind bezeichnet, fiel ihm die Entscheidung, als NEUSCHWANSTEIN den Neubeginn zu wagen, nicht allzu schwer.

Erstaunlicherweise ist ´Fine Art´ ein instrumentales Werk geworden. Ohne Sänger, lassen die neuen NEUSCHWANSTEIN, die sechs Jahre und mehrere Anläufe zum Comeback benötigten, auf zehn Songs, darunter drei Adaptionen von Claude Debussy, Camille Saint-Saens und J.A.P. Schulz, die unterschiedlichen Welten des Progressive Rock und der klassischen Musik verschmelzen. Feierlich spielen NEUSCHWANSTEIN in bester Orchesterdarbietung zu ´Fêtes´ zwischen piano und forte auf. Der zweite Satz des Orchesterwerks ´Trois Nocturnes´ des französischen Komponisten Claude Debussy legt dies fulminant offen. Romantik und Moderne vereinen sich mit der Gegenwart. Hinzu gesellt sich die musikalische Umsetzung des berühmten Abendlieds von Matthias Claudius ‚Der Mond ist aufgegangen‘, vertont von Johann Abraham Peter Schulz, und der erste Satz ‚Allegro moderato‘ der Bassoon Sonata von Camille Saint-Saëns als ´Wehmut, stark wie Banyuls´. Aber auch die Eigenkompositionen wie die Flöten-/Streicher-Wohltat ´Per Omnem Vitam´ oder das dramatisch-dunkle Klassik-Rock-Konglomerat ´The Angels Of Sodom´ begeistern nicht weniger.

Kleine Klavier- oder Hörspielimpressionen, etwa ´God’s Little Plan´ sowie ´Die Geschichte vom kleinen Hähnchen´, schmücken als Interludien diese Neubelebung, die es als Silberling im feschen Digipak oder als 140g-Vinyl, hier dann leider ohne die Komposition ´The Distributor´, einzufangen gilt.

(8 Punkte)

http://www.longbowrecords.de