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INFERNÄL MÄJESTY – No God

2017 (High Roller Records) – Stil: Thrash /Death Metal


Mit ihrem selbstbetitelten 1986er Demo und dem ein Jahr später veröffentlichten ‚None Shall Defy‘-Album haben sich INFERNÄL MÄJESTY nicht nur eine Säule in der Ruhmeshalle des Thrash Metal gesichert, die technische Brillanz und grenzensprengende Intensität der Songs war gleichzeitig wegweisend für Bands wie MORBID ANGEL, DEATH oder auch CANNIBAL CORPSE, deren Karrieren indes ungleich erfolgreicher verlaufen sollten als die der Satansbraten aus Vancouver.

Labelprobleme, Streitereien ums Geld und tausend andere Widrigkeiten ließen INFERNÄL MÄJESTY im bittersüßen Status der Kultband versanden. Immerhin schafften es die beiden Gitarristen Kenny Hallman und Steve „Terror“ zusammen mit Shouter Chris Bailey zwei weitere Alben zu veröffentlichen: ‚Unholier Than Thou‘ (1998) und ‚One Who Points To Death‘ (2004), die trotz unbestreitbarer Klasse und wohlwollender Kritiken leider ziemlich untergingen. Eine (Wieder)entdeckung lohnt sich in beiden Fällen – auch zur Einstimmung auf den vorliegenden Comeback-Donnerkeil namens ‚No God‘.

30 Jahre nach ‚None Shall Defy‘ ist es INFERNÄL MÄJESTY tatsächlich gelungen, dem Klassiker ein weiteres Ausnahme-Album zur Seite zu stellen, das die Band mit der Unterstützung ihres fähigen Labels mindestens auf die Bühnen der großen Underground-Festivals hieven sollte. Mit der neuen Rhythmusgruppe Daniel Nargang (Bass, Ex-INTO ETERNITY) und Drummer Kiel Wilson laden die Veteranen zu einem Parforceritt durchs dunkle Grenzgebiet zwischen Thrash und Death Metal, der trotz seiner beachtlichen Länge von 62 Minuten keine Durchhänger kennt und alles niedermäht, was sich ihm in den Weg stellt.

‚Enter The World Of The Undead‘ ist als Eröffnungsnummer perfekt gewählt. Von Null auf Hundert in 0,3 Sekunden, Blastbeats, Reißer-Riffs der Premiumklasse, dazu Baileys guttural geiferndes Organ und ein sinistres Melodie-Break – da fällt es kaum ins Gewicht, dass der Refrain nur Mittel zum Zweck ist. Umso heftiger trifft einen die geballte Ladung beim anschließenden ‚In God You Trust‘, einer Midtempo-Nummer, für die Kerry King heutzutage seine Armband-Sammlung feilbieten würde.

Kollege Hanneman selig dürfte speziell bei ‚Another Day In Hell‘ aus seinem jenseitigen Jacuzzi lächeln. Die geschickt verwobenen Anleihen bei ‚Mandatory Suicide‘ und ‚Dead Skin Mask‘ sind zu offensichtlich, um nicht als Hommage an den König des Thrash gemeint zu sein. Der im Vergleich zu SLAYER deutlich verschachteltere Ansatz, in dem INFERNÄL MÄJESTY ihren Landsmännern von SACRIFICE ähneln, offenbart sich vor allem in Nummern wie ‚Kingdom Of Heaven‘, dem vorab veröffentlichten ‚House Of God‘ und dem todgeilen Rauswerfer ‚Extinction Level Event‘, während sich die Veteranen beim Titeltrack und der 9/11-Nummer ‚Nation Of Assassins‘ auf maximale Durchschlagskraft konzentrieren.

Schon lange hat eine Tracht Prügel nicht mehr so viel diabolische Freude bereitet wie ‚No God‘. Welcome back, INFERNÄL MÄJESTY! Die europäischen Bühnen warten auf Verwüstung!

(8,5 Punkte)