Redebedarf

RA´S DAWN

Interview mit Olaf Reimann


Die Jungs von RA´S DAWN haben eine ganz schöne Rakete mit ihrem neuen Werk gezündet. Sänger Olaf Reimann stand uns auch prompt für ein Interview zur Verfügung. Also, ´From The Vile Catacombs´ in den Player, aufdrehen und unseren kleinen Talk genießen:

Hallo Olaf! Glückwunsch zum neuen Album. Aber warum mussten Eure Anhänger gute acht Jahre auf den Nachfolger von ´At the Gates Of Dawn´ warten?

Danke! Na ja, der wichtigste Grund ist wohl, dass die Produktion von so einer CD richtig viel Kohle kostet! Und da wir alles selbst bezahlen, kann man nicht mal eben jedes Jahr ein paar tausend Euro investieren. Wir machen in dieser Hinsicht auch keine halbe Sachen. Eine qualitativ minderwertige Produktion zu veröffentlichen, käme heute für uns nicht in Frage. Aber davon abgesehen sind wir wohl auch nicht die Flinksten im Songwriting. Und ab dem Tag, als wir uns entschlossen haben, mal wieder ein kleines Vermögen in eine neue CD zu stecken, ist die Zeit nur so gerannt. Da sind ein paar Jahre ratzfatz vorbei.

Zuletzt habt Ihr in den Kohlekeller Studios von Kristian Kohlmannslehner aufgenommen, diesmal wieder. Eine gute Entscheidung, oder?

Oh, ja! Schon die damals erste Zusammenarbeit mit „Kohle“ beim ´At The Gates Of Dawn´-Album war super. Recht entspannt, aber auch sehr produktiv. Ich kann jeder Band die Kohlekeller Studios nur wärmstens empfehlen! Allerdings ist Kohle nach dem riesigen Erfolg der POWERWOLF-Platte, die er produziert hatte, wohl noch gefragter, als er es eh schon war …

Für mich als Sänger war die Zusammenarbeit mit Kohle diesmal noch ein bisschen unaufgeregter als beim letzten Mal. Man kennt sich bereits, kennt die Gegebenheiten und weiß, was zu tun ist. Es hat echt viel Spaß gemacht!

Die Produktion eines Tommy Newton, wie zu Debüt-Zeiten, vermisst Ihr dabei nicht?

Tommy hat damals die Platte bewusst so klingen lassen wie sie klingt. Das war aus damaliger Sicht auch absolut in Ordnung. Mittlerweile ist viel Zeit vergangen. Man darf nicht vergessen, dass wir zu dem Zeitpunkt fast keine Studioerfahrungen hatten und dann die ‚Area 51‘-Studios betraten, in denen so viele tolle Platten entstanden sind. Alleine das war schon ein Erlebnis! Als Tommy mir vorm ersten Take erst mal erzählt hat, wer schon alles durch das Mikrofon gesungen hat, in das ich da gleich reinhusten werde, hat das nicht gerade zur Beruhigung beigetragen! Er hat uns so viele Stories und Anekdoten erzählt, die man sonst nie erfahren würde. Und ich denke, er hat uns viel beigebracht, das wir dann in die nächsten Aufnahmen einfließen lassen konnten.

Wann habt Ihr eigentlich Euren Keyboarder aus der Band katapultiert?

„Katapultiert“ haben wir ihn natürlich nicht. Wenn ich mich recht erinnere ist Philipp damals nach der `At The Gates…´ weggezogen und er hat sich auch musikalisch in eine etwas andere Richtung orientiert. Aber wenn es darum geht, sich zu erinnern, komme ich mir manchmal wie Ozzy vor! Wahnsinn, wie viele Details einem Hirn verloren gehen können! Dabei ist mein Lebenswandel in keinster Weise mit dem des Prince Of Fucking Darkness zu vergleichen …

Seht Ihr Euch dadurch nun erst richtig als echte Heavy Metal-Band oder wurden Euch die progressiven Ansätze früher nur angedichtet?

Oh, das ist wohl ein schwieriges Thema. Gute Frage! Nun, spätestens ´From The Vile Catacombs´ ist meiner Meinung nach tatsächlich eine „richtige“ Heavy Metal-Platte geworden. Aber was waren dann die Platten davor? Mit dem Begriff „progressiv“ tue ich mich grundsätzlich etwas schwer. Wirklich progressiv im ursprünglichen Sinn des Wortes waren eigentlich nur beispielsweise DREAM THEATER oder FATES WARNING, die tatsächlich für eine Entwicklung innerhalb eines Genres gesorgt haben. Alleine deshalb ist der Begriff mir ein bisschen „zu groß“ im Bezug auf unter anderem unsere Band. Ich glaube, dass wir im Grunde schon immer Heavy Metal gemacht haben, der vielleicht nicht ganz so leicht zugänglich ist, wie bei einer Band, die nach dem „Schema F des Metal-Songwritings“ agiert. Ich hoffe aber, man hört unserer neuen Scheibe an, dass wir wissen, wie Heavy Metal geschrieben wird! Nimm` den Song ´Crusher´ als Beispiel: HEAVY METAL! Oder?!

Was erzählst Du einem fremden Dritten, welche Musik Deine Band spielt?

„HEAVY METAL!“ Hahaha!

Dann haben wir das ja geklärt. haha. Welche musikalischen Vorbilder hattest Du früher, als Ihr die Band gestartet habt, und welche habt Ihr heutzutage noch?

