Livehaftig

DANKO JONES, AUDREY HORNE

~ 26. März 2017, München, Backstage Werk ~


Bon Scott! Phil Lynott! Chuck Berry! Lemmy Kilmister!! Das sind die erwartbaren Namen, die DANKO JONES bei seiner letzten Zugabe ‚Bring On The Mountain‘ ins durchgeschwitzte Fanvolk schmettert. Doch der Horizont des Rock’n’Roll-Königstigers aus Toronto ist weiter als sein eigenes Genre. Und so kommen auch Whitney Houston, Prince, David Bowie, George Michael und Barry White zu ihren Tribut-Ehren. Große Klappe – noch größeres Herz.

Und massivste Gaudi! Die Energie, die Herr Jones und seine zwei Mit-Berserker an Bass und Schlagzeug an diesem Sonntagabend an der Friedenheimer Brücke erzeugen, würde die Münchner S-Bahn wohl eine ganze Woche lang antreiben – vermutlich in doppelter Geschwindigkeit.

Natürlich ist nicht jeder Song ein Meisterwerk der Kompositionskunst, das würde Danko als Allerletzter behaupten. Doch was den Unterhaltungswert angeht, den Spaß an der Freud, da muss dem Mann erst jemand das Wasser reichen. Bereits beim an vierter Stelle platzierten ‚First Date‘ formt sich ein veritabler Moshpit (mit reger Frauenbeteilgung), spätestens ab ‚Forget My Name‘ ist der größte Teil der Halle auf Autopilot gen Rockaway Beach unterwegs. Die Lieder des neuen ‚Wild Cat‘-Albums fügen sich harmonisch in den Set, Knautschgesicht Danko genießt die Ovationen und kann es kaum fassen, dass der Sonntag hier in Munich ein gefühlter Samstag ist. Als es ein Frechdachs wagt, zwischen zwei Songs laut „room for improvement!“ zu plärren, gibt’s nicht nur einen grimmiges Grinsen retoure, sondern auch Einblicke ins Jones’sche Privatleben: „You’re like my mum!“

Die dürfte inzwischen stolz auf ihren berühmten Sohnemann sein. Immerhin ist er mit seinem schwarzen Hemd tadellos angezogen, auch an den Manieren gibt’s kaum was auszusetzen, sofern man sich von Zungengeschlabber und Fisting-Witzen nicht auf den Schlips getreten fühlt. Womit wir auch schon bei der Vorband wären.

 

Die Norweger AUDREY HORNE mit Krawattenmann Toschie an der Rampe sind die perfekte Ergänzung auf dieser Rundreise. Technisch über jeden Zweifel erhaben und tight ohne Ende feuern die fünf Wahnsinnigen einen Hitmix der jüngsten beiden Alben durch die PA.

Auch einen neuen Song stellt Toschie vor. Viel IRON MAIDEN, starker Refrain – macht Appetit aufs nächste Langeisen. Zum grandiosen Finale mit ‚Blaze Of Ashes‘ geben die beiden Gitarristen Thomas Tofthagen und Arve Isdal (u.a. ENSLAVED) ihre fabulösen Twinsoli inmitten des staunenden Publikums zum Besten. Toschie ist sowieso mehr im Fotograben als auf der Bühne unterwegs. Ein Tier in Menschengestalt. Weiße Hemden helfen da gar nichts.