„Musikalische Vorbilder“ sind`s zwar nicht unbedingt (denn man sollte sich die Ziele nicht zu hoch stecken, haha), aber ich glaube, wir fahren alle auf SYMPHONY X ab. Das war wohl schon immer der größte gemeinsame Nenner. Bei dem einen kommt dann noch beispielsweise RUSH oder bei dem anderen IN FLAMES dazu. Vor allem John und ich stehen natürlich auch auf die „alten Helden“ wie z. B. JUDAS PRIEST, IRON MAIDEN und viele mehr. Ich persönlich habe im letzten Jahr noch VEKTOR für mich entdeckt. Grandios!

Hattet Ihr diesmal eine andere Herangehensweise, als es an das Songwriting ging?

Unsere Songs entstehen und entwickeln sich nach und nach. Es gab keinen Zeitpunkt, an dem wir gesagt haben: „..und jetzt schreiben wir neue Stücke!“ John erledigt hier fast die komplette Arbeit. Das heißt: Er bereitet meist seine Ideen zuhause schon so weit vor, dass er mit kompletten Aufnahmen inklusive programmierter Drums- und Bass-Spur in den Proberaum kommt (leider immer ohne Gesang – das würde ich zu gerne mal hören, John! haha). Daran orientiert sich dann die Band, wobei sich natürlich einzelne Parts noch verändern können. Eine Ausnahme gibt es: Bei ´Crusher´ kam Marek mit dem ersten Riff um die Ecke …

Diese Vorgehensweise praktizieren wir schon immer so, wobei es mich persönlich sehr interessiert, was passieren würde, wenn wir bei einem Bierchen im Proberaum einfach mal Musik hören würden und dann spontan mit einer Art Jam-Session loslegen würden. Wer weiß?

Die lyrische Umsetzung von Geschichten aus dem alten Ägypten wollt Ihr aber weiter verfolgen?

Ich glaube nicht, dass es jemals eine Platte von uns geben wird, ohne einen Bezug zum ägyptischen Thema. Schon bei der Wahl des Bandnamens waren wir uns einig, dass das alte Ägypten genug Themen für uns bietet.

MAIDEN, MERCYFUL FATE, DIO, ICED EARTH und viele mehr haben bereits Songs darüber geschrieben, von NILE erst gar nicht zu reden. Was macht für Euch den Reiz daran aus?

Zunächst hat John als Hauptsongwriter ein großes Interesse am alten Ägypten. Dass auch schon andere darüber Songs verfasst haben, juckt dabei wenig. Schau dir mal die anderen „typischen“ Metal-Themen an: Den Tag möchte ich erleben, an dem kein Reiz mehr besteht, einen Song über Wikinger zu schreiben! Haha, nee, im Ernst: Ich vermute, dass die orientalischen Skalen für einen Gitarristen und Songschreiber wie John in erster Linie den besonderen Reiz ausüben. Und ein Text über Götter und die Gemetzel, die in den alten Sagen stattfinden, passt einfach super zur metallischen Mucke! Aber es finden sich darüber hinaus ja immer auch genügend andere Themen für unsere Platten, so dass weder uns noch dem Hörer langweilig wird.

Wovon handeln denn die Texte der Songs diesmal im Einzelnen?

Kurz gefasst: ´Inside Out´ dreht sich um die Dummheit der menschlichen Rasse. Bei ´Crusher´ dachte ich an das Monster auf dem Cover von PRIESTs ´Defenders Of the Faith´. ´Ghosts Of My Mind´ handelt vom Gefangensein in der menschlichen Maschinerie. Im ersten „ägyptischen“ Song ´Soraya´s Eyes´ spielt ein übler Dämon die Hauptrolle, dem man(n) besser nicht begegnen sollte. In ´Speak To The Dead´ wird jemand verrückt durch Stimmen, die er (nein – ich sollte besser „sie“ sagen, näheres dazu aber im Booklet der Scheibe) ständig hört. Mit einem gewissen Augenzwinkern ist ´(We Play) The Music Of The Devil´ gemeint: Man sagt ja Rock ´n´Roll sei die Musik des Teufels. Das greifen wir doch gerne auf! Wichtigste Aussage hier: „We`re millions strong – Metal will live on!“ haha. ´Revenant Soul´ beschreibt wie sich ein sogenannter Wiedergänger so fühlt und ´From The Vile Catacombs Of Sahure´ ist eine kleine, feine Horrorstory aus dem alten ägyptischen Reich rund um den Pharao Sahure.

Mit WASP, DORO, THRESHOLD, GRAVE DIGGER und RAGE konntet Ihr bereits Konzerte geben, welche Traumkonstellation schwebt Euch in der Zukunft vor und was ist in den nächsten Monaten geplant?

Ehrlich gesagt, ein Traum wäre es überhaupt regelmäßiger zu spielen! Heutzutage ist es sehr schwer, an vernünftige Gigs ranzukommen. Sollte also irgendjemand da draußen Bock auf uns haben, kontaktiert uns über www.ras-dawn.com! Wir werden uns mit einem ehrlichen, intensiven Gig revanchieren! Wir werden den einen oder anderen Auftritt in unserer Region rund um Koblenz absolvieren, hoffen auf gute Resonanzen zu ´From The Vile Catacombs´ und werden aus den Käufern der Platte, die uns namentlich bekannt sind, einige Wohnzimmerkonzerte verlosen! Also: Einfach mal nach dem Kauf der Platte über die Website oder facebook eine Nachricht an uns senden, mit etwas Glück spielen wir bei dir zuhause, lieber Leser! Haha.

 

 

